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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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seiner Hand tropfte Blut auf den staubigen Betonboden und hilfsbereite Menschen scharten sich um ihn. Jemand drückte ein Papiertaschentuch auf die Schnittwunde, irgendwo hörte man die Sirene eines Polizeiautos.
     
    Zwei wohnungslose Männer lagen auf der Sonnenseite des hohen Bretterzauns, der den Bahnhof Toulouse von einer Baustelle trennte. Zwischen sich hatten sie eine Weinflasche, ein frisches Baguette und einen jungen Hund, um den sie sich gerade stritten.
    Die beiden verstummten, als hinter ihnen der zwei Meter hohe Bretterzaun erzitterte und ein kräftiger Mann mit schwarzen Jeans und langen Haaren neben ihnen keuchend ins Gebüsch fiel. Das Staunen der beiden Obdachlosen kannte keine Grenzen, als sich der Ankömmling umstandslos die Perücke abnahm, die dicke Jacke |15| abwarf und die Jeans auszog. Darunter kam ein eng anliegender Joggingdress zum Vorschein. Im Nu hatte sich die Hippie-Gestalt in einen durchtrainierten Läufer verwandelt, der einen City-Rucksack auf dem Rücken trug.
    Nachdem er die schnelle Verwandlung hinter sich hatte, rannte der sehnige Mann die wenigen Hundert Meter in den nahe gelegenen Park und setzte sich dort auf eine Bank an einem Teich. Er nahm den Rucksack ab und wog mit den Händen das Gewicht des Computers, den er dem Aktenkoffer entnommen hatte. Gute Kondition, Intelligenz und Schlauheit   – er wusste, dass er all das weiterhin brauchen würde. Major Andrej Sabalin besaß genug davon. Seine gesamte Laufbahn hatte er beim GRU absolviert, beim Militärgeheimdienst der Sowjetunion und später Russlands.
    Der Major lächelte der französischen Frau zu, die mit ihrer kleinen Tochter an der Hand vorbeiging. Noch etwa eine Stunde und er würde wieder neue Kleider bekommen. Er würde mit dem Zug über Marseille nach Nizza fahren und von dort mit einer Frühmaschine der Lufthansa nach Moskau fliegen.
    Bis jetzt war alles planmäßig verlaufen.

|16| 3
    Mit dem Stadtplan in der Hand suchte Aaro von der U-Bahn -Station aus den Weg zur Johann-Emmer-Straße. Niko ging neben ihm, in der Hand den Zettel, auf dem er im Internetcafé die technischen Daten des Wagens notiert hatte, der verkauft werden sollte. Der Verkäufer hatte am Telefon vernünftig geklungen und das Auto war vielversprechend. Äußerst vielversprechend.
    »Automatik, Klimaanlage, Schiebedach, Tempomat«, zählte Niko zum wer weiß wievielten Mal auf.
    »Komm mal wieder runter! Irgendeinen Grund muss es für den niedrigen Preis geben.«
    »Der wird von privat verkauft. Das reicht doch als Erklärung.«
    »Hier ist die Hausnummer 87.   Und da drüben ist Eingang C   …«
    »Und da steht das Auto«, sagte Niko, ohne seine Begeisterung verbergen zu können.
    Der silbergraue E-Klasse -Mercedes stand ein bisschen abseits der anderen Autos auf dem Parkplatz. Motorhaube und Kofferraumdeckel waren aufgeklappt, die Türen geöffnet. Gerade stieg ein großer, blonder Mann aus dem |17| Wagen, ziemlich jung und ziemlich ordentlich angezogen. Das musste Herr Scheel sein.
    Schon am Telefon hatte Aaro gemerkt, dass Scheel nur wenig Englisch konnte, aber an seinem Auto war tatsächlich nichts auszusetzen: saubere Ledersitze, makellose Lackierung, Alufelgen. Sogar in Aaros Augen sah es großartig aus. Ein bisschen zu großartig. Warum war es nur so billig?
    Aaro fragte Scheel direkt danach, aber dessen Englisch reichte für eine detaillierte Erklärung nicht aus. Am Ende wurde Aaro dann aber doch klar, dass der Mann sein Auto verkaufte, weil er einen Dienstwagen bekam.
    »Einen Besseren als den kriegst du nirgendwo«, sagte Niko mit vor Enthusiasmus zitternder Stimme. Wie es sich für einen erfahrenen Gebrauchtwagenkäufer gehörte, runzelte er aber trotzdem die Stirn und wies Aaro mit großen Gesten auf winzige Flecken auf dem Fahrersitz und zwei mikroskopisch kleine Kratzer auf der Motorhaube hin.
    Aaro war der gleichen Meinung. Das Auto machte einen guten Eindruck. Der Verkäufer allerdings nicht. Dieser Herr Scheel passte einfach nicht hinter das Steuer eines Mercedes-Benz.
    Niko ärgerte sich über Aaros Zögern. »Wir wollen schließlich das Auto kaufen und nicht den Verkäufer«, schnaubte er, nachdem sie sich zur Beratung zurückgezogen hatten. »Wenn wir hier nicht zuschlagen, sind wir die letzten Deppen.«
    Oder gerade nicht, dachte Aaro, wagte es aber nicht, Niko weiter zu reizen.
    |18| Sie machten eine kurze Probefahrt über die Parkplätze zwischen den Wohnblocks und setzten anschließend die genaue Besichtigung des

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