Mission Spyflight
Papiertaschentuch, klappte seinen Laptop auf und ging zu einer PowerPoint-Präsentation über.
»Die Feldversuche nächste Woche werden zum ersten Mal zeigen, wo wir stehen. Hoffentlich können wir den EAD S-Leuten zeigen, dass wir unseren Job gemacht haben. Obwohl man uns gegenüber skeptisch gewesen ist.«
»Es wird höchste Zeit, dass die Welt endlich glaubt, dass wir Finnen auch anspruchsvollere Ingenieurleistungen vollbringen können, als Telefone zu entwickeln«, sagte Makkonen.
|29| In dem Moment ertönte ein tiefes elektronisches Alarmsignal und auf dem Schaltbrett des Konferenztischs blinkte ein oranges Licht.
Sinkko stöhnte auf und schaltete das Warngeräusch ab. Das orange Licht bedeutete, dass der elektronische Ring, der den Konferenzraum vor dem Abhören schützte, kurz außer Betrieb gesetzt war.
Sinkko wusste, dass dies einen von mindestens drei Gründen haben konnte: ein kurzer Stromausfall, ein Programmfehler – oder eine feindliche Abhörmaßnahme.
|30| 6
Major Andrej Sabalin zielte mit seiner Makarov-Pistole auf den Mann, der sich in schneller Bewegung befand. Es waren nur noch wenige Sekunden Zeit. Er drückte den Abzug und spannte dabei alle Muskeln seiner Hand an.
Treffer.
Die Figur des Mannes kippte an Scharnieren auf die Schienen, auf denen sie mithilfe von Stahlseilen bewegt worden war.
Sabalin schoss noch eine Viertelstunde, legte dann die Waffe in den Metallschrank zurück und fuhr mit dem Lift vom Keller in den zweiten Stock des Aquariums. Als er den Lift verließ, klingelte sein Handy – eine Melodie von Rimski-Korsakow.
»Ja, Mutter?«, meldete sich Sabalin mit einem Hauch von Überdruss. Er hatte mit seiner Mutter vereinbart, dass sie ihn während der Arbeitszeit nur anrief, wenn es wirklich dringend war.
»Andruschka, ich wollte dir nur sagen, dass Ljudmilla nun doch Karten für das Bolschoi-Theater bekommen hat.«
»Großartig. Wir reden heute Abend darüber, ich bin auf dem Weg zu einer Besprechung.«
|31| Durch das bis zum Boden reichende Fenster blickte Sabalin auf den Zaun, an dem zwei träge wirkende Männer mit Kalaschnikows patrouillierten. Die großen Fensterflächen waren der Grund, warum das Hauptquartier des russischen Militärgeheimdienstes GRU neben dem alten Flughafen Chodinka in Moskau als Aquarium bezeichnet wurde. Auf demselben Gelände waren auch das Institut für Kosmosforschung sowie weitere scharf bewachte Institutionen untergebracht.
Sabalin klopfte an eine Tür und betrat einen großen Raum, in dem sich mehrere Tische befanden, aber nur ein Mensch. Sabalin betrachtete den Mann mit der Brille, der an einem großen Schreibtisch saß. Igor Kozlow war der Experte für Datenschutz beim GRU. Er sah aus wie ein harmloser Nerd – dünn und blass, mit schlechter Haut, aber Igor hatte genauso eine harte militärische Ausbildung genossen wie alle anderen Experten beim GRU. Bei Bedarf verhielt sich der Mann zum Wohle des Vaterlandes wie eine skrupellose Maschine.
Als Nächstes musterte Sabalin die auf dem ganzen Tisch verteilten auseinandergebauten Rechner, Schaltflächen, Kabelbündel und Monitore.
»Das hier war auf der Festplatte«, sagte Igor und reichte ihm zwei Blatt Papier.
Sabalin sah sie sich an. »Nur das? Mehr kann ich nicht nach oben bringen?«
Igor strich sich den Schnurrbart, der über die schmale Oberlippe hing. »Ich habe hier noch ein Ablaufdiagramm in kodierter Sprache, aber das wird der General erst lesen |32| können, wenn ich es in Klartext übersetzt habe. Durch die Zeichnungen da bekommt ihr aber schon mal ein Gefühl für die Projekte der Tschuden.«
»Der Finnen«, korrigierte Sabalin. Ihm hatte es noch nie gefallen, wenn die Finnen, die er sehr schätzte, mit dem alten Spottnahmen aus der Zarenzeit tituliert wurden.
Er schob die Blätter in seine Mappe, ging wieder auf den Gang hinaus und drückte den Liftknopf. Der Luftdruckwechsel ließ seine Ohren zugehen, als der Aufzug beschleunigte und ihn in die zweithöchste Etage beförderte. Sämtliche Fenster waren aus einem Glas hergestellt, das den Einsatz von Lasermikrofonen und anderen Abhöranlagen unmöglich machte, obwohl gar niemand auf das große Gelände gelangen konnte. Als es die Sowjetunion noch gab, wurde nicht einmal die Existenz des GRU zugegeben.
Die Sekretärin des stellvertretenden Vorsitzenden der zweiten Abteilung des GRU empfing ihn mit freundlichem Kopfnicken. »Der General bittet Sie sofort zu sich«, sagte sie und öffnete die
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