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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Prolog
    Der Schein der untergehenden Sonne spiegelte sich auf dem bronzenen Türklopfer des Wirtshauses und lockte den erschöpften Reisenden wie ein orangefarbenes Leuchtfeuer. Seit Tagen schon war er unterwegs, immer seinem Feind auf der Spur. Und nun schien es, als winkte das Wirtshaus am Ende der Straße ihn zu sich und rief: »Du bist angekommen. Endlich angekommen.«
    Jetzt würde es aufhören. Dessen war er sich sicher.
    Das Gebäude hockte auf einem zerklüfteten Landvorsprung, der sich bis ins Meer erstreckte. Der Reisende spürte, fürchtete sogar, dass dieser Ort der richtige war. Das seltsame Gefühl in seinem Magen sagte es ihm. Er trank einen Schluck Wasser aus dem Lederbeutel, den er an der Hüfte trug. Dann straffte er die Schultern, fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und zwang sich, seine Erschöpfung abzuschütteln.
    Als er sich dem Haus näherte, wusste er, dass sein Instinkt ihn nicht getrogen hatte. Hier und heute würde es ein Blutvergießen geben. Die Frage war nur, wessen Blut vergossen werden würde … seines oder das des Feindes?
    Der Hinweis meiner Kontaktperson war sehr gut, dachte er, während er auf dem Wirtshausschild die grob ins Holz geschnitzten Lettern unter dem Namen der Schenke las. Fin de Rue Poisson. Wörtlich übersetzt: Ende der Fischstraße. Sein Kontakt hatte berichtet, dass die verschlüsselte Botschaft, die sie abgefangen hatten, mit fish fin übersetzt worden war. Also hatte er jede Hütte, jedes Boot, jede Taverne in jedem kleinen Küstendorf in dieser Region im Norden Frankreichs nach einem fish fin abgesucht. Es mochte sein, dass Fin de Rue Poisson einer wörtlichen Übersetzung nicht gerecht wurde, aber als eine Zusammensetzung aus dem Englischen und dem Französischen schien fish fin genau ins Bild zu passen.
    Das Meer spuckte sein Wasser fast bis an das Wirtshaus. Wenn er ganz genau hinschaute, lange genug auf den Horizont starrte – ob er dann wohl England sehen konnte? Seine Heimat?
    Nein. Mehr als das Wasser und das aufragende Gebäude, das ihn noch immer zu sich zu winken schien, konnte er nicht erkennen.
    Es war höchste Zeit, den Mann ausfindig zu machen, der ihm so lange hatte entwischen können.
    Der Franzose stand am Fenster des Westzimmers des Wirtshauses am Ende der Rue Poisson, das im obersten Stockwerk lag. Er sah auf die Straße hinunter, die vom Dorf zur Küste führte. Er hatte sich diesen Standort aus strategischen Gründen gewählt, denn von hier aus konnte er überschauen, was dort draußen vor sich ging. Die kupferfarbene Sonne brannte ihm in den Augen, aber er musste wachsam bleiben, musste die Augen offen halten, musste am Leben bleiben.
    Er wusste, dass der Mann, der Blue Raven genannt wurde, bald eintreffen sollte. Er wusste es, weil er selbst die Spur zu diesem geheimen Unterschlupf gelegt hatte.
    Und heute Abend würde sich zeigen, ob die Mühe sich gelohnt hatte.
    Der Franzose warf einen Blick auf seine Taschenuhr. Wer hätte ahnen können, dass es so verdammt lange dauern würde?
    Auf der Straße rührte sich etwas. Der Franzose blinzelte in die Sonne, lehnte sich an das Fenster, suchte die Gegend ab. Sein Herz schlug schneller, das Blut schoss ihm in die Schläfen, seine Muskulatur spannte sich an. Er war bereit. Kampf oder Flucht?
    Das Klappern der Pferdehufe drang ihm ans Ohr, als eine Kutsche herangefahren kam. Ein großer, stämmiger Mann lenkte das Gespann. Ein übergroßer Lederhut beschattete sein Gesicht, und er hatte sich in einen dicken Umhang gehüllt. Abwartend beobachtete der Franzose, wie die Kutsche sich näherte … um die Ecke bog und aus seinem Blickfeld verschwand.
    Viel zu lange hatte er den Atem angehalten, den er jetzt wie in einem Stakkato aus den Lungen stieß. Beinahe zwei Wochen waren schon vergangen, seit der Kaiser bei Waterloo die weiße Fahne geschwenkt hatte; dem Franzosen war klar, dass die Jagd auf dessen Anhänger trotzdem noch immer andauerte. So, wie er noch immer an den plötzlich aufbrandenden Lärm gewöhnt war, der ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hatte. Nein, so einfach wie ihr Anführer wollten sie sich nicht geschlagen geben. Aber für den Moment genügte es, wenn er die Hand auf die Pistole an seiner Hüfte legte und das kalte Metall spürte. Es beruhigte ihn.
    »Das wird Ihnen jetzt auch nicht mehr helfen«, sagte eine tiefe, raue Stimme an der Tür.
    Die Hand des Franzosen ruhte immer noch an seinem Gürtel, als er sich umdrehte und Blue Raven das erste Mal von

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