Mistelzweig und Weihnachtskuesse
Kaffee. „Er liebt mich nicht.“
„Was?“, rief Louise empört.
Wieder rannen die Tränen über ihre Wangen. Dieses Mal ließ Holly ihnen freien Lauf. „Er liebt mich nicht. Er hat gesagt, dass er mich mag und ich ihm wichtig bin, dass wir gut miteinander auskommen und eine gute Ehe haben können.“ Sie hielt inne, um einen Schluchzer hinunterzuschlucken. „Aber ich will mehr. Ich will, dass ermich von ganzem Herzen liebt. Bin ich verrückt, Louise? Die ganze Zeit sage ich mir, dass ich wie ein Kind bin, das sich den Regenbogen wünscht. Jordan ist ein guter Mann. Er behandelt mich wie eine Prinzessin.“ Mit zusammengepressten Lippen kämpfte sie gegen die Tränen.
„Ach, Schätzchen.“ Louise schob ihren Stuhl näher an Hollys heran und zog sie fest in die Arme. „Ich kann dich verstehen.“
„Ich l…liebe ihn.“
„Ich weiß. Du hast ihn von Anfang an geliebt, nicht wahr? So unschuldig kamst du hierher, und dann hast du dein Herz an ihn verloren. Es tut mir so leid.“
Die Haushälterin war zwar nicht ihre Mutter, aber es tat gut, getröstet zu werden. „Du kannst nichts dafür“, flüsterte Holly schluchzend. „Niemand ist schuld.“
„Doch, es ist meine Schuld. Er weiß, was sein Vater getan hat und was er wollte, und das hat ihn verändert.“
„Das ist lange her“, warf Holly ein.
„Jordan hat es nicht vergessen.“
„Louise, du hast Earl Haynes nicht gebeten, sich von seiner Frau scheiden zu lassen.“
„Aber das Ergebnis ist dasselbe.“
„Du gibst dir die Schuld für etwas, wofür du nichts kannst.“
Für eine Minute schwieg Louise. Ihre blauen Augen verdunkelten sich, und die Linien um Augen und Mund gruben sich tiefer. „Ich wünschte, ich könnte dir glauben. Aber im Herzen weiß ich, dass die Wahrheit eine andere ist. Jordan hat von jenem Tag seine Wunden davongetragen. Vergiss nicht, dass ich die Haynes-Brüder seit Jahren kenne. Ich weiß, dass Craig zu verantwortungsbewusst war, dass Travis Angst hatte, kein guter Vater zu sein. Und dass Kyle fürchtete, er könnte nie jemanden lieben. Sogar Austin hat sich eine Zeit lang selbst verachtet. Und Jordan …“ Sie holte tief Luft. „Jordan ist der Schwierigste von allen.“
„Er glaubt, dass Liebe schmerzt“, flüsterte Holly.
„Ja, das glaubt er. Und natürlich irrt er sich. Er muss nur die Augen aufmachen, dann würde er all die guten Dinge sehen, die die Liebe seiner Familie gebracht hat. Aber wie die meisten Männer hat er einen Dickschädel.“
„Ist es ein Fehler, ihn nicht zu heiraten?“ Holly richtete sich auf und wischte sich mit den Fingern über das Gesicht.
„Das kannst nur du allein beantworten.“
Eigentlich hatte sie es schon vorher gewusst, aber Louises Worte bestätigten es Holly noch einmal. „Seit ich fünfzehn war, hatte ich Angst, mich auf jemanden zu verlassen. In meiner Welt gab es keine Sicherheiten. Damit hatte ich mich schon abgefunden, doch dann lernte ich alles wieder neu. Ich vertraue Jordan, und ich liebe ihn. Aber wenn er mein Vertrauen und meine Liebe nicht erwidern kann, kann ich nicht mit ihm zusammen sein.“
„Du bist so mutig“, sagte Louise. „Ich wünschte, ich wäre wie du.“
„Das verstehe ich nicht“, erwiderte Holly stirnrunzelnd.
Da umklammerte Louise den Kaffeebecher so fest, dass die Knöchel an ihren Händen weiß hervortraten. „Ständig denke ich darüber nach, was du über meine Tochter gesagt hast. Ich möchte zu ihr Kontakt aufnehmen. Sie soll eine Wahl haben.“
Zum ersten Mal seit Jordans Antrag stahl sich ein Lächeln auf Hollys Gesicht. „Tu es, Louise. Du hast schon so viel Zeit mit ihr versäumt. Wenn sie dich nicht sehen will, hast du wenigstens eine Antwort auf deine Frage. Ich weiß, dass es schwer zu verkraften wäre, aber immerhin wüsstest du dann Bescheid. Und bestimmt wird sie außer sich sein, von dir zu hören. Warte nur, bis sie herausfindet, dass sie vier Halbbrüder hat.“
„Vielleicht würde ich ihr nicht alles auf einmal sagen. Ich möchte sie nicht verschrecken.“ Eine Weile dachte Louise nach. „Du hast recht, ich werde es tun. Achtundzwanzig Jahre haben wir schon vertan. Jetzt will ich keine einzige Minute mehr verlieren.“
Holly freute sich für sie. Wenigstens hatte eine von ihnen die Chance, glücklich zu sein.
Jordan schloss die Eingangstür auf und trat in sein Haus. Und er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Vielleicht lag es am Fehlen jeglicher Betriebsamkeit, vielleicht sagte es ihm sein
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