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Mister Traumprinz (Doppelband)

Mister Traumprinz (Doppelband)

Titel: Mister Traumprinz (Doppelband) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermien Stellmacher
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habe ich die Wohnungstür aufgesperrt, falle ich fast über die Couch, die normalerweise im Wohnzimmer ihren Platz hat.
    »Was ist denn hier los?«
    »Ah, Mira-Maus, schön, dass du da bist!«, ruft meine Mutter. »Ich brauche unbedingt deine Hilfe!«
    Mira-Maus, Pira-Lira … Kann man vielleicht auch mal ganz normal mit seinem Namen angesprochen werden, ohne dass der gleich verhunzt wird? Nenne ich sie etwa Mutti-Tutti?
    »Wobei denn?«, frage ich skeptisch, während ich mir einen Weg in die Küche bahne. »Was gibt’s denn heute zu essen?«, frage ich, aber als ich das restliche Chaos in der Wohnung sehe, schwant mir schon Böses. Was Warmes bekomme ich heute sicher nicht …
    »Du kannst dir ein Brot machen«, bestätigt Mama meine Befürchtungen. »Tut mir wirklich leid, aber ich bin nicht zum Kochen gekommen.«
    Sie sitzt am Küchentisch, hat einige selbst gezeichnete Grundrisse der Wohnung vor sich liegen und blättert in einem Buch.
    »Ich stelle gerade die Wohnung nach den Feng-Shui-Gesetzen um«, erklärt sie. »Damit die Energie hier besser fließen kann.«
    Ich mache mir ein Käsebrot und schaue mit einem Auge in das aufgeschlagene Buch: »Wer Feng-Shui praktiziert, findet zurück zu seinen Wurzeln«, steht dort. »Er entdeckt tiefe Zusammenhänge und Beziehungen von Mensch und Umgebung, kann dadurch Ballast von seiner Seele abwerfen, gesund und mit frischem Mut an seine Aufgaben gehen.« Du lieber Himmel, das kann ja noch was werden …
    »Schau mal!« Meine Mutter zeigt mir einen Plan vom Wohnzimmer. »Wenn wir das alles so umstellen, können wir eine Menge Sha verhindern.«
    Spinnt sie jetzt völlig? »Welchen Schah erwartest dudenn?«, frage ich verdutzt. »Der von Persien ist doch schon lange tot, oder?«
    Mama verdreht die Augen. » Sha ist ungünstiges Ch’i «, erklärt sie, als wäre ich nicht ganz dicht. »Ch’i ist Lebensenergie, und wenn die blockiert wird, entsteht Sha. Das ist fehlgeleitetes, ungünstiges Ch’i!«
    Großer Gott, wenn das so ist, ist dieser Haushalt ein einziger Sha-Haufen. Günstige Energie und gute Laune sind hier eindeutig Mangelware.
    Meine Mutter nimmt einen Bleistift und strichelt irgendwelche Wege auf den Wohnungsplan. »Zuallererst müssen wir einiges in der Wohnung umstellen. Und wir brauchen eine Lösung für den langen Flur. Dadurch fließt die Energie nur so zur Tür hinaus, verstehst du?«
    Gar nichts verstehe ich, aber ich spüre deutlich, dass meine Energie auch bald flöten geht, wenn ich mir diesen Quatsch noch länger anhören muss.
    »Du, Mama, ich hab übrigens eine Sechs in Mathe geschrieben«, beichte ich ehrlich.
    Meine Mutter schaut kurz von ihren Aufzeichnungen hoch. »Das gehört bald alles der Vergangenheit an«, sagt sie überzeugt. »Das wird schon. Jetzt müssen wir erst mal den blauen Teppich aus der Diele verschwinden lassen. Und die Spiegelschränke in unserem Schlafzimmer nachts zuhängen.« Sie blättert weiter in ihren Unterlagen. »Keine Bange, mein Schatz. Wir sind dem Sha nicht ausgeliefert. Ich werde alles tun, damit ich diese schädigenden Kräfte umlenken und ausgleichen kann.«
    Ich bin in erster Linie gespannt, wie sie Papas Reaktionumlenken und ausgleichen wird, wenn er heute Abend nach Hause kommt …
    Es klingelt an der Tür und im selben Moment fließt eine Menge Energie in den langen Flur: Lukas kommt aus dem Kindergarten.
    »Mama, ich hab ganz doll Hunger!«, brüllt er schon an der Tür. Erst im zweiten Augenblick bemerkt er das Chaos im Flur. »Boah, spielen wir Umzug?«
    »Nein, Mama macht das Haus schöner«, sagt meine Mutter. »Und heute Mittag gibt es Brot. Soll ich dir eins machen?«
    »Nein, Pfannekuchen«, ruft mein kleiner Bruder. »Dann ist es noch viel schöner!«
    Ich nehme ihn kurz zur Seite. »Und? Hast du Anton schon gefragt?«
    Luki nickt stolz. »Die heißt Svea«, sagt er strahlend.
    Ich sacke innerlich zusammen. »Ich wollte wissen, wie sein großer Bruder heißt«, zische ich, kurz vor dem Nervenzusammenbruch. »Seine Schwester interessiert mich nicht die Bohne!«
    Lukas schaut mich mit großen Augen an. »Aber ich hab gedacht …«
    Gar nichts hast du gedacht! »Ist schon gut«, sage ich seufzend. Schließlich ist heute Montag und auf eine Katastrophe mehr oder weniger kommt es nun auch schon nicht mehr an.
    Frustriert verziehe ich mich in mein Zimmer und setze mich an den Computer. Schnell schreibe ich Jana eine Mail undklage ihr ausführlich mein Leid. Mann, was wäre ich nur ohne meine Freunde?

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