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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Intelligenz, sein Muth, sein hilfreicher Wille würden seiner Familie wohl unterdessen jenen Wohlstand erworben haben, bevor Starter einwilligte, in das bessere Jenseits zu reisen.
    So war also die Lage des jungen Haushaltes in dem Augenblicke, wo der »Franklin« durch die westlichen Theile des Stillen Oceans fuhr. Da das Verständniß des Folgenden uns auch auf die nähere Betrachtung der einzigen in San-Diego zurückgebliebenen Verwandten Dollys führt, so seien Mr. und Mrs. Burker näher ins Auge gefaßt.
    Len Burker, ein geborener Amerikaner von ungefähr einunddreißig Jahren, befand sich erst seit einigen Jahren in der Hauptstadt Nieder-Californiens. Dieser Yankee Neu-Englands mit kalten Zügen und kräftigem Körperbau war von großer Entschlossenheit und ließ nie durchschauen, was er beabsichtigte, sagte nie, was er that. Er war eine jener Naturen, die hermetisch verschlossenen Häusern gleichen, deren Thüren sich vor Niemand öffnen. Aber doch war in San-Diego nicht das mindeste üble Gerede über diesen so wenig zugänglichen Menschen, bis seine Ehe mit Jane Burker ihn mit John Branican in Verwandtschaft brachte. Man wunderte sich daher nicht, daß dieser, da er keine andere Familie als die Burker besaß, ihm sein Weib und Kind anvertraute. In Wirklichkeit aber vertraute er sie nur Jane an, da er wußte, daß die beiden Cousinen eine tiefe Neigung zu einander hatten.
    Es wäre gewiß ganz anders gewesen, wenn der Capitän John gewußt hätte, wer dieser Len Burker war, wenn er den Schurken durchschaut hätte, den dieser so gut hinter einer undurchdringlichen Maske zu verbergen wußte, mit welcher Gleichgiltigkeit er die socialen Convenienzen, die Achtung vor sich selbst, die Rechte Anderer behandelte. Getäuscht durch sein einnehmendes Aeußere, durch eine Art magnetischer Kraft, die er auf sie ausübte, hatte Jane ihm vor fünf Jahren ihre Hand in Boston gereicht, wo sie mit ihrer Mutter wohnte, die kurze Zeit darauf starb, was für sie von schlimmsten Folgen war. Die Mitgift Janes und das mütterliche Erbtheil hätten für den Lebensunterhalt der beiden Gatten genügt, wenn Len Burker ein Mensch gewesen wäre, der auf geraden und nicht auf Abwegen ging. Nachdem er theilweise das Vermögen seiner Frau durchgebracht, beschloß Len Burker, da sein Credit in Boston ungemein gelitten hatte, diese Stadt zu verlassen. Auf die andere Seite Amerikas würde ihm sein zweifelhafter Ruf kaum folgen, und die neuen Länder würden ihm genug neue Chancen bieten, die er in Neu-England nicht mehr finden konnte.
    Jane, die jetzt ihren Gatten kannte, war glücklich, Boston verlassen zu können, und willigte mit Freuden in diese Uebersiedlung ein; hoffte sie doch auch, die einzige Verwandte, die ihr übrig geblieben war, zu finden. Alle beide ließen sich in San-Diego nieder, wo Dolly und Jane sich wiederfanden. Uebrigens hatte Len Burker in den drei Jahren, die er in dieser Stadt zubrachte, noch keine Veranlassung zum Verdachte gegeben. so geschickt wußte er sich zu verstellen.
    Derart waren die Umstände, welche die Vereinigung der beiden Cousinen herbeigeführt hatten in einer Zeit, wo Dolly noch nicht Mrs. Branican war. Die junge Frau und das Mädchen schlossen sich eng aneinander. Obwohl es schien, als ob Jane eine gewisse Herrschaft über Dolly ausübte, so war doch gerade das Gegentheil der Fall. Dolly war stark, Jane schwach, und das Mädchen wurde bald die Stütze der jungen Frau. Als die Hochzeit Dollys mit John Branican eine beschlossene Sache war, da fühlte sich Jane überglücklich, weil es eine Heirat war, die nicht der ihrigen gleichzukommen schien. Wie viel Trost hoffte sie bei den jungen Eheleuten zu finden, wenn sie ihnen das Geheimniß ihrer Leiden mittheilen wollte!
    Inzwischen wurde die Lage Len Burker’s immer ernster. Seine Geschäfte gingen nicht, und das Wenige, was von dem Vermögen seiner Frau nach der Abreise von Boston übrig blieb, war bald geschwunden. Dieser Mann, ein Spieler oder vielmehr ein wahnsinniger Speculant, war einer jener Leute, die Alles auf den Zufall setzen und Alles nur von diesem erwarten wollen. Ein solches Temperament, das jeder Eingabe der Vernunft widerstand, konnte und mußte nur zu traurigen Resultaten führen.
    Nach seiner Ankunft in San-Diego hatte Len Burker eine Kanzlei in der Fleet-Street eröffnet, eines jener Comptoirs, die den Ausgangspunkt guter oder schlechter Handlungen bilden. Gewissenlos bezüglich der Mittel, welche er anwandte, geschickt, Alles zu

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