Mit 13 hat man täglich Ärger
Katja durch die offene Klassentür, schmetterte ein „Guten Morgen“ in den
Raum und ging zu ihrem neuen Platz, als hätte sie immer dort gesessen.
Die Mädchen hatten sie
offensichtlich erwartet, denn dort, wo Petra früher gesessen hatte, war ein
Gabentisch mit Blumen und Geschenken aufgebaut, als hätte sie Geburtstag. Auf
Katjas Platz lag ein verschämter Schneeglöckchenstrauß. Katja und Petra
verständigten sich durch einen Blick, griffen gemeinsam nach den
Schneeglöckchen, hoben sie in die Höhe und sagten gleichzeitig: „Wie lieb von
euch! Vielen herzlichen Dank!“
Die Mädchen verharrten in
fassungslosem Schweigen, sie wußten einfach nicht, was sie davon halten
sollten.
Schließlich kam Gitta Bauer herüber,
reichte Petra die Hand und sagte etwas steif: „Herzlich willkommen, Petra. Und
auch dir, Katja. Schön, daß du — daß ihr wieder da seid.“
Hinter ihr marschierte jetzt
die Schar der Schleppenträgerinnen auf, um Petra ebenfalls zu begrüßen.
„Wir haben dir zur Feier deiner
Rückkehr ein paar Kleinigkeiten auf deinen Platz gelegt“, sagte eine Stimme aus
dem Hintergrund.
Petra tat, als verstünde sie
nicht.
„Auf meinen Platz?“ Sie schaute
suchend um sich. Zwei der Mädchen begannen eilig, die Päckchen herüberzubringen,
und bauten sie vor Petra auf. Petra ergriff ein Päckchen nach dem anderen und
teilte sie gleichmäßig zwischen sich und Katja.
„Eins du — eins ich — eins du —
eins ich — eins du. Du kriegst eins mehr, weil ich den größeren Blumenstrauß
hab, o. k.? Wir danken euch sehr, wirklich, ihr habt uns zu sehr verwöhnt, das
hättet ihr nicht tun sollen!“ sagte sie mit dem Charme einer Königin, die durch
Bescheidenheit zu bestechen weiß.
Wieder entstand ein verlegenes
Schweigen.
Petras frühere Banknachbarin, Eva,
wagte schließlich kleinlaut zu fragen: „Willst du jetzt immer neben Katja
sitzen?“
Katja mußte sich auf die Lippen
beißen, sonst hätte sie laut losgelacht. Petras Gefolge stand da wie Kühe im
Gewitterregen. Auch Petra hatte Mühe, ernst zu bleiben.
„Noch nie was von siamesischen
Zwillingen gehört?“ fragte sie liebenswürdig zurück.
Zum Glück erschien Herr Seifert
in diesem Augenblick. Er begrüßte die beiden Heimkehrer herzlich und wandte
sich dann dem Klassenbuch zu.
„Ich wußte gar nicht, daß du so
ein Biest sein kannst!“ flüsterte Katja grinsend.
„Nur wenn sich’s nicht
vermeiden läßt. Ich hab ja nichts gegen die anderen, sind alles ganz prima
Kerle. Aber es wird Zeit, daß sie mit den Füßen wieder auf den Teppich kommen!“
Herr Seifert räusperte sich und
schaute fragend herüber: „Darf ich jetzt anfangen?“
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