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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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soll.“
    Gardinen- und Möbelstoffe gab es im vierten Stock. An den Tischen wühlten schlecht gelaunte Hausfrauen in Begleitung erschöpfter oder gelangweilter Ehemänner und quakender Kinder in Sonderangeboten, eine junge Verkäuferin stand dabei und träumte von ihrem Urlaub auf Mallorca.
    Jetzt zeigte sich, daß Katja ganz Mamis Tochter war. Mit gerunzelter Stirn und spitzem Zeigefinger fuhr sie die Reihen der Stoffballen hinauf und hinunter.
    „Der nicht — scheußlich — doof — der geht, aber zu dünn — ganz nett, aber —nee, bloß nicht...“
    „Was murmelst du da eigentlich in deinen Bart?“
    „Pscht, Ruhe! — Der? Auch nicht — unmöglich — oh, schick, was kostet der? Zweiunddreißig! Die spinnen wohl! Hm ja, ach nee, doch nicht. Aber der! He, Klaus — wie findest du den?“
    Mit energischem Ruck zog sie einen Ballen Stoff heraus, der darüberliegende Berg geriet ins Wanken, Klaus konnte ihn gerade noch auffangen. Katja wickelte vor seinen Augen ein paar Meter von dem Ballen, ein leuchtend grün-rotes Schottenmuster, das ihm sofort gefiel.
    „Schön kräftig, hübsch in der Farbe, und der Preis — neun achtzig.“
    „Prima, den nehmen wir.“
    „Gib mal den Zettel mit den Maßen!“
    Katja schulterte den Stoffballen und ging zu der Verkäuferin hinüber, die gerade versuchte, einem Ehepaar einen geblümten Brokatstoff aufzuschwatzen, weil er „sehr gern gekauft werde“.
    „Bitte hiervon zehn Meter.“ Katja ließ den Stoffballen auf die ausgesteckten Arme der Verkäuferin plumpsen, daß die fast das Gleichgewicht verlor.
    „Wirklich, der wird immer sehr gern genommen“, sagte die Verkäuferin noch einmal beschwörend und rappelte sich wieder auf.
    „Das macht nichts, wir kaufen ihn trotzdem“, sagte Katja trocken. „Zehn Meter, bitte.“
    „Hören Sie, junge Frau, wir waren aber zuerst da“, brummte der Kunde.
    „O Verzeihung“, Katja lächelte ihn schuldbewußt an, „ich dachte, Sie wären noch nicht entschlossen — würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir unseren Stoff schnell bezahlen? Unser Baby, wissen Sie...es ist allein zu Hause...“
    Diesmal wurde Klaus von einem Hustenanfall geschüttelt. Er wandte sich ab und verdrückte sich in Begleitung der Verkäuferin Richtung Kasse. Katja dankte dem Ehepaar mit einem huldvollen Lächeln und stelzte hinter den beiden her. Sie hörte gerade noch, wie die Frau zu ihrem Mann sagte: „Diese jungen Leute heutzutage können einem leid tun. So jung und schon Mutterpflichten...“
    Die „bedauernswerten jungen Leute“ schritten, das Paket mit dem Gardinenstoff im Arm wie einen Säugling, ans andere Ende der vierten Etage, wo sich die Schallplatten- und Geschenkeabteilung befand. In Glasvitrinen lockten nutzlose Kleinigkeiten zum Kauf, von runden Ständern hingen Poster und Kunstdrucke wie Fahnen herab, und an der langen Disco-Bar saßen junge Männer und Mädchen, Kopfhörer über die Ohren gestülpt, mit verzückten Blicken und wippten einem unsichtbaren Takt folgend blöde mit den Köpfen wie eine Herde aufgezogener Spielzeugtiere.
    „Jetzt darfst du dir etwas aussuchen“, sagte Katja, „wenn du magst: ein neues Poster, es kann natürlich auch etwas anderes sein.“
    Klaus wühlte bereits eifrig in einem Ständer mit Foto-Plakaten.
    „Dies hier wäre doch hübsch. Es würde mich ständig an dich erinnern.“
    Er zog ein Poster heraus, auf dem eine Schimpansin an einem Ast schaukelte. Sie hielt sich mit einer Hand fest und hielt den zweiten Arm und die Beine graziös von sich gestreckt wie eine Tänzerin. Dabei grinste sie den Betrachter an.
    Katja runzelte die Stirn.
    „Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht abzuleugnen. Aber würdest du es ertragen, deine Tage so Auge in Auge mit mir zu verbringen?“
    „Du hast recht, ich hätte immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich meine Hosen nicht ordentlich aufgehängt habe oder mir in Gedanken versunken in der Nase gebohrt habe. Dein mahnender Blick über mir würde zuviel Selbstdisziplin von mir fordern.“
    „Hier —ist das nicht toll?“
    „Zeig her!“
    Katja zog ein großes Foto aus dem Ständer, auf dem eine Herde Büffel in einer weiten Steppenlandschaft zu sehen war, und im Hintergrund der schneebedeckte Gipfel des Kilimandscharo. Klaus betrachtete es andächtig.
    „Da möchte ich jetzt sein", sagte er sehnsüchtig. „Willst du mir das wirklich schenken? Es ist sicher viel zu teuer!“
    „Gefällt’s dir? Dann sollst du es haben.“
    „Danke…“ Klaus machte eine

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