Mit 15 wachsen einem Flügel
zögernde Bewegung, als wolle er Katja einen Kuß geben, traute sich dann aber doch nicht. Katja merkte es und wich in Geschäftigkeit aus. Sie stellte die Schimpansin zurück in den Ständer, zog das Afrika-Poster heraus und kramte nach ihrem Portemonnaie. Dann drückte sie Klaus einen Zettel in die Hand.
„Hier, studier du schon mal Mamis Einkaufsliste, ich gehe inzwischen zur Kasse.“
Eine halbe Stunde später standen sie mit Tüten und Päckchen beladen wieder in der Sonne.
„Jetzt möchte ich dir auch noch etwas kaufen“, sagte Klaus energisch. „Komm, ich hab eine Idee."
Er zog Katja auf die andere Straßenseite hinüber und blieb vor einer Boutique stehen, in der es Jeans, T-Shirts, Gürtel und Schmuck gab.
„Schau dir mal die Gürtel an, ob dir einer besonders gut gefällt. Ich möchte dir einen schicken Jeansgürtel schenken.“
„Du spinnst ja, so viel Geld auszugeben, kommt doch gar nicht in Frage!“
„Bitte! Verdirb mir doch den Spaß nicht — wie wär’s mit dem dort, gefällt er dir?"
„Der ist klasse!“
„Also gut, dann komm.“
Sie wollten gerade den kleinen Laden betreten, als sich von hinten zwei Arme um Katjas Schultern legten.
„Katjuscha — hast du keine Augen im Kopf, oder bist du so beschäftigt? Du hast mich fast umgerannt und hast mich nicht erkannt!“ Janos drehte Katja lachend zu sich um. „Grüß dich! Willst du dir neue Jeans kaufen — oder nur stöbern? Wenn du was kauten willst, komme ich mit, ich bin ein erstklassiger Berater, was Damengarderobe betrifft, ich werde dir genau das richtige aussuchen, verlaß dich drauf.“
Katja war rot geworden, etwas unsicher schaute sie sich nach Klaus um.
„Weißt du, ich hatte eine ganze Menge Zeug für meine Mutter zu besorgen — und außerdem hatte ich Klaus versprochen, ihm beim Gardinenkauf zu helfen. Klaus ist der Sohn unseres Nachbarn. Darf ich euch bekannt machen — Klaus —das ist Janos Thöldy.“
Klaus begrüßte Janos mit eisigem Gesicht. Janos schien es nicht zu bemerken.
„Oh, ich störe euch doch nicht? Ich war auch gerade dabei, einen kleinen Ladenbummel zu machen. Gehn wir hier rein?“ Janos schob Katja vor sich her, Klaus folgte steif. Was bildete dieser Janos sich ein, Katja so einfach mit Beschlag zu belegen, womöglich nur, weil er ein Star an der Oper war!
Janos hatte seinen Arm um Katja gelegt, mit der freien Hand wühlte er in einem Ständer voller Jeanskleider und bunt bedruckter Hemden.
„Hier, das würde dir gut stehen, so etwas tragen die Mädchen in meiner Heimat!“
Er zog eine bestickte Bluse mit weiten Ärmeln heraus und hielt sie Katja an. „Phantastisch! Süß! Die mußt du nehmen!“
„Aber Janos — so viel Geld habe ich doch gar nicht!“ wehrte Katja ab.
„Trotzdem— zieh sie an!“
Katja gehorchte. Sie verschwand in einer der Umkleidekabinen und kam nach einer Weile zögernd in der schicken Bluse wieder heraus. Aber Janos hatte bereits etwas Neues entdeckt.
„Hier — dies ist noch viel schöner, zieh das an!“
Diesmal war es ein Kleid, ganz ähnlich wie die Bluse geschnitten und reich bestickt, aber bodenlang.
„Hinreißend!“ rief Janos aus, als Katja aus der Kabine trat, und selbst Klaus stellte im stillen fest, daß Katja noch nie so hübsch ausgesehen hatte.
„Wie ein ungarisches Bauernmädchen beim Festtanz!“ begeisterte sich Janos. „Jetzt noch die Haare!“
Er ergriff ein buntes Seidentuch mit Fransen, schlang es Katja um den Kopf und zog ihre Locken seitlich ins Gesicht. „Jetzt schau dich an. Steht dir das nicht toll?“
Katja erkannte sich kaum wieder. Sie sah eine aparte junge Dame im Spiegel — und daneben Janos. Janos und ich, dachte Katja stolz, und ihr Herz machte einen kleinen Freudensprung. In diesem Augenblick fühlte sie sich wie mindestens zwanzig und stark genug, die ganze Welt auf den Kopf zu stellen.
Aus dem Hintergrund schob sich eine Verkäuferin heran und fragte, ob es das Kleid sein dürfe.
„Wir wollen es uns noch überlegen“, sagte Janos mit einem schmelzenden Blick. Die Verkäuferin erkannte ihn — sie hatte sein Bild schon mehrmals in der Zeitung gesehen — und beschloß, sofort die „Abendpost“ anzurufen und zu erzählen, daß der berühmte Janos Thöldy bei ihr für seine Freundin eingekauft hatte. Ganz gleich ob er das Kleid nun nahm oder nicht.
Katja trennte sich schweren Herzens von ihrer geliehenen Pracht. Trotzdem blieb ein wenig von dem Gefühl der Unbesiegbarkeit, das sie eben empfunden hatte,
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