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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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zurück.
    „Was stellen wir jetzt an?“ fragte sie übermütig, als sie wieder auf der Straße standen. „Ich habe einen Bärenhunger! Wollen wir nicht irgendwo etwas essen gehen?“
    „Meinetwegen geht ihr essen“, sagte Klaus säuerlich, „was mich betrifft — ich muß jetzt nach Hause. Ich habe meinem Vater versprochen, ihm heute nachmittag beim Bau der Terrasse zu helfen.“

    „Wirklich? Oh, das tut mir aber leid!“ So sehr sie sich bemühte, es gelang Katja nicht, das kleinste bißchen Bedauern in ihre Stimme zu legen.
    „Soll ich die Sachen für deine Mutter schon mal mitnehmen?“
    „Aber nein, das ist viel zu viel, du würdest dich totschleppen, unmöglich!“
    „Nun gib schon her. Also dann — viel Spaß noch. Wiedersehen.“ Klaus drehte sich abrupt um und schlurfte zur S-Bahn-Station hinüber.
    „Ein bißchen verkrampft, der Typ, wie?“ fragte Janos obenhin.
    Katja fühlte sich unbehaglich.
    „Ach, er ist eigentlich sehr nett, ein guter Kumpel, weißt du. Ich glaube, er war ein bißchen sauer auf mich, er hatte wohl gehofft, ich würde mit ihm noch ins Kino gehen oder irgend so was...“
    „Er ist doch nicht etwa verliebt in dich?“ fragte Janos mit gespieltem Entsetzen.
    „Ach wo, wir kennen uns schon ewig aus der Schule.“
    „Dann bin ich beruhigt, ich will doch nicht deine Verehrer vertreiben!“ sagte Janos lachend und hängte sich bei Katja ein. „Wo wollen wir essen? Was hältst du davon, wenn ich dich in die Kantine in der Oper einlade, und dich danach im Haus ein wenig herumführe? Wir haben heute nachmittag noch eine Verständigungsprobe, da könntest du vielleicht zuschauen.“
    „Wirklich? Das wäre ja phantastisch! So etwas habe ich mir schon lange gewünscht!“
    „Hoffentlich versprichst du dir nicht zuviel, ein Blick hinter die Kulissen wirkt auf viele Leute sehr ernüchternd.“
    „Auf mich bestimmt nicht.“

Katja in der Oper

    Der Portier schaute kaum auf, als Katja am Arm von Janos den Bühneneingang betrat. Janos führte sie durch verwirrend viele Gänge und Treppen hinüber in die Kantine. Zu ihrer Enttäuschung mußte Katja feststellen, daß sie fast leer war. An einem Tisch saßen ein paar Bühnenarbeiter in blauen Arbeitsanzügen beim Skat, an einem anderen schlürfte ein älterer Mann im weißen Kittel seine Suppe. In der hintersten Ecke entdeckte Katja einen bekannten Schauspieler, der in sein Rollenbuch vertieft dasaß, in das er sich eifrig Notizen und Striche machte.
    Janos bestellte zweimal das Mittagsmenü, es gab Hackbraten, Blumenkohl und Salzkartoffeln und hinterher Vanillepudding mit Himbeersoße und dazu eine Cola. Beim Essen erzählte Janos Anekdoten aus seiner Theaterlaufbahn und aus seiner Kindheit. Er konnte herrlich erzählen, und Katja fühlte sich wie im siebten Himmel.
    „Willst du nicht deine Mutter anrufen und ihr Bescheid sagen? Es wird bestimmt spät. Dort drüben ist ein Münzapparat.“
    Am anderen Ende der Leitung meldete sich Celia. Einen Augenblick überlegte Katja, ob sie sie bitten sollte, Mami an den Apparat zu rufen. Aber eine innere Stimme sagte ihr, Mami könnte vielleicht Einwände haben, daß sie bis zum Abend in der Stadt blieb. Also bat sie Celia, Mami auszurichten, daß sie bei einer Probe in der Oper zuschauen dürfe und deshalb erst zum Abendbrot zurück sein würde.
    „Alles klar, die Führung kann beginnen. Zeigst du mir jetzt euren Ballettsaal?“
    „Natürlich. Komm!“
    Um diese Zeit war es still in der Oper. Wer am Samstag oder Sonntag nichts in einer der Vorstellungen zu tun hatte, blieb zu Hause.
    „An anderen Tagen geht es hier zu wie in einem Bienenstock“, erzählte Janos. „Aber dann hätte ich dir auch nicht das ganze Haus zeigen können, weil in allen Räumen gearbeitet wird. Ich will versuchen, dir den Betrieb hier ein bißchen zu erklären. Nehmen wir einmal an, der Intendant hat sich zur Aufführung einer neuen Oper entschlossen. Dann wird als nächstes bestimmt, wer die Regie führen soll und wer dirigieren wird. Dazu kommen...“
    „... der Bühnenbildner und der Kostümbildner.“
    „Richtig. Und wenn Tanzszenen drin sind, natürlich der Ballettmeister. Nun wird die Besetzung festgelegt, das heißt, wer die einzelnen Rollen — in der Oper' sagt man ,Partien’ — singen oder tanzen soll. Bühnenbildner und Kostümbildner legen dem Regisseur ihre Entwürfe vor. Und wenn Besetzung und Bühnenbild feststehen, beginnt für ein großes Team, das der Zuschauer nie zu sehen bekommt, die

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