Mit anderen Augen (German Edition)
und meine Hand nach unten, bis sich die Klinge fast in sein Auge bohrt. Er bäumt sich auf, ich muss mich hinter seinem Kopf im Schnee abrollen.
Kaum auf den Beinen, schlingt sich ein Arm um meinen Hals und er will mit dem Messer zustechen. Ich bin schneller und schlage ihm den Ellbogen in die Rippen, bevor ich herumwirble. Mit der linken Hand wehre ich das Messer ab, während meine Klinge wie Butter durch seine rechte Hand geht. Er stöhnt schmerzhaft auf und weicht zurück.
Ich setze sofort nach und bringe Yoshiro aus dem Gleichgewicht. Er kann sich auf den Beinen halten, muss sich aber etwas drehen, was mir perfekt in die Hände spielt, denn meine folgenden drei Schläge in den Rücken zwingen ihn zu Boden. Als Antwort darauf verpasst Yoshiro mir einen Tritt gegen die Schulter und ich muss zurückweichen, was ihm genug Zeit gibt, wieder auf die Beine zu kommen.
Yoshiro greift erneut an.
Handkante, Ellbogen, Schulterschlag.
Es geht hin und her.
Einen Würgegriff hebelt Yoshiro gekonnt aus und bricht mir dabei einen Finger. Er ist wirklich schnell, aber ich habe bereits eine weitere Schwachstelle an ihm entdeckt, denn im Gegensatz zu mir, denkt er zu viel nach, bevor er zuschlägt. Sein Alter kommt mir hier zugute. Auch wenn er jünger und körperlich schneller ist als ich, fehlt ihm meine Erfahrung. Das und seine noch nicht lange verheilte Bauchwunde, die er ständig zu schützen versucht, gleichen meinen gebrochenen Finger wieder aus.
Er umkreist mich, das Messer angriffsbereit erhoben, während ich meinen gebrochenen Finger richte und mit einem Stück Stoff fixiere, das ich von meinem Pullover schneide.
Sein nächster Angriff endet in einer Folge von Ausweichmanövern, während er versucht mich kampfunfähig zu machen. Wir haben nicht darüber gesprochen, aber seine Art zu kämpfen zielt eindeutig darauf ab, mich nicht zu töten, sondern nur zu besiegen. Ob Yamada das von ihm verlangt oder sogar angeordnet hat? Eher unwahrscheinlich, denn in Zweikämpfe wie unsere mischt sich allgemein niemand ein.
Wirklich wichtig ist es mir allerdings nicht. Ich muss ihn besiegen und zwar mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Nur so kann ich für Jannik und mich eine gute Verhandlungsbasis schaffen.
Yoshiro weicht zurück, als ich ihm einen langen und tiefen Schnitt quer über die Brust zufüge, nachdem er mir einen schmerzhaften Stich in den Oberarm verpasst hat. Wenn das so weitergeht, müssen wir den Kampf früher oder später wegen Blutmangel einstellen und nicht, weil einer von uns gewonnen hat.
Schluss mit dem Spiel.
Ich werfe mein Messer wortlos zwischen uns in den Schnee. Yoshiro ist davon so überrascht, dass es ein Leichtes für mich ist, den Abstand zwischen uns zu überbrücken und zuzuschlagen. Ein Volltreffer, der ihm die Nase bricht, denn es knackt vernehmlich. Blut spritzt in alle Himmelsrichtungen, während ich Yoshiro das Messer aus der Hand schlage und einen zweiten Schlag auf seiner gebrochenen Nase landen kann. Yoshiro stöhnt schmerzerfüllt auf und taumelte einige Schritte zurück, bevor er zu Boden geht, direkt neben dem Messer. Er greift danach, so wie ich nach meinem.
Yoshiro ist schnell. Die Klinge dringt tief in meinen Oberschenkel.
Ich bin allerdings effektiver. Mein Messer verschwindet bis zum Heft in seiner Brust.
Yoshiros Körper erschlafft und er zieht schmerzhaft Luft durch die Zähne ein. Wir wissen beide, dass meine Klinge direkt neben seinem Herz steckt und ihn tötet, wenn er sich jetzt zu sehr bewegt. Aber ich habe nicht vor, ihn umzubringen. Für mich gibt es mehr als die Ehre und Yoshiros Leben ist ein Pfand, den ich nicht vergeuden werde.
Mein Blick wandert zu seinem Vater, der stoisch bei seinen Männern steht. Er nickt, als sich unsere Blicke treffen.
„Ein fairer Kampf. Ehrenvoll gewonnen. So wie es dein Recht war, Attentäter.“
Übersetzt heißt das, er würde mir nichts tun, wenn ich seinen Sohn jetzt töte, weil es gegen die Regeln wäre. Er mag ein Vater sein, aber die Gesetze der Yakuza stehen über dem Leben seines Kindes. Immer. Was nicht heißt, dass ich nicht deswegen verhandeln und ihm ein Angebot machen kann, bei dem beides gewahrt bleibt. Die Ehre und das Leben von Yoshiro.
„Jannik Whistler hat durch mich das Recht erworben zu verhandeln. Stimmen Sie mir zu?“
„Das tue ich“, nickt der Japaner, denn er ist nicht dumm. Er wird ein gutes Geschäft niemals ausschlagen.
„Er ist bereit auf das Erbe seines Vaters zu verzichten. Ein
Weitere Kostenlose Bücher