Mit Arabella fing alles an
seiner Kumpane. An einem hellen Fleck auf seiner Stirn konnte man ihn erkennen. Für meinen Entschluß brauchte ich nur Sekunden. »Der ist gut genug für mich«, verkündete ich. »Ich nehme ihn.«
Abgesehen davon, daß ich offenbar in ungehöriger Eile gehandelt hatte, denn solch schwerwiegende Entscheidungen sollten lang und breit erwogen werden, schien es außerdem noch, daß ich mir die Rosine aus dem Kuchen geholt hatte. Die übrigen potentiellen Käufer drehten sich mit schockierten, vorwurfsvollen Gesichtern nach mir um.
»Ich wollte mich gerade für denselben entscheiden«, sagte Frank Johns, ein Bauer aus der gleichen Gegend.
Edart erwiderte grinsend: »Der ist schon weg, er hat ihn eben gekauft.«
»Wir waren noch mittendrin, darüber zu reden; ich wußte ja nicht, daß du schon beim Verkaufen warst«, antwortete Frank vorwurfsvoll.
Ich hielt es für angebracht, Entgegenkommen zu zeigen, und sagte: »Laßt uns durch eine Münze entscheiden.«
Edart warf ein Geldstück in die Luft. Frank rief >Bild<, aber es zeigte die Zahl. Der Bock gehörte mir.
»Ich versteh’ das nicht«, grummelte der Verlierer gutmütig. »Du verstehst angeblich nichts von Schafen, kommst einfach so daher und schnappst dir das beste von allen heraus.«
Edart hatte Spaß an dem Geplänkel. »Bücher. Er holt sich alles aus den Büchern.«
Der Unterschied zwischen den einzelnen Tieren war wirklich gering. Alle Böcke wurden verkauft und alle waren zufrieden — im besonderen wir.
Beim Bezahlen meinte Edart: »Bei dem Preis kann ich nichts nachlassen, Jacky. Aber wenn’s dir recht ist, behalte ich ihn hier, bis man ihn zur Herde bringt.«
Das bedeutete eine große Erleichterung. Bis zu der festgesetzten Zeit mußte man den Bock getrennt von der Herde halten. Dafür hatten wir keine kleine Extrakoppel, so daß wir eine ganze Weide hätten bereithalten müssen. Hinzu kam, daß entweder die Schafe ständig versuchten, sich zu dem Bock durchzuzwängen, oder der Bock ausbrach, um zu den Schafen zu gelangen. Sein Angebot war daher wirklich gehr entgegenkommend, und wir nahmen es dankbar an. Damit wurde dieser Tag zu einem vollen Erfolg. Sehr zufrieden kehrten wir nach Hause zurück.
Vier Wochen später, am letzten Freitag im Oktober, holten wir ihn ab. Allgemein hielt man dieses Datum für den richtigen Zeitpunkt, um die Böcke zu den Schafen zu lassen. Es war ratsam, sich in der Beziehung an die Nachbarn zu halten, weil man auf diese Weise nach drei Wochen die Böcke austauschen konnte. Da Mutterschafe in Abständen von drei Wochen gedeckt werden können, falls sie noch nicht trächtig waren, konnte man es durch diesen Austausch noch einmal mit einem anderen Schafbock versuchen. Ich habe einmal von einem unfruchtbaren Bock gehört (vielleicht durch einen unglücklichen Stoß verursacht), der die von ihm besprungenen Schafe nicht zum Lammen bringen konnte. Da der Bauer nicht den Bock austauschte, hatte er auch keine Lämmer im Frühling.
Unser Bock wartete bereits in einem Gehege auf uns, als wir ihn bei Edart abholen wollten. »Hier ist er«, sagte der Mann mit der Miene eines Impresario. »Der beste von allen, fit und vor Ungeduld mit dem Huf scharrend. Er ist noch unbenutzt.«
In ausgezeichneter Verfassung stellte sich das Tier uns vor, und mit Leichtigkeit konnten wir ihn ins Auto laden, weil ständig in Ruhe mit ihm umgegangen worden war.
»Etwas über sechzig Schafe?« fragte Edart, als wir die Autotüren zuwarfen. »Für einen jungen Schafbock wie ihn ist das gar nichts. In vierzehn Tagen ist er mit ihnen fertig, glaub’ ich. Bring ihn mir zurück, falls irgend etwas schiefgeht. Und sag mir Bescheid, wenn du mit jemandem tauschen willst.«
Man muß schon vorsichtig sein, wenn man den Bock zu der Herde läßt. Falls bereits ein anderer Bock hier vorhanden ist, wird er eifersüchtig über seine Schafe wachen und Eindringlinge, manchmal bis zu deren Tod, verbissen bekämpfen. Es war allgemein üblich in dieser Gegend, die zwei Böcke in einem derart engen Gehege zusammenzupferchen, daß sie zum Kämpfen keinen Platz hatten. Auf diese Weise zwang man sie, sich gegenseitig zu akzeptieren. Danach konnten sie ohne Bedenken zusammen auf die Schafe losgelassen werden. Es gab noch eine andere Methode, nach der die Bauern die beiden Rivalen Seite an Seite zusammenbanden, bis kein Streit mehr ausbrach.
Für uns gab es keine derartigen Komplikationen. Am Abend vorher hatten wir die Schafe auf die Weide für die Kälber gebracht
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