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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holgate John
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verlagern könnte; aber eines Tages war es verschwunden, und ich sah es nie wieder. Ein alter roter Fuchs jagte in dieser Gegend, vielleicht hätte er eine Erklärung geben können, was passiert war.

    Die Milchkühe begannen zu kalben, um das Frühlingsgras auszunutzen, und das bedeutete ein größeres Angebot an Kälbern auf den Auktionen. Innerhalb weniger Tage kam der Kälberhändler zweimal zu uns. Das erste Mal brachte er ein Quartett schwarzer Färsenkälber zu zwölf Pfund fünfzig das Stück. Sie waren zwar ziemlich mager, aber gesund und stürzten sich hungrig auf die Flasche. Dank unserem Nachbarn Willem war unsere Mühe, die Kälber zu füttern, viel leichter geworden. Er zeigte uns, wie man ausrangierte Gummizitzen zum Melken zu Flaschenlutscher für die Kälber umfunktionieren konnte; so ersparten wir uns viele Arbeitsstunden mit den Eimern und retteten wahrscheinlich auch etliche Kälber.
    Der zweite Besuch des Händlers brachte Ferdinand in unser Leben. Er war der Außenseiter in einem weiteren Kälberquartett. Es bestand aus drei kräftigen Hereford-Friesenfärsen, deren Fell jene rostrote Schattierung zeigte, die bei dem erwachsenen Tier fast schwarz wird, und Ferdinand, einem hübschen roten Stierkälbchen. Der verlangte Preis betrug zwanzig Pfund das Stück. Die Einheimischen fanden ihn zwar ein wenig überhöht, aber wir zögerten keine Minute. Wir beabsichtigten, unsere Rinderherde zu vergrößern, und diese Tiere waren eben schwerer und stärker als die anderen vier. Wie bei den meisten Dingen, muß auch bei Kälbern gute Qualität bezahlt werden.
    Es dauerte nicht lange, bis wir den enormen Temperamentsunterschied zwischen Färsen- und Stierkälbern bemerkten. Fast immer sind die ersteren viel schneller im Begreifen und sehr viel unabhängiger. Stierkälber sind langsamer und oft etwas dumm, aber sie sind auch viel anhänglicher. Ferdinand war wie ein überdimensionales Kätzchen und wurde auch wie ein solches verwöhnt. Er genoß das in vollen Zügen. Wenn sich eine Gelegenheit dazu bot, schlängelte er sich wie eine hungrige Hauskatze um unsere Beine. Wenn wir die Kälber an sonnigen Tagen in den Viehhof hinausließen, kam er zutraulich auf uns zugesprungen, damit wir ihn streichelten; anschließend lief er hinter uns her, wobei er uns hin und wieder mit seiner Schnauze leicht anstieß, um uns daran zu erinnern, daß er noch da war.
    Das erstaunliche war, daß er sich in seinem Wesen nie veränderte. Während der ganzen Zeit, die er bei uns war, kam er immer auf uns zugerannt, um uns als Freunde zu begrüßen. Sein Bedürfnis nach Liebe war selbst dann noch vorhanden, als er zu einem schwerfälligen Ochsen herangewachsen war. Die Kinder hatten ihn wahnsinnig gern. Als er groß genug dafür war, ritten sie sogar auf seinem Rücken. Ein kleiner Besucher aus London verbrachte eine idyllische Woche mit seinem Freund Ferdinand; die beiden spielten ständig miteinander, und der Junge nahm sich kaum die Zeit für die Mahlzeiten im Haus.
    Die Veranlagung unter Kälbern und ausgewachsenen Rindern zum Schließen von Freundschaften war erstaunlich. Kälber, die miteinander aufwuchsen, blieben oft ihr ganzes Leben zusammen. Vielleicht aus Herdeninstinkt. Nun, was auch immer der Grund dafür sein mag, ihre Freundschaften waren beständig. Auch wenn sie bereits alt genug waren, um auf die Weide getrieben zu werden, grasten sie weiterhin als Gruppe beieinander. Selbst bei zwanzig oder dreißig weiteren Kühen blieben sie zusammen. Das, was eine große Herde zu sein schien, war eigentlich eine Zusammenstellung von mehreren kleinen Gruppen.
    Ferdinands Größe und Fröhlichkeit ließ ihn von den anderen auf der Weide abstechen. Wenn er seinen optimistischen Tag hatte, hüpfte er wie ein Lämmchen herum, stieß die Hinterbeine in die Luft und tollte wie ein Gassenjunge mit seinen Freunden umher. War seine Gemütsverfassung etwas trübe, dann brauchte er die Bestätigung unserer Liebe, und er kam zu uns, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Hätten wir ihn als >Schoßtier< behalten können, wir würden es getan haben. Aber wir waren falsche Freunde: Einen Bauernhof führen und sentimental sein ist nicht vereinbar — und Ferdinand war halt ein Rindvieh.

16
    Unser erstes Kalb wird geboren

    E nde April kam unser erstes Kalb auf der Egerton-Farm zur Welt. Die Mutter war jene junge Kuh mit dem wilden Blick, die ich auf der Auflösungsauktion erstanden hatte; es war wahrscheinlich ihr drittes

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