Mit Arabella fing alles an
Kalb.
Für uns begann die Sache, als ich die Kühe zum Melken in der Frühe aus dem Hof in den Melkstall treiben wollte. Tagsüber waren die Tiere zwar draußen auf der Weide, aber nachts schliefen sie noch im Hof. Sie standen Schlange am Tor, und sobald dies geöffnet war, marschierten sie hindurch. Glücklicherweise war die junge Kuh am Ende der Schlange, und ich bemerkte das Kalb, bevor sie durch das Tor konnte.
Panik war meine erste Reaktion. Natürlich wußten wir, daß das Kalb bald auf die Welt kommen mußte, aber das tatsächliche Geschehen wirkte trotzdem wie ein Schock. Ich hatte noch nie die Geburt eines Kalbes gesehen. Das, was diesem Ereignis im Großstadtleben vorher am nächsten gekommen war, war das Gebären von drei Jungen unserer Katze — unter Johns Bett in einem kleinen Zimmer. Und hier stand ich nun unmittelbar vor der Geburt eines Kalbes und hatte niemanden, den ich um Rat fragen konnte.
Die Kuh machte einen vollkommen unbeteiligten Eindruck, obgleich bereits ein Teil ihres Kalbes zu sehen war. Wir hatten sie mit den anderen in der letzten Zeit in den Melkstall getrieben, damit sie sich einerseits an diese Routine gewöhnte und andererseits, um sie >aufzuheizen<, das heißt, wir gaben ihr Futterkonzentrat zur Anregung und Sicherstellung einer guten Milchproduktion. Jetzt wollte sie unbedingt — ob Kalb oder nicht — hinter den anderen herlaufen, um zu dem Konzentrat zu kommen.
Ich trieb sie wieder zurück und schloß das Tor. Als nächstes mußte ich hinter sie gelangen — sie war sehr mißtrauisch — , um festzustellen, welcher Körperteil des Kalbes zu sehen war. Es waren tatsächlich die Vorderbeine mit der Nase darüber. Zu meiner großen Erleichterung entsprach das der Beschreibung in meinem Buch.
Meine Panik wurde etwas geringer. Old Jonathon war nie müde geworden, mir zu sagen: »Laß sie allein, wenn sie glücklich sind. Schon seit langer Zeit haben Kühe ihre Kälber auf die Welt gebracht. Sie verstehen viel mehr davon als du.« So folgte ich jetzt seinem Rat und ließ sie allein in dem Gehege, während ich mit dem Melken weitermachte und versuchte, mich nicht darüber aufzuregen, was passieren oder nicht passieren konnte.
Doch es war mir unmöglich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Alle paar Minuten mußte ich aufhören und nach ihr sehen.
Nichts schien zu passieren. Jedesmal, wenn ich auftauchte, stürzte die junge Kuh auf mich los, weil sie hoffte, jetzt zu den anderen gelassen zu werden.
Das große Ereignis zögerte sich hinaus, bis ich geholfen hatte, die Milch auf Jocks Laster zu laden und ihn fortfahren sah. Ich raste den Weg zurück und parkte den Traktor. Als ich das Hoftor öffnete, war bereits alles vorbei.
Das Kälbchen war da! Naß und steif lag es auf einem sonnigen Platz. Diesmal machte die Kuh keinen Schritt in Richtung Tor. Sie war eifrig damit beschäftigt, ihr Kalb trocken zu lecken. Ihre lange Zunge rauhte sein Fell auf und säuberte es; dabei gab die junge Mutter leise beschwichtigende Töne von sich, um das kleine Tier zu beruhigen.
Als ich nähertrat, sah sie furchtsam auf und senkte ihren hornlosen Kopf, aber dies war nur eine formelle Warnung. Sie kannte mich, kannte meinen Geruch, ich wurde von ihr akzeptiert und bedeutete keine Gefahr für ihr Kalb. Dennoch blickten ihre Augen verängstigt, als ich mich hinkniete, um es zu untersuchen.
Es gab nichts mehr für mich zu tun. Nase und Maul waren frei von Schleim. Das Kalb atmete ohne Schwierigkeiten, hob bereits seinen Kopf etwas an und begann seine Glieder zu strecken. Es verwundert mich jedes Mal zu beobachten, wie schnell neugeborene Kälber kräftig genug zum Aufstehen und Umhergehen werden.
Es war ein hübsches Färsenkalb. Sein schönes glänzendes Fell war auf dem Rücken schwarz und am Bauch weiß, sein Gesicht war ebenfalls weiß, seine Beine gerade und kräftig. Kurz, es war vollkommen. Bei Färsen kommt es manchmal vor, daß sie zu viele Zitzen haben, die man vorzugsweise mit einer Schere beseitigen muß, falls sie später als Milchkühe gehalten werden sollen. In der Beziehung war auch hier alles in Ordnung.
Ich überließ die Kuh ihrer Babypflege und ging zum Frühstücken ins Haus. Mein erster Impuls war, mit der Neuigkeit herauszuplatzen, aber der Reiz, sie auf die Folter zu spannen, war zu groß.
Die Kleinen waren daheim. Es war Samstag. Auf dem Herd brutzelte das Frühstück: Immer, wenn Shirley den Traktor den Weg zurückkommen hörte, setzte sie es auf. Ich wusch mir
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