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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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und zu dem Raumschiff hinausblickte. „Jetzt passiert etwas. Es kommen mehr von denen heraus. Einer ist in der Mitte. Er hat eine Art Metallgürtel um …“
    „Der Schlüsselträger.“ Jason versuchte aufzustehen. „Das wird der Schlüsselträger sein. Jemand sollte ihm entgegengehen …“
    „Setzen Sie sich.“ Swensons Hand hielt ihn im Stuhl fest. „Sagen Sie uns, warum Sie das mit Kators Aufnahme gemacht haben.“
    Jason lächelte traurig.
    „Um zu beweisen, daß er versagt hatte“, sagte er. „Die Tatsache, daß wir die ganze Zeit über ihn Bescheid gewußt hatten, und die Tatsache, daß ich behauptete, daß wir ihn benutzt hatten, machten ihn zu einem Versager. Und damit war alles, was er getan hatte, unmoralisch statt moralisch. Er war ein falscher Anführer gewesen. Er hätte das Expeditionsschiff in die nächste Sonne jagen oder sich die Kehle durchschneiden müssen.“
    „Warum hat er das nicht getan? Wußten Sie, daß er es nicht tun würde?“ wollte Swenson wissen.
    „Ich wußte es“, nickte Jason. „Ich hatte wochenlang in seinem Körper und seinem Geist gelebt. Er war ein zu großer Mann – wenn Sie wollen, ein zu großer Ruml –, um es sich so leicht zu machen. Statt sich selbst zu töten und damit seine Schande zu beenden – und es ist eine Schande, die Menschen sich überhaupt nicht vorstellen können, Mitruml getötet zu haben, die sonst vielleicht Söhne hätten zeugen können, die wahre Führer geworden wären –, statt also das zu tun, beschloß er, mit seiner Schmach zu leben. Er beschloß, zurückzufliegen und es den Familienoberhäuptern auf der Heimatwelt zu sagen. Er entschied, sie zu bitten – Sie haben gesehen, wie er sie darum bat –, ihn lange genug leben zu lassen, daß er sein Wissen über uns an sie weitergeben konnte, wenn sie mit uns Verbindung aufnahmen. Und Sie haben gesehen, was geschah.“
    „Sie haben ihn getötet“, sagte Swenson. Seine Augen waren hohl von Schlaflosigkeit und Nervenspannung. „Dann konnten die also nicht anders.“
    „Doch, das konnten sie. Sie hatten ihm doch versprochen, einen Tag zu überlegen, ehe sie handelten. Erinnern Sie sich?“ sagte Jason. „Aber als es dann darauf ankam und sie vor der Tatsache standen, daß er ein Versager war, handelten sie, anstatt zu denken. So wie es uns allen ergeht, Ruml und Menschen, so wie es Mele erging, als sie vor der Entscheidung zwischen ihrem intellektuellen Gerechtigkeitsgefühl und ihrem instinktiven Drang, mich zu beschützen, stand. Ihre instinktiven Reaktionen behielten die Oberhand über ihre intellektuellen Zentren.“
    „Aber jetzt sind sie hier“, sagte Swenson.
    „Sie hatten genügend Zeit, es sich zu überlegen“, sagte Jason.
    „Sie sind intelligent und zivilisiert. Sie haben inzwischen erkannt, daß es besser gewesen wäre, Kator der moralischen Pein zu überlassen, am Leben zu bleiben und ihnen zu helfen. Und sie glauben, wir seien ihnen gegenüber im Vorteil, weil wir über sie Bescheid wissen und sie nicht über uns.“
    Swenson starrte Jason an.
    „Sie haben gewußt, daß sie ihn töten würden!“ platzte es dann aus ihm heraus. „Sie haben gewußt, daß die Ruml Kator töten würden, als Sie diesen Abschnitt an seine Aufnahme hängten.“
    Jason spürte den Schmerz der Erinnerung wie einen körperlichen Schlag.
    „Ja“, sagte er. „Ebenso wie ich wußte, daß Kator genügend Größe besaß, zurückzukehren und nicht den leichten Ausweg des Selbstmords zu wählen. Das war die einzige Möglichkeit, die Ruml davon zu überzeugen, daß wir ihnen gegenüber im Vorteil waren.“
    „Aber …“ Swenson starrte ihn aus hohlen Augen an. „Warum haben Sie alles auf die eine Karte gesetzt, uns einen Vorteil zu verschaffen? Wäre es nicht besser gewesen, durch Kator mit ihnen in Verbindung zu bleiben?“
    Jason schüttelte den Kopf.
    „Kator wollte nur sein Reich. Alles unterhalb dieser Grenze hätte für ihn ein Versagen bedeutet und sein Leben unerträglich gemacht, da er sich nun einmal die Aufgabe gesetzt hatte, ein Reich zu gründen. Sie denken jetzt wie ein Mensch. Aber für einen Ruml gibt es keinen goldenen Mittelweg. Nicht sein Leben ist wichtig, nur die Verbesserung der Rasse zählt.“
    Jason legte die Hände auf die Armstützen des Stuhles und schickte sich an aufzustehen.
    „Wir mußten Kator aufhalten. Aber damit wurde ein Ehrproblem geschaffen. Es hätte ja sein können, daß wir irgendein anderes Individuum auf einer der Rumlwelten unterstützten, das

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