Mit der Liebe spielt man nicht
Stückchen Haut frei blieb. Gesicht, Hals und Arme zeigten enorme Blutergüsse. Einen Augenblick blieb Teresa erschrocken auf der Türschwelle stehen. Devins kostbaren Ebenholzstock hielt sie in der Hand.
„Sie sollten lieber in die Krankenabteilung zurückkehren“, meinte sie besorgt.
„Kommt nicht infrage“, knurrte er und betrachtete sie von Kopf bis Fuß, während sie langsam auf ihn zukam. „Die Blutergüsse sind nur dunkler geworden, das ist alles. Morgen werde ich wahrscheinlich noch schlimmer aussehen.“ Devin beobachtete, wie sie seinen Stock auf einen Stuhl legte.
„Das klingt, als wären Sie ein Experte auf dem Gebiet“, bemerkte sie trocken, während sie dem Steward bedeutete, das Tablett hereinzubringen und auf dem kleinen Tisch neben dem Bett abzusetzen.
„Du meine Güte, ich wollte doch nur Suppe, das ist ja ein vollständiges Menü“, sagte Devin überrascht.
„Die Hühnerbouillon ist für Sie bestimmt, das andere für mich.“ Teresa gab dem Steward ein Trinkgeld, und er zog sich zurück.
Devin lächelte erfreut. „Sie haben also vor, mit mir zusammen hier zu essen? Das finde ich nett von Ihnen. Ich hätte mich bestimmt sehr einsam gefühlt, wenn Sie ...“ Er brach ab.
„Genau das habe ich mir gedacht. Können Sie sich im Bett aufrichten?“
„Mit etwas Hilfestellung durchaus.“
„Kein Problem.“ Teresa beugte sich vor und schob den Arm unter seinen Rücken. Dabei wurde ihr ein wenig sonderbar zumute. Während sie Devin aufhalf, spürte sie unter ihren Fingern deutlich das Spiel seiner harten Rückenmuskeln. Zum ersten Mal wurde sie sich seines maskulinen Körpers und seiner bronzefarbenen Haut bewusst, was sie irgendwie verwirrte. Nachdem sie ihm die Kissen zurechtgerückt hatte, drehte sie sich so hastig um, dass sie beinahe das Tablett vom Tisch gestoßen hätte.
„Vorsicht! Fast wäre die Terrine mit meiner guten Bouillon auf dem Teppich gelandet“, rügte Devin sie scherzhaft.
Teresa entschuldigte sich und konzentrierte sich darauf, ihm die Suppe aufzufüllen. Als sie den Teller vorsichtig auf seinem Schoß platzierte und ihm ein Stück Weißbrot reichte, war sie wieder ganz gefasst.
Typisch, dachte Teresa im Geheimen, ihn hat die körperliche Berührung natürlich nicht im Geringsten verwirrt. Freilich, er war verletzt und erschöpft. In diesem Zustand hätte er bestimmt nicht einmal auf eine verjüngte Ausgabe der B. B. reagiert. Wie auch immer, selbst wenn ihm nichts gefehlt hätte, wären bei ihm durch eine Berührung durch sie, Teresa, garantiert keine Gefühle ausgelöst worden. Sie besaß eben keine sexuelle Ausstrahlung. Im Allgemeinen beachteten Männer sie überhaupt nicht.
„Oh, sogar Wein!“ Devin fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
„Der ist für mich.“ Sie schmunzelte und nahm ein Schälchen vom Tablett. „Ich werde ihn zu der Hummerpastete und den Fettucini trinken.“
Devin runzelte die Stirn. „Das darf ja wohl nicht wahr sein! Sie wollen mir weder von all den guten Sachen noch von dem Wein etwas abgeben?“
„Sie haben nur Suppe bestellt“, versetzte Teresa gelassen und griff nach einer Scheibe Toast.
„Und wenn ich es mir anders überlegt hätte?“
„Damit habe ich schon gerechnet und eine doppelte Portion Fettucini und ein zweites Weinglas bestellt.“ Sie zwinkerte ihm zu und zauberte ein Glas unter einer Serviette hervor. „Ich habe mich übrigens sogar beim Doktor erkundigt. Der meinte, dass die Wirkung der Schmerzmittel inzwischen nachgelassen haben muss. Ein Gläschen Alkohol ist jetzt erlaubt.“
„Da bin ich aber froh“, erwiderte Devin.
„Sind Sie auf Alkohol so versessen?“
„Nein, nein. Ich befürchte inzwischen, dass sich hinter diesem süßen, gefälligen Gesicht ein sadistischer Charakter verbirgt.“ Teresa lachte und hielt ihm den Toast hin, den sie mit Pastete bestrichen hatte. „Ich liebe gutes Essen viel zu sehr, um anderen dieses Vergnügen zu missgönnen. Wenn es mir allerdings in den Sinn gekommen wäre, Sie zu quälen und alles allein zu verzehren, hätten Sie in Ihrem beklagenswerten Zustand wohl kaum etwas dagegen tun können.“
„Das stimmt leider. Im Moment hätte ich nicht einmal die Kraft, eine Fliege zu verscheuchen. Diese verdammten Schmerzen! Und schauen Sie sich das an“, fügte er entsetzt hinzu, nachdem er den Toast verspeist und den Suppenlöffel aufgenommen hatte. „Meine Hand zittert. Ist das nicht lächerlich?“
„Lächerlich? Nein, durchaus nicht. Das ist
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