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Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
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Agentur.
    » Willst du nicht rangehen?«, meinte Lea und zog eine Ofenkartoffel durch den Kräuterquark.
    » Mein Booker«, sprach ich aufgeregt in die Runde. » Warum der wohl noch so spät anruft?«
    » Wirste nicht erfahren, wenn du nicht rangehst«, meinte Lea, die genüsslich auf ihrer Kartoffel kaute.
    » Jetzt mach schon«, gestikulierte meine Mutter voller Aufregung mit ihrem Messer.
    » Mario Galla?«, tat ich cool, als wüsste ich nicht, wer gerade in der Leitung war.
    » Mario, du hast deinen ersten Job. Gratuliere!«
    Ich war völlig perplex. Mein Herz pumpte, was das Zeug hielt. Ich wollte etwas sagen, irgendwas, aber mir blieb die Luft weg. Ich hätte in die Luft springen können vor Freude, und im Bruchteil einer Sekunde schossen mir die wildesten Gedanken durch den Kopf: » Der Startschuss war gefallen … endlich … jetzt knallt die dicke Kohle auf den Tisch … goldene Zukunft voller Euro- und Dollarscheine … big pimpin, baby …«
    Langsam beruhigte ich mich wieder.
    » Yo, coole Sache. Wann wäre das denn?«, antwortete ich etwas scheinheilig. Mich interessierte nicht das Datum, sondern wie hoch meine Gage sein würde. Noch traute ich mich aber nicht zu fragen. Christian erzählte ein bisschen über das Shooting, welcher Fotograf am Set sein würde, was sich auch alles superspannend anhörte.
    Lea und meine Mutter starrten mich die ganze Zeit neugierig an, nur André widmete sich weiterhin seinem Filetsteak. Ich wartete, bis sich das Gespräch dem Ende zuneigte. Mein Plan war, kurz vor dem Auflegen einen auf Columbo zu machen. Wie er es immer tut, um den Mörder in Sicherheit zu wiegen. Wenn er schon fast aus der Tür ist, dreht er sich immer noch einmal gedankenversunken um und beginnt seinen Satz ganz beiläufig mit den Worten: » Ach ja, fast hätte ich es vergessen …«
    Ich griff nach einer Pommes, tunkte sie in die Barbecue-Sauce und schob sie mir in den Mund.
    » Hört sich alles super an«, schmatzte ich. » Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Wie sieht’s denn mit der Gage aus?«
    Christian begann zu lachen.
    » Mario, was meinst du mit Gage?«
    Ich verschluckte mich fast.
    » Du hast ein Test-Shooting.«
    Ich reagierte nicht.
    » Du wirst von Moritz Schmid geshootet. Das ist ein sehr guter Fotograf.«
    » Und?«, meinte ich trocken.
    » Es ist so«, erklärte Christian. » Moritz bekommt kein Geld dafür. Die Visagistin bekommt kein Geld, und die Stylistin bekommt ebenfalls nichts dafür …«
    Ja, alles klar, dachte ich in dem Moment. Dann bekomme ich eben nur 2000 Euro für den Anfang. Ist ja auch okay.
    » … und du bekommst wie alle anderen auch NICHTS dafür.«
    Das Wort nichts betonte er extra, damit ich es auch wirklich kapierte.
    Null Euro? So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Ganz und gar nicht. Ich begriff nicht, warum ich das umsonst machen sollte. Das Lächeln in meinem Gesicht verschwand ebenso schnell, wie es am Anfang des Telefonats erschienen war.
    Das Shooting sollte unter der Woche irgendwo in der Lüneburger Heide stattfinden, an einem Tag, an dem ich, wie immer, ganz regulär im Büro hätte arbeiten müssen.
    » Also, hast du Zeit und Lust?«
    » Klar«, sagte ich schnell und stocherte lustlos auf meinem Teller herum.
    Mir würde schon etwas einfallen, um mich beim NDR zu entschuldigen, doch meine Laune war im Keller. Gedanklich fasste ich kurz zusammen, was Christian mir eben berichtet hatte: Ich sollte also meine Ausbildung schwänzen, um zu einem Shooting zu fahren, das erstens am Arsch der Welt stattfand und für das ich zweitens nicht einmal bezahlt wurde. Mal ehrlich, das war kein gutes Geschäft für mich. Christian bemerkte, wie mein anfänglicher Enthusiasmus immer mehr schwand.
    » Mario, das ist eben so. Um für Jobs gebucht zu werden, die Geld einbringen, brauchst du erst einmal tolle Fotos. Erst wenn du eine richtige Mappe zusammen hast, mit der der Kunde etwas anfangen kann, wenn du Bilder hast, die deine Wandelbarkeit zur Geltung bringen, erst dann wirst du den Kunden auffallen. Mit den Polaroids, die wir hier in der Agentur von dir geschossen haben, kommst du nicht weit. Das muss dir bewusst sein. Der Anfang ist immer schwer. Jetzt kommt es darauf an, was du daraus machst und vor allem, was du bereit bist, in deine Karriere zu investieren.«
    Mir war das alles andere als klar. Den Vertrag hatte ich bereits unterzeichnet, also dachte ich, dass ich jetzt auch offiziell schon ein richtiges Model war! Ich war eben jung, naiv und

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