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Mit einem Fuß im Himmel

Mit einem Fuß im Himmel

Titel: Mit einem Fuß im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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hinunter.
    Gabriele erkannte Herrn Riemann und nutzte die Situation. »Herr Riemann«, rief sie, »bitte, helfen Sie mir!«
    Herr Riemann wandte sich zu ihr um, sie warf ihm einen flehenden Blick zu und zappelte in der Umklammerung des Herrn im schwarzen Anzug wie ein gefangener Vogel.
    »Was ist denn los hier?« forschte Herr Riemann, gegen seinen Willen an dem reizenden Mädchen und der merkwürdigen Situation interessiert.
    »Er hält mich fest, das sehen Sie doch!« rief Gabriele. »Oh, bitte, helfen Sie mir!«
    »Sie will unbedingt vorsingen, aber sie war für gestern bestellt, und da...«
    »Nun lassen Sie die Kleine erst mal los, Herr Brauer, ja? So gefährlich sieht sie mir gar nicht aus!«
    Herr Brauer ließ Gabriele widerwillig los, blieb aber in ihrer Nähe stehen und beobachtete sie mit der konzentrierten Aufmerksamkeit eines Dompteurs.
    Gabriele stürzte sich sofort auf ihr nächstes Opfer. »Herr Riemann, bitte, bitte, lassen Sie mich Vorsingen! Hören Sie mich an, nur fünf Minuten!«
    »Ein andermal sehr gerne, kleines Fräulein! Aber jetzt, ich muß mich leider beeilen!«
    »Aber das stimmt doch nicht. Ich weiß, daß Sie Zeit haben!«
    »Sie... da irren Sie sich! Ich...«
    »Natürlich haben Sie Zeit! Ihr Auftritt im Tabaris ist doch erst heute abend!«
    »Sie sind bemerkenswert gut informiert, mein Fräulein! Aber ließe sich nicht denken, daß ich eine wichtige private...«
    »Privat ist doch nicht wichtig, Herr Riemann!« fiel Gabriele ihm ins Wort. »Nicht so wichtig wie mein Vorsingen, ganz bestimmt nicht!«
    »Aber wenn ich Ihnen doch sage...«
    »Nur fünf Minuten!« bettelte Gabriele. »Nur winzige fünf Minütchen, Herr Riemann!« Sie hatte ihn an seinem mittleren Jackenknopf erwischt und hielt ihn eisern fest, soviel Herr Riemann sich auch drehen und wenden mochte.
    »Sie, Fräulein, lassen Sie Herrn Riemann in Frieden!« mischte sich Herr Brauer wieder ein. »Ich rate es Ihnen im Guten!«
    »Aber es geht um mein Leben!« rief Gabriele außer sich. »Verstehen Sie denn nicht, es geht um mein Leben!«
    Die beiden Herren wechselten einen vielsagenden Blick, mit dem sie einander zu verstehen gaben, daß es sich bei Gabriele um eine harmlose, vielleicht aber auch gemeingefährliche Irre handeln müsse. Wahrscheinlich würde es das Beste sein, ihr den Willen zu tun. Wer wußte denn, was sie anderenfalls noch anzurichten imstande sein würde?
    Also zuckte Herr Riemann ergeben die Achseln und sagte: »Na schön, kommen Sie mit! Der Sendesaal ist wohl noch frei, Herr Brauer?«
    »Für die nächste halbe Stunde, Herr Riemann!«
    »So lange brauchen wir ihn ja gar nicht!« rief Gabriele triumphierend. Stolz und erhobenen Hauptes schritt sie neben Herrn Riemann auf die Türe zum Sendesaal zu.

    Hein Grotius fand Gabrieles Mitteilung, als er seinen Besuch hinausbegleitet hatte. Mehr gewohnheitsmäßig als erwartungsvoll warf er einen Blick in den Briefkasten, und da flatterte ihm der Zettel entgegen.
    Schlagartig wurde ihm klar, was vor sich gegangen war, und er ärgerte sich kurz aber heftig über sich selber, nicht aus einer unverhofften moralischen Einsicht heraus, sondern einfach deshalb, weil er die Sache so leichtsinnig arrangiert hatte. Er hätte sich doch wirklich denken können, daß Gabriele nicht so vertrauensselig war, gutgläubig ins Kino zu eilen, sondern alles daran setzen würde, den Geschäftsbesuch zu Gesicht zu bekommen.
    Noch nie war es Hein Grotius geschehen, daß eine Dame ihn hatte sitzenlassen, im Gegenteil, bisher war immer er es gewesen, der Schluß gemacht hatte, und meistens war das nicht einmal so leicht gewesen. Und nun so etwas! Ausgerechnet durch Gaby, die ihm tatsächlich so besonders gut gefallen hatte, ein so zauberhaftes, liebes, lustiges und verrücktes Geschöpf. Nein, das durfte nicht das Ende sein, er mußte sie wiederfinden. Aber wie?
    Aus ihrem Büro war sie hinausgeflogen, das wußte er. In ihr möbliertes Zimmer war sie wohl auch nicht zurückgekehrt. Ob sie vielleicht ihren ehemaligen Bräutigam aufgesucht hatte? Ausgeschlossen, nein, das war selbst Gaby nicht zuzutrauen. Wenn er sich nur erinnern könnte, was in ihrem Horoskop für heute, diesem entscheidenden Horoskop, gestanden hatte! Irgend etwas mit beruflichen Erfolgen, war es nicht das gewesen? Berufliche Erfolge! Was konnte sie in dieser Richtung unternommen haben? Ob sie etwa...? Nein, das war doch zu verrückt! Aber immerhin, versuchen könnte man es, Gaby wäre durchaus imstande, so etwas zu

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