Mit einem Fuß im Himmel
bitte, so raten Sie mir doch! Was soll ich jetzt tun?«
»Ich glaube, Sie hätten Ihren Gatten anders behandeln sollen. Von der Sache mit Tante Hedwig ganz abgesehen. Sie hätten mit ihm wie mit einem ausgewachsenen Mann umgehen sollen und nicht wie... wie mit einem ungezogenen kleinen Dackel!«
»Aber das weiß ich doch, das sage ich mir ja selbst, dauernd halte ich mir das schon vor! Jetzt nützt das jedoch nichts mehr.«
»Wenn Sie das einsehen, liebe Frau Hähnlein, dann ist doch alles gut! Dann brauchen Sie doch wirklich nicht mehr zu weinen.«
»Nichts ist gut!« Therese schluchzte heftig auf.
»Doch! Dann wird es Ihnen bestimmt nicht schwerfallen, zu Ihrem Gatten zu gehen und ihn um Verzeihung zu bitten!«
»Ich weiß doch nicht einmal, wo er jetzt wohnt! Und ich kann doch unmöglich im Laden, vor allen Leuten...«
»Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Das habe ich schon alles arrangiert...«
XXII
Das Rundfunkhaus in Köln war für Gabriele nicht schwer zu finden, ein hochmoderner imposanter Bau, nicht weit entfernt vom Bahnhof.
Sie trat in die sehr vornehme Empfangshalle, in die durch riesige Fenster das helle Licht des Frühlingstages fiel. Dort sah sie sich suchend um und ging dann zu einem Herrn im schwarzen Anzug, der, von mehreren Telefonen umgeben, hinter einem geschwungenen Tisch stand.
Sie beförderte einen ziemlich mitgenommenen Zettel aus ihrer Handtasche und schob ihn über den Tisch. »Ich bin zum Vorsingen bestellt«, erklärte sie selbstsicher.
Der Herr im schwarzen Anzug warf einen Blick auf den Zettel. »Zur Mikrofonprobe, ja...« Er hatte die Hand schon am Telefon, da stutzte er: »Aber für gestern!«
»Gestern war ich leider verhindert, wirklich, gestern konnte ich beim besten Willen nicht kommen!«
»Tut mir leid!« Der Herr im schwarzen Anzug reichte ihr den Zettel zurück, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. »Am siebzehnten des nächsten Monats ist der nächste Termin zum Vorsingen für Anfänger.«
»Dann ist es doch viel zu spät!« rief Gabriele.
Der Herr im schwarzen Anzug wandte sich einem Herrn mit Bart zu: »Guten Tag, Herr Reichelt! Gehen Sie nur gleich rauf, Sie werden schon erwartet!«
Gabriele ließ sich nicht so leicht abspeisen. »Sie! Hören Sie doch! Was soll ich denn da tun! So lange kann ich unmöglich warten!«
»Tut mir leid. Es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben!«
»Aber das geht nicht. Bitte, hören Sie mich doch an... ich muß heute Vorsingen, unbedingt!«
Der Herr im schwarzen Anzug griff nach dem Hörer eines Telefones, das soeben geläutet hatte. »Ich kann Ihnen in keiner Weise behilflich sein, tut mir leid!« Dann sprach er ins Telefon: »Noch nicht! Aber sicher! Werde ich veranlassen!« Er legte den Hörer wieder ein.
»So etwas gibt es doch gar nicht, das können Sie mir doch nicht erzählen!« protestierte Gaby. »Einer der Herren wird doch hier wohl fünf Minuten Zeit für mich haben!«
»Nein. Sie sind nicht angemeldet!« Dann rief er einem Herrn zu, der gerade in den Paternoster steigen wollte: »He, Sie! Wohin wollen Sie denn?«
Der Herr wandte sich um und winkte lächelnd.
»Ach so, Sie sind’s«, erklärte der Herr im schwarzen Anzug. »Ich habe Sie nicht erkannt, entschuldigen Sie!«
»Wollen Sie nicht wenigstens nach oben telefonieren?« drängte Gaby.
»Vollkommen sinnlos!«
Gabriele blieb noch einen Augenblick zögernd stehen. Der Herr im schwarzen Anzug war jetzt vollkommen damit beschäftigt, Notizen in einen Terminkalender zu machen. Gabriele blickte zum Paternoster hinüber, blickte wieder zurück, und lief dann rasch auf den Aufzug zu.
Aber sie hatte den Zerberus im schwarzen Anzug unterschätzt. »He, Sie! Fräulein!« rief er, rannte um den Empfangstisch herum und war schon bei ihr. »Was fällt Ihnen denn ein?« Seine Hand umklammerte eisern ihren Arm.
»Lassen Sie mich los!« zischte Gabriele und versuchte, sich loszureißen. »Sieh aben kein Recht, mich festzuhalten!«
»Sie haben kein Recht, hier einzudringen. Das ist Hausfriedensbruch.«
»Wenn Sie mich nicht anmelden wollen!«
»Das kann ich nicht, es hat gar keinen Sinn! Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen!?«
»Das werden wir ja sehen!«
»Die Polizei werde ich rufen, wenn Sie nicht sofort hier verschwinden.«
In diesem Augenblick kamen die Mitglieder der Kapelle Riemann, die eingehüllten Instrumente unter den Armen, lachend und schwatzend aus einem Sendesaal und gingen die breite Treppe zu den Garderoben
Weitere Kostenlose Bücher