Mit einem Kuss find alles an ...
molligen Beinchen. Die Bettwäsche gab ihr zu denken. Der Bezug fühlte sich kuschelig an und war strahlend weiß, nicht ergraut und verschlissen wie ihre eigenen Sachen von unzähligen Besuchen im Waschsalon um die Ecke.
Bedächtig schaute sie sich in dem Schlafzimmer um. Von den Fenstern mit Blick auf den Michigansee bis zu dem flauschigen, makellos reinen Teppich strahlte der palastartige Raum Luxus und Behaglichkeit aus.
Nicht wie ihr winziges Apartment, in dem die Fenster jedes Mal klirrten, wenn die Hochbahn vorbeiraste. In dem Chloes Gitterbett zwischen der Wand und Lucys Bett eingeklemmt stand. In dem sich die Winterkälte nicht ausschließen ließ, selbst wenn die Heizung komplett aufgedreht war. In dem immer wieder Spinnen und Mäuse auftauchten, so häufig und gründlich auch geputzt wurde.
Chloe drehte sich im Schlaf um und streckte sich mit einem zufriedenen Seufzen in dem bequemen Bett aus.
Mein Baby hat ein schönes Leben verdient .
Lucy strich ihrer Tochter erneut über das flaumige Haar, und dabei fiel ihr der fadenscheinige Ärmel des Strampelanzugs auf.
Unwillkürlich dachte sie an Alexander, an seine Liebesschwüre und sein Heiratsversprechen. Er hatte sich ein Baby von ihr gewünscht und sich strikt geweigert, Kondome zu benutzen. Er war einige Jahre älter als sie, bekleidete einen hoch dotierten Posten und hatte glaubhaft versichert, ihr und ihrem Kind Schutz, Komfort und Liebe zu geben – für immer und ewig.
Dann, am Heiligabend des vergangenen Jahres, hochschwanger und beladen mit Einkäufen für das Fest, war sie mit der Melodie von Jingle Bells auf den Lippen nach Hause gekommen und hatte die Wohnung dunkel und leer vorgefunden. Sämtliche Sachen von Alexander waren verschwunden – Kleidung, Zahnbürste, Aktenkoffer, Computer, ja sogar der dreikarätige Verlobungsring, den sie in der Samtschachtel auf der Spiegelkommode verwahrte, seit er nicht mehr auf ihren von der Schwangerschaft geschwollenen Finger passte.
Alles war verschwunden.
Ein Jahr später konnte sie noch immer nicht Jingle Bells hören, ohne dass ihr das Herz schwer wurde.
Dass er sie, Lucy, verlassen hatte, war nicht das Schlimmste. Dass er jedoch sein eigenes Kind verleugnete und seinem Schicksal überließ, das war unverzeihlich.
Ebenso wenig konnte Lucy sich selbst verzeihen, dass sie auf seinen Charme hereingefallen war. Im Geiste hörte sie ihn noch immer des Nachts flüstern: Ich liebe dich, Luce, ich werde immer für dich da sein .
Lügner, dachte sie und musterte ihre Tochter mit versonnener Miene. Alexander hatte mehr verloren, als er ahnte.
Aber Chloe auch. Sie wuchs ohne Vater auf.
Lucy atmete tief durch. Wenn sie ihn aufsuchte, konnte sie ihm seinen Fehler klarmachen und ihn bestimmt zur Vernunft bringen.
Er wird seine Tochter ins Herz schließen und sich wie ein richtiger Vater benehmen, und dann kann ich meinem Baby ein anstän diges Leben bieten. Was immer dafür notwendig ist. Wo immer der Haken sein mag …
Um ihrem Kind ein schönes Leben zu ermöglichen, war Lucy zu vielem bereit. Bis zum Umfallen arbeiten. Ihren Körper verkaufen. Sogar ihre Seele aufs Spiel setzen.
Schließlich fasste sie einen folgenschweren Entschluss. Sie gab Chloe einen Gutenachtkuss und sprach kurz mit Mrs. Plotzky, bevor sie die Suite mit zielstrebigem Schritt verließ.
Sie fand Massimo auf dem golden dekorierten Korridor, lässig an eine Wand gelehnt.
„Nun?“, frage er ruhig. „Wie lautet Ihre Entscheidung?“
Sie reckte das Kinn vor. „Meine Tochter wird sich nie um Geld sorgen müssen? Sie wird immer genug zu essen und ein Dach über dem Kopf haben und glücklich und behütet aufwachsen?“
„Korrekt.“
„Und ich werde mit Alexander persönlich sprechen können?“
Seine Augen funkelten. „Ganz gewiss!“
„Ich nehme das Angebot an.“
„Va bene.“ Ein seltsames Leuchten trat in seine Augen. „Kommen Sie mit.“ Er nahm sie bei der Hand und zog sie den Korridor entlang zum Fahrstuhl, und seine Berührung löste erneut dieses elektrisierende Prickeln in ihr aus.
Im Lift stand er dicht hinter ihr und legte ihr die Hände besitzergreifend auf die Schultern. Die Berührung ging ihr unter die Haut; sie war zart und kraftvoll zugleich, heiß – und gefährlich. Unwillkürlich schloss Lucy die Augen und malte sich aus, dass er Heathcliff war, der sie über das Hochmoor trug …
Doch er war Principe Massimo D‘Aquila, der sie in sein Hotelzimmer entführte.
Heathcliff liebte Cathy so sehr,
Weitere Kostenlose Bücher