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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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erhaltene Geld.
    »Geh mit Peer und Tilo die neuen Lieferungen durch, und lass die Fässer zur Seite stellen«, sagte sie schließlich und erhob sich. »Ich muss mit den Jungfern zum Alter Markt.«
    »Natürlich, Frau Alyss. Tilo sag, gibt es Neuigkeiten von Frieder und Master John?«
    »Wir haben keine Nachrichten, aber ich bin sicher, dass sie zur Herbstmesse nächste Woche zurück sein werden, nicht wahr, Frau Alyss?«
    Sie nickte.
    »Und von meinem Vater?«
    Alyss maß ihren Stiefsohn mit einem langen Blick.
    »Ich habe nichts von ihm gehört«, antwortete sie gleichmütig, und Merten hob die Schultern, so, als sei das auch ihm gleichgültig.
    Vielleicht war es das auch, dachte Alyss.
    Die Gebrüder Brouwer – Richwin und Wynand, wie Alyss inzwischen herausgefunden hatte – waren zwei angesehene Pelzhändler, mit denen sie im vergangenen Jahr in Geschäftsbeziehung getreten war. Da sie ihre Weine aus der Pfalz bezog, hatte es sich angeboten, Rauwaren auf dem Weg nach Speyer mitzunehmen, wo sie sie mit einem stattlichen Gewinn verkaufen konnte. Beide waren angenehme Männer, ehrlich und kenntnisreich auf ihrem Gebiet. Richwin, der ältere, war mit einer zurückhaltenden jungen Frau aus Riga verheiratet, Wynand – er mochte eben Anfang dreißig sein – war noch unbeweibt.
    Die beiden Händler begrüßten Alyss und ihre kleine Schar ausgesprochen zuvorkommend, und nachdem sie eine prächtige Auswahl an edlen Pelzen begutachtet hatten und Leocadie – von unfehlbar gutem Geschmack – sich für einige Fuchs-, Hermelin- und Marderfelle entschieden hatte, lud Wynand die Käuferinnen zu einem Glas Wein ein, das Alyss im Namen der Jungfern annahm. Sie hatte ihre Gründe, sich noch weiter mit den Pelzhändlern zu unterhalten, und wandte sich an Richwin.
    »Für dieses Jahr sind meine Geschäfte mit Speyer abgeschlossen, Meister Richwin, aber im nächsten Frühjahr will ich wieder ein paar Fässer weißer Pelze mitnehmen.«
    »Wir werden darauf achten, Frau Alyss. Und sollte ein Fässchen von diesem köstlichen Rheinwein den Weg zu uns finden, werden wir sicher auch einen guten Preis für Euch machen.«
    »Das Fässchen sollt Ihr schon nächste Woche haben – ich nehme nicht nur Pelze, sondern auch Geld dafür.«
    Richwin nickte lächelnd.
    »Ohne Zweifel, Ihr seid eine harte Verhandlungspartnerin.«
    Es war ein nicht ganz ernstes Gespräch. Sie schätzten einander und verstanden ihre gegenseitigen Interessen.
    »Wie macht sich Euer neuer Gehilfe, Meister Richwin?«
    Der Hauspfaff, der, wie sich herausgestellt hatte, gar kein Pfaffe war, hatte nach einem schrecklichen Herzeleid eine Wandlung durchgemacht und arbeitete nun als Schreiber im Kontor der Brouwers.
    »Hermanus zeigt sich gewissenhaft, das muss ich sagen. Er mag gelegentlich recht schwülstig daherreden, aber er hat eine gute Hand für Pelze, und wenn er auch mit Zahlen nicht sehr geschickt umgeht, so macht seine präzise Schrift das wieder wett. Noch nie waren unsere Geschäftsbücher so lesbar und sauber geführt.«
    »Das freut mich zu hören. Richtet ihm aus, dass er wieder einmal zu uns zum Essen kommen soll. Mein Hauswesen würde gerne seine Erlebnisse von der Pilgerfahrt hören.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Doch, ja. Oh, er verbreitet sich bei Euch oft darüber.«
    »Weitschweifig. Mein Weib, ihre langmütige Seele sei gepriesen, weiß sich bald keinen Rat mehr.«
    »Man kann ihm ganz einfach sagen, dass er den Mund halten soll. Und wenn man gleichzeitig etwas zu essen vor ihn stellt, wirkt das umgehend.«
    »Ich will ihr diesen Vorschlag unterbreiten.«
    Sie tauschten noch ein paar Neuigkeiten aus, plauderten über die anstehende Messe, und schließlich blickte Alyss zu ihren drei Schützlingen, die sich eifrig mit Wynand unterhielten. Hedwigis, so fiel ihr auf, hatte leicht gerötete Wangen und strahlende Augen. Ein böser Verdacht kam Alyss – schon einmal hatte das Mädchen sich verliebt und dabei die übelsten Seiten seines Charakters offenbart.
    »Ihr schaut beunruhigt, Frau Alyss?«, fragte Richwin leise.
    »Je nun, Euer Bruder scheint die Mädchen zu entzücken. Das ist nicht ganz ungefährlich.«
    »Ihr habt recht, Frau Alyss, wir Männer sind gefährliche Geschöpfe. Und ausgerechnet Wynand möchte sich an mir ein Beispiel nehmen und sich alsbald ein Weib suchen.«
    »Er wird ihnen die Köpfe verdrehen.«
    »Schwerlich der Jungfer Leocadie, und Eure Lauryn scheint mehr an dem Pelzgeschäft interessiert als an ihm.«
    »Mhm. Eigentlich schade.

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