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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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    Kapitel 1
    A ls sich die knatternde Cessna in den Himmel erhob, verlor Kate Jansen vollkommen die Nerven.
    Das Flugzeug erbebte, und sie klammerte sich an ihren Sicherheitsgurt. Durch das schmutzige Fenster erhaschte sie einen Blick auf Jo und Sarah – ihre zwei allerbesten Freundinnen –, die auf der Rollbahn standen und rasch kleiner wurden.
    »Kümmern Sie sich nicht um das Geklappere, Miz Jansen!«, rief Bubba und tätschelte sein Flugzeug. »Dieses alte Mädchen hat mich schon hundertmal und öfter sicher hoch- und wieder runtergebracht.«
    Kate starrte ihren Fallschirmsprunglehrer wütend an, der ihr in seinem schwarz-blauen Sprunganzug gegenübersaß und wie eine riesige mutierte Stubenfliege aussah. Die letzten zwei Stunden hatte er damit zugebracht, sie im einzigen Hangar des Flughafens von immer höheren Plattformen auf dicke Matten zu stoßen, um ihr die richtige Falltechnik beizubringen. Er hatte ihr versprochen, dass der Sprung gegen ihre Höhenangst helfen würde, ebenso wie gegen ihre Flugangst. Ihre Angst vor
allem
. Er hatte ihr versprochen, dass diese Erfahrung ihr Leben vollkommen ändern würde.
    Verdammt noch mal, was tue ich hier?
    Atme.
Atme!
Alles würde gut werden. Ihre Freundin Rachel Braun hatte eintausendundsechsunddreißig Sprünge absolviert. Solo. Kate dagegen würde im Tandem mit Bubba auf ihrem Rücken springen, mit sechs Haken an ihm befestigt, von denen jeder zweihundert Pfund tragen konnte. Selbst wenn auf dem Weg nach unten vier davon abreißen sollten, brauchte sich so ein zartes Ding wie sie überhaupt keine Sorgen zu machen, wie er ihr versichert hatte.
    Das Flugzeug legte sich zur Seite. Kate lockerte ihren Klammergriff um den Sicherheitsgurt und packte stattdessen die zerfaserte Kante der Sperrholzbank, auf der sie saß. Unzählige kleine Splitter bohrten sich in ihre Handflächen.
    Sie würde Rachel dafür umbringen. Ja, das würde sie wirklich tun – wenn Rachel nicht schon tot wäre.
    Das Flugzeug stieg abrupt nach oben, und Kate suchte verzweifelt nach einem Ausweg – einem Fluchtweg, bei dem man nicht durch die Luft trudelte. Ihre Augen hefteten sich auf das silberne Kreuz an einem Rosenkranz, den der andere Fallschirmspringer an Bord in seinen Händen hielt. Er hieß Frank, hatte Bubba ihr gesagt, ein Franziskanermönch, der ein paarmal im Jahr sprang.
    Einen Moment lang fragte sie sich panisch, ob Mönche die Beichte abnehmen konnten.
    Aber was hätte sie schon zu beichten? Sie liebte ihr Leben. Sie war eine neununddreißigjährige dreifache Mutter, die in einem gemütlichen Heim mit abblätternden Kunststoffwänden und einer launischen Heizung lebte. Ihr Alltag war angefüllt mit Treffen der Parent Teacher Association – der Elternvereinigung der Schule – und weihnachtlichen Wohltätigkeitsbasaren. Sonntags backte sie Brot, sie schlug den Teig mit mehligen Händen. Ungefähr alle zwei Jahre nahm sie an einem Zwanzig-Meilen-Lauf für eine von Sarahs Wohltätigkeitsorganisationen teil.
    Am meisten liebte sie ihre Kinder, deren Gesichter sie wie Geister heraufbeschwören konnte. Tess in ihrer geradezu am Oberkörper klebenden abgeschnittenen Kapuzenjacke, wie sie an einer Haarsträhne saugte und versuchte, cool zu wirken. Michael, dunkelhaarig, launisch und grüblerisch wie Heathcliff. Und schließlich Anna, die kleine Anna, die zarte feuchte Küsse wie Funken verteilte.
    Ein paar Stunden zuvor hatte sie einen fünfzehnseitigen Vertrag unterzeichnet, der das gesamte Universum von jeglicher Verantwortung für den Verlust von Eigentum, Gliedmaßen oder gar des Lebens freisprach. Selbst Rückfragen im Falle ihres Todes waren sozusagen ausgeschlossen – ihres Todes, der ihre drei Schutzbefohlenen und ihren Ehemann betreffen würde, der nicht einmal wusste, dass sie sich gerade auf eine Kumuluswolke tausend Meter über dem Erdboden zubewegte.
    Plötzlich stand der Fotograf auf, packte den Türgriff gegenüber dem Pilotensitz und riss ihn zurück. Sonnenlicht und eiskalte Luft strömten in das Innere der Cessna.
    Omeingott, omeingottomeingottomeingott …
    »Machen Sie jetzt bloß keinen Rückzieher, Miz Jansen!«, rief Bubba über den Fluglärm hinweg. »Los, wir gehen alles noch mal genau durch.«
    Ich kann das nicht.
    »Immer schön durch die Nase atmen.«
    Ich muss am Nachmittag drei Kinder von der Schule abholen.
    »Wir haken uns aneinander, gehen zur Türkante und lassen uns hinausfallen.« Bubba beugte sich näher zu ihr, um sich besser

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