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Mit falschem Stolz

Mit falschem Stolz

Titel: Mit falschem Stolz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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in die Federn zu stecken. Sie knautschte die dicke Daunendecke und wollte noch einmal in tiefen Schlaf sinken. In diesem Moment erschütterte ein Beben das Bett, und mit einem Maunzen landete Malefiz, der Hofkater, auf ihrer Brust.
    »Mhm?«
    »Mirrrr!«
    »Na gut.«
    Sie umfasste sein rabenschwarzes Hinterteil. Malefiz schnurrte, laut und ausgiebig.
    Alyss lachte leise und dämmerte über dem gemütlichen Geräusch aus seiner Katerkehle wieder ein.
    Herolds Weckruf riss sie jedoch bald wieder aus den Träumen – was sie bedauerte, denn es waren angenehme Träume, in denen ein gewisser englischer Handelsherr eine Rolle gespielt hatte. Anders als früher schüttelte sie den Gedanken an John of Lynne nun nicht mehr ab. Es mochte nicht richtig sein, sich die Sehnsucht nach ihm einzugestehen, denn sie galt noch immer als ein verheiratetes Weib. Aber seit ihr Vater, Ivo vom Spiegel, ihren Gatten der Stadt verwiesen hatte und die Möglichkeit der Eheauflösung in eine denkbare Nähe gerückt war, hatte sie begonnen, ganz leise Hoffnungen zu hegen. Sicher war, dass John eine Neigung zu ihr gefasst hatte. Und vielleicht war er auch wirklich nicht der Windbeutel, den vorzugeben er sich vom ersten Tag ihrer Bekanntschaft an Mühe gegeben hatte.
    Alyss reckte sich, Malefiz protestierte leise, drehte sich auf den Rücken und präsentierte ihr seinen Bauch. Gehorsam kraulte sie ihn. Der Kater war gewöhnlich ein unnahbarer Herr, der eher die Krallen einsetzte als die Samtpfoten. Aber in diesen stillen, traulichen Momenten ließ er es zu, dass Alyss ihn koste. Sacht nahm er ihre streichelnde Hand zwischen die Vorderpfoten und leckte ihr die Finger ab. Das Grummeln in seiner Kehle schwoll an.
    Und brach ab, als ein weiterer Hausgenosse mit einem Satz und einem fordernden Winseln auf der Decke landete.
    »Benefiz!«, sagte Alyss vorwurfsvoll, und Malefiz, sofort auf den Beinen, den Schwanz gesträubt, gab ein warnendes Fauchen von sich.
    »Klöff«, meinte der schwanzlose Spitz und schaute beide mit treuherzigen Augen an.
    Draußen im Hof führte Herold seinen krähenden Chor an, klapperte Hilda mit den Eimern am Brunnen, Mädchenstimmen giggelten über irgendetwas Spaßiges, und die schrille Stimme der Gänsehirtin Lore ergoss blumige Beschimpfungen über Gog und Magog, die heidnischen Gänsevölker, die sich um drei Gössel vermehrt hatten.
    Es war höchste Zeit, aufzustehen und sich den Tagespflichten zu stellen.
    In der Küche dampfte es aus dem großen Kessel, als sie eintrat, und Leocadie, Alyss’ schöne junge Base, schnipselte mit verträumtem Gesicht Äpfel klein, die über den Morgenbrei gegeben werden sollten. Lauryn, die zweite der drei Jungfern, die Alyss in ihrem Hauswesen aufgenommen hatte, um sie zu guten Wirtschafterinnen auszubilden, brachte einen Korb Eier herein und setzte ihn vorsichtig auf dem Tisch ab.
    »Ich hab den Falken gefüttert«, bemerkte Lauryn trocken.
    Leocadie schreckte auf und errötete.
    »Oh, danke.«
    »Leocadie, es gehört zu deinen Pflichten, dich um den Vogel zu kümmern. Es ist ein kostbares Tier. Deine Träumereien von einem edlen Ritter dürfen nicht dazu führen, dass du den Falken vernachlässigst.«
    Alyss sprach streng mit dem jungen Mädchen, wenngleich sie sogar ein wenig Verständnis für sie hatte. Auch sie war in der letzten Zeit hin und wieder von Tagträumen heimgesucht worden. Aber ein großes Haus und ein Geschäft zu führen, verlangte beständige Aufmerksamkeit, und wenn Leocadie erst mit Ritter Arbo von Bachem verheiratet war, würde sie einem weit größeren Anwesen vorstehen als dem Haus eines Weinhändlers.
    »Verzeiht, Frau Alyss. Ich werde Jerkin nachher gleich aufsteigen lassen.«
    »Nach unserem Besuch bei den Brouwers, Leocadie.«
    Hedwigis, die Dritte im Bunde der Jungfern, betrat die Küche mit einer Kanne Milch und nahm die letzten Worte mit einem gierigen Funkeln in ihren Augen auf.
    »Wir besuchen die Pelzhändler, Frau Alyss?«
    »Ich habe mit ihnen verabredet, dass wir heute Vormittag die Pelze für Leocadies Brauttruhe aussuchen können. Sie haben eine neue Ladung aus dem Osten bekommen und mir versprochen, die schönsten Stücke für uns zur Seite zu legen.«
    »Nur für Leocadie?«
    »Leocadie ist diejenige, die heiraten wird, Hedwigis.«
    »Man kann sich doch auch an dem Anblick erfreuen«, meinte Lauryn. Sie hatte eine vernünftige Art und war so uneitel, wie Hedwigis eitel war.
    Tilo, der Sohn von Alyss’ Tante Mechtild und ihrem Gatten, dem

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