Mit Haut und Haaren
Jonathan, in Passbildgröße.
Die George Mason hat ihm mitgeteilt, auf seine Dienste hinfort keinen
Wert mehr zu legen. Roland wollte sich einen Anwalt nehmen, doch der hatte gemeint:
»Ich habe nichts gegen einen guten Verdienst, aber meinen Klienten das Geld aus
der Tasche ziehen will ich auch nicht. Sie haben nicht die geringste Chance. Finden
Sie sich damit ab.«
Sein Apartment in New York hat er kündigen müssen. Hier im Hotel wird
er sein Standardwerk über die Geschichte der Blasenbildung beenden. Ist das Buch
erst mal erschienen, gibt es bestimmt irgendwo eine Stellle für ihn, vorzugsweise
an einer Universität. Ein Mann mit seinen Verdiensten findet
in der akademischen Welt immer etwas, und im Notfall bleibt ihm immer noch Taco
Bell. Er ist kein Dilettant, wie seine Exehefrau denkt.
Nach langem Suchen hat er die Visitenkarte von Ranzenhofer gefunden.
Er erinnert sich an den Abend in Brooklyn, an ihr Gespräch, das Kokoseis, Leas Kinder.
Er wählt die Mobilnummer, die Ranzenhofer auf die Rückseite der Visitenkarte geschrieben
hat.
»Hallo?«, fragt eine barsche Stimme.
»Jason Ranzenhofer?«
»Mit wem spreche ich?«
»Roland Oberstein«, antwortet er. »Ich war – bin – ein Freund Ihrer Frau.
Ich war mal bei Ihnen zum Essen.«
Für einen Moment ist es still.
»Ach, der Wirtschaftswissenschaftler«, sagt Ranzenhofer. Seine Stimme klingt schon etwas freundlicher.
»Damals sagten Sie was über eine Green Card. Dass Sie [680] Leute kennen,
die was für mich tun könnten. Jetzt würde ich gern auf Ihr Angebot zurückkommen.«
Stille.
»Können Sie sich noch erinnern?«
»Ja«, antwortet Ranzenhofer, »ich weiß noch.«
»Können Sie mir helfen? Ich bin ein wenig in Not.«
»Ich denke schon«, sagt Ranzenhofer nach einer weiteren Pause. »Ich denk
schon, dass ich was für Sie tun kann.«
[681] Danksagung
Für ihre Ratschläge, Führungen und ihre Gastfreundschaft danke ich: David Levy, Deirdre McCloskey, Maria Paganelli,
Schliesser, Harro Maas, Arnold Heertje, Marty Markowitz, dem Historisch Archief
Westland, insbesondere Jan Buskes, Gerard Beijer und Aren Jansen, sowie der Universität
Leiden, insbesondere Arie Ros und Wim van Anrooij.
[682] Zitatnachweis
Das Zitat von Walter Benjamin auf Seite 26 aus: Walter Benjamin,
›Denkbilder: Der destruktive Charakter‹. Aus: ders., Gesammelte Schriften, IV , 1: Kleine Prosa, Baudelaire-Übertragungen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1991, Seite 398.
Das Zitat von Adam Smith auf Seite 231 und 232 aus: Adam Smith, Theorie der ethischen Gefühle. Aus dem Englischen übersetzt
von Walther Eckstein [1926], neu herausgegeben von Horst D. Brandt. Felix Meiner
Verlag, Hamburg 2010, Seite 12 und 13.
Das Zitat von Paul Celan auf Seite 320 aus: Paul Celan, ›Es war Erde
in ihnen‹. Aus: ders., Die Niemandsrose. © S. Fischer
Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1963, Seite 73.
Das Zitat von Primo Levi auf Seite 424 und 424 f. aus: Primo Levi, Ist das ein Mensch? / Die Atempause. Übersetzt von Heinz
Riedt, Barbara Picht und Robert Picht. © Carl Hanser Verlag München 1986, Seite
95 und Seite 97.
Das Zitat von Stefan Zweig auf Seite 530 und 583 und 650 aus: Stefan
Zweig, Brief einer Unbekannten. Aus: ders., Gesammelte
Werke in Einzelbänden. Herausgegeben von [683] Knut Beck. Brennendes
Geheimnis. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1987, S. 151 und 160
und 184.
Das Zitat von Tadeusz Borowski auf Seite 537 f. und Seite 675 aus:
Tadeusz Borowski, Bei uns in Auschwitz. Aus dem Polnischen
von Friedrich Griese © Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH, Frankfurt
am Main 2006, Seite 44 und 72.
Foto: © Regine Mosimann/Diogenes Verlag
ARNON GRÜNBERG, 1971 in Amsterdam geboren, lebt und schreibt
in New York. Sein in 14 Sprachen übersetzter Erstling, Blauer
Montag, wurde in Europa ein Bestseller. Neben allen großen niederländischen
Literaturpreisen wie dem Anton-Wachter-Preis, dem AKO-Literaturpreis, dem
Libripreis und dem Constantijn-Huygens-Preis für sein Gesamtwerk erhielt Arnon
Grünberg 2002 den NRW-Literaturpreis.
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