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Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Mit heißer Nadel Jagd auf Kids

Titel: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Gaby. Ihr Gesicht war sehr
blass. Sie spürte die Messerspitze. Der Arm schnürte ihr die Luft ab. Außerdem
roch der Kerl wie ein verschwitzter Kettenraucher, der nur vor hohen Feiertagen
badet.
    Edu schleppte den Bewusstlosen
zum Wagen, verstaute ihn, glitt hinters Lenkrad und schloss die Tür. Er ließ
den Motor an. Noch immer stand Benommenheit auf seinem Rotbarsch-Gesicht. Aber
für ihn war das kein Grund, aufs Fahren zu verzichten.
    Gaby wurde von dem Glatzkopf
zur Beifahrertür geschleift.
    „Ich gebe euch einen Rat“,
sagte er. „Vergesst, was ihr hier gesehen habt. Vergesst es sofort. Sonst kommt
ihr nicht lebend nach Deutschland zurück. Klar? Haltet den Mund und haut ab
nach Hause. Aber bald!“
    Er stieß Gaby zur Seite, sprang
in den Wgen, und Edu fuhr an: rückwärts, aber nur ein Stück. Wo der Weg eine
Ausbuchtung hatte, wendete er. Dann stob der Wagen davon.
    „So ein Mist!“ Gaby stampfte in
den Sand. „Ich habe alles verpatzt.“
    „Du hast überhaupt keine
Schuld!“ Tröstend nahm Tim seine Freundin in die Arme.
    Schaukelnd verschwand der Wagen
hinter einer Kurve. Noch für einen Moment war das Geräusch des Motors zu hören,
dann verklang es unter den Bäumen.
    „Sie haben mich bemerkt“, sagte
Tim. „Deshalb sind sie zurückgekommen. Aber wenigstens haben wir das
Kennzeichen. Was machen die mit dem Schlappmann, frage ich mich. Pflegen sie
ihn gesund? Übergeben sie ihn einem Arzt? Ist Schlappmann ihr Kumpel? Oder
nützt es ihnen, wenn er stirbt?“
    „Uns haben sie bedroht!“
    „Das ist nicht die feine
eidgenössische Art.“
    „Tim! Jetzt fällt’s mir ein. Es
war in der gestrigen Zeitung. Auf der dritten Seite. Unter Vermischtem aus
aller Welt. Jetzt können wir feststellen, wer der Bewusstlose ist. Dann zur
Polizei.“
    „Hoffentlich ist die Zeitung
noch da! Und ist dir aufgefallen, Pfote, dass Edu eine Tätowierung hat? Auf dem
linken Handrücken. Eine Schlange, glaube ich. Jedenfalls was Geringeltes.
Vielleicht auch ein Gartenschlauch. Wie dem auch sei — es hat sicherlich keine
Bedeutung. Jedenfalls nicht in unserem speziellen Anliegen.“
    „Der Glatzkopf ist auch
tätowiert.“ Gaby fröstelte. „Ich hatte ja seine Pranke dicht vorm Gesicht. Auf
seinem linken Handrücken ist ein Schlangenkopf abgebildet. Ein grässlicher
Schlangenkopf mit züngelnder Zunge.“

4. Der Verdächtige vom Schloss
     
    Auf dem Nachttisch neben dem
luxuriösen Hotelbett klingelte das Telefon. Karl ließ die Jeans, die er gerade
aus dem Koffer nehmen wollte, unberührt und hob den Hörer ans Ohr.
    „Ja?“
    „Dulliöh!“, trompetete Klößchen
durch die Leitung. „Wie fühlst du dich in Katlwaldstetten?“
    „Danke der Nachfrage. Vor zwei
Minuten, als du mich von deiner Gegenwart befreit hast, fühlte ich mich noch
bestens. Jetzt packe ich aus. Behaupte nicht, du wärst damit fertig! Was meinst
du mit Dulliöh?“
    „Bombenstimmung. Ist
österreichisch. Und die Dulliöh habe ich. Ist ein toller Laden, dieses
Grand-Hotel, wie? Im Speisesaal — ich habe reingeguckt — sieht’s aus wie zu
Kaisers Zeiten: alles vergoldet und die Decke voller Lüster. Hoffentlich werde
ich auch satt. Übrigens habe ich Zimmer 37 — das ist schräg gegenüber von dir.
Bist du schon auf dem Balkon gewesen?“
    „Bin ich. Schöne Aussicht. Aber
die Luft riecht nach Regen. Trotzdem will ich nach dem Abendessen am See eine
Runde drehen. Nimm deinen neuen Regen-Trenchcoat gleich mit runter!“
    „Hast du schon ein Tattoo
entdeckt, Karl?“
    „Vorhin bei einem Typ. Aber
beim nächsten Hinsehen war’s doch nur unreine Haut.“
    „Uns kann nur ein Zufall helfen.“
    „Das Leben besteht aus
Zufällen, sagt mein Vater. Und der ist Professor.“
    „Heiliger Palatschinken!“,
murmelte Klößchen. „Wären wir doch lieber nach Grönland geschippert. Eine Woche
nach Tattoos suchen — das raubt mir den Verstand.“
    „Du hast nichts zu verlieren,
Willi“, lachte Karl.
    Als Klößchen dann antanzte,
hatte er sich ins rechte Auge ein Monokel geklemmt: das getönte Glas einer
kaputten Sonnenbrille. Alle übrigen Gesichtszüge ließ er hängen wie Fahnen bei
Windstille.
    „Na, glaubt man mir den Baron
Poldi?“, näselte er.
    „Du siehst mehr aus wie der
Bezirkstrottel.“
    Hinunter mit dem Lift. In der
Lobby, der Halle, hielten sich allerlei Gäste auf: festlich gewandet, als
wollten sie nachher in die Oper. Aber sie wollten nur in die Bar, denn eine Oper
gab’s in Katlwaldstetten nicht — nur tolle Berge

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