Mit Herz, Charme und Mut (German Edition)
sind alleinerziehende Mütter. Sie helfen freiwillig, da sie wissen, wie schwer das Leben sein kann, und weil sie helfen wollen. Wir haben ein paar fantastische Sachen gemacht und wir entwickeln uns zu einer wirklich wichtigen Hilfsinstitution. Das ist heutzutage, wo die Wirtschaft am Boden liegt und die Regierungshilfen wie verrückt gekürzt werden, wichtiger denn je. Wir brauchen Hilfe, Elizabeth – käme es denn für Sie eventuell in Betracht, ehrenamtlich für uns zu arbeiten? Ich kann Ihnen garantieren, dass Sie fantastische Menschen kennenlernen werden.“
„Wie sind Sie dazu gekommen?“, antwortete Elizabeth mit einer Gegenfrage.
„Genauso. Ich habe seelischen Beistand benötigt und dann diese Selbsthilfegruppe entdeckt. Es fühlt sich mindestens ebenso gut an, jemanden zu helfen, wie Hilfe zu erhalten. Corsica hat mich angeworben, damit ich sie dabei unterstütze, die Organisation weiter auszubauen, sodass Frauen und Kindern ein größeres Hilfsangebot zur Verfügung steht. Wir sind in drei Jahren sehr weit gekommen. Es ist mir wichtig geworden. Ich arbeite Vollzeit als Kassiererin in einem Supermarkt – damit bezahle ich meine Rechnungen. Doch diese Arbeit hier erfüllt mich und liegt mir sehr am Herzen.“
„Ich habe keine Ahnung, ob ich sehr viel Zeit investieren kann, doch ein bisschen hätte ich schon zur Verfügung“, entgegnete Elizabeth. „Ich glaube, die Arbeit würde mir gefallen. Denn ich glaube, ich brauche etwas fürs Herz.“
Wie so oft nach den Gruppentreffen wanderten Dorys Gedanken auf dem Nachhauseweg zu ihrer eigenen Geschichte. Sie hatte ihre Eltern verloren, als sie noch sehr jung gewesen war – sie konnte sich nicht einmal mehr an sie erinnern. Ihre Mutter und ihr Vater waren bei einem schrecklichen Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Obwohl Dory bei ihnen im Wagen gewesen war, hatte sie nicht nur überlebt, sondern war auch unverletzt geblieben. Danach war sie zu dem viel älteren Bruder ihres Vaters und dessen Frau gezogen. Ihre Tante und ihr Onkel, ein Ehepaar, das nie Kinder gehabt hatte, waren bereits über fünfzig gewesen, als sie zu ihnen gekommen war.
Dory wuchs in Fresno, Kalifornien, als Einzelkind auf. Das kleine Haus im Humboldt County, das sie und ihre Kinder nun ihr Zuhause nannten, hatte sie von ihrem Onkel Joe geerbt. Es war ein kleines, fünfzig Jahre altes Ferienhaus mit drei Zimmern, in dem er während seiner Jagdausflüge übernachtet hatte. Dory erinnerte sich an schöne Sommer und herrlich lange Wochenenden in diesem Haus – im Wald herumrennen, angeln im Fluss, Glühwürmchen fangen.
Es gab keinen vernünftigen Grund, weshalb ausgerechnet sie in einer gewalttätigen Ehe gelandet war – sie war in einem liebevollen Heim groß geworden. Es war dennoch nicht leicht, in so jungen Jahren Eltern zu haben, die so viel älter waren als all die anderen Moms und Dads. Ihre Tante und ihr Onkel waren verständlicherweise etwas unsicher und nervös gewesen und keinesfalls bereit, Dorys Vorstellungen von Schulkleidung, amüsantem Zeitvertreib, akzeptablem Benehmen, Musikgeschmack und Freunden zu teilen oder gar nachzugeben. Dory hatte sich ihren Rock auf dem Weg zur Schule hochgerollt und während der Busfahrt zur Schule geschminkt, was ihr ebenfalls verboten worden war. Sie war ein wenig rebellisch gewesen – hatte Onkel und Tante hin und wieder herausgefordert –, doch alles in allem sie war ein braves Kind.
Und sie hatte immer gewusst, dass Tante und Onkel sie liebten und nur das Beste für sie wollten.
Trip Jones war ein paar Jahre älter als Dory gewesen und von der Highschool geflogen. Onkel Joe hatte ihr strikt verboten, sich mit ihm treffen, also hatte Dory, um das Verbot zu umgehen, vorgegeben, eine Freundin zu besuchen. Aber weil ihre Tante und ihr Onkel so viel älter waren als die Eltern ihrer Freunde und noch dazu sehr altmodisch, hatte man sie nicht offen und ehrlich über das Verhältnis zwischen Männern und Frauen aufgeklärt. Bevor sich Dory versah, war sie fest mit Trip liiert und er betrachtete sie als sein Eigentum. Er war in der Lage, Dory zu allem zu überreden, und kaum dass sie achtzehn war, brachte er sie schließlich dazu, mit ihm von zu Hause abzuhauen.
Das erste Mal hatte er sie geschlagen, so behauptete er, weil sie jede Nacht vor Heimweh geweint hatte. Sie wollte wieder nach Hause zurück. Von da an wurde es immer schlimmer. Die Situation eskalierte, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, war sie schon fünf Jahre mit Trip
Weitere Kostenlose Bücher