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Mit Jockl nach Santiago

Mit Jockl nach Santiago

Titel: Mit Jockl nach Santiago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fürböck
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Spaziergang in Ribeauville. Bis zum Nachmittag drücken wir uns unter Vordächern und Auslagenmarkisen herum, warten unter Torbögen heftige Schauer ab und verplempern die meiste Zeit in irgendwelchen Cafés. Regenschirme und eine leichte Kaffeeübelkeit behalte ich als Erinnerung an diesen Tag - und schimmelige Stiefel, die wir aus lange vergessenen Plastiksäcken wieder ans Tageslicht holen, als der Regen nicht nachlassen will, ja im Gegenteil immer mehr Druck zulegt. Innen wie außen von einer grünlichen Schimmelschicht überzogen, würde ich die scheußlichen Gummiungetüme am liebsten in die nächste Mülltonne werfen. Doch was hilft’s - lieber Schimmel an den Zehen als Schwimmhäute dazwischen, und mit einem Gedanken an eine neu entstehende Käsesorte - den »Bavaria green«, die Alternative zum Roquefort - söhne ich mich mit den Gegebenheiten aus und steige in den Reifungsprozeß ein.
    Mit nicht zu kaschierender, murriger Laune verlassen wir Ribeauville und kehren unter pausenlosem Geprassel nach Riquewihr zurück. In Gedanken malen wir uns bereits unsere Heimreise aus, die unter keinem trockenen Stern stehen wird.
     

XII. Schlußakkord!
     
    Rund 41 Fahrstunden: Neuf-Brisach - Freiburg - Riedsee - Krauchenwies - Bad Wurzach - Obergünzburg - Hohenpeißenberg - Sauerlach - Forstern - Oberndorf/Salzburg
     
     
    Es kommt wie’s kommen mußte - kalter Wind pfeift uns um die Ohren, als wir anderntags zum Start rüsten. Wir stopfen und schlichten die Jocklkiste wie alle anderen Tage zuvor, und trotzdem packen wir mit einer Endgültigkeit, als wäre unsere Fracht nun wochenlang unterwegs, oder wir räumten eine Kiste am Dachboden um, die die nächsten Jahre keiner mehr öffnen würde.
    Der bevorstehende Grenzübertritt behagt uns gar nicht, obwohl oder gerade weil wir mit unserer Ferientour innerlich bereits abgeschlossen haben. Wenigstens zeigt sich das Wetter weniger feucht als gestern. Nach einem leichten Geniesele am Morgen kommen wir ungetauft aus Riquewihr weg. Hinter Beblenheim, einem malerischen Fachwerkort mit altehrwürdigen Winzerhöfen, nehmen wir von den Ausläufern der Vogesen mit ihren hügeligen Weingärten allmählich Abschied. Die Landschaft verliert ziemlich schnell ihren heimatlichen Charme; eine Ebene mit Maisfeldern und schnurgeraden Straßen zwischen Pappelalleen schiebt sich wie ein Brett unter Jockls Reifen und rollt mit uns in südöstliche Richtung davon. Bald stechen Wind und Kälte in den Ohren. Zeit für meinen Gehörschutz, sonst fallen mir noch die Löffel vom Kopf. Kaum hab’ ich meine Ohrbeulen übergeklappt, verpaßt mir Wolfgang einen neuen Kosenamen: »Panzerkommandant Furbodx!« (nach der fehlerhaften Schreibweise meines Namens in einem der spanischen Zeitungsartikel). Ob russische Panzerkommandanten schimmelige Stiefel tragen, wage ich zu bezweifeln, aber mit meiner kampfanzugmäßigen Regenbekleidung und dem Gehörschutz umgibt mich von den Ohren abwärts tatsächlich so etwas wie militärische Strenge. Um einen grimmigen Gesichtsausdruck brauche ich mich nicht extra zu bemühen, der stellt sich bei dieser Kälte ganz automatisch ein. Aber auch Wolfgang wappnet seine Ohren beim nächsten Stopp mit sowjetischem Accessoire. Im Wartehäuschen einer Busstation brauen wir uns Kaffee. Wolfgang legt Wert auf Einhaltung gewisser Gepflogenheiten und dazu gehört auch, immer ausgerechnet dann seinen Wunsch nach Milchkaffee zu äußern, wenn es weiten Landstrichen an Gasthäusern, Cafés und Bars mangelt oder eine steife Brise den Löskaffee in alle Richtungen verbläst, bevor er in den Tassen landet. Doch irgendwie kriegen wir das Pulver bröselweise unter das heiße Wasser, das Gesöff durch die Kehlen und können mit unserem Panzerkreuzer endlich weiterdampfen.
    In einer Stunde schaffen wir es bis nach Neuf-Brisach, und nach einer weiteren, die wir für Einkäufe, Tanken und zum Aufwärmen benötigen, sagen wir dem schönen Frankreich auf der Rheinbrücke endgültig: »Au revoir!« - Ungebremst geht es nun heim nach Australien.
    Auf bekannter Route absolvieren wir die Fahrt von Breisach nach Freiburg. Die Tierkadaverrate am Straßenrand hat seit unserer letzten Durchfahrt zugenommen, unsere Ortskenntnis hingegen nicht. Wiederum verzetteln wir uns vor Freiburg, und erst kurz vor der Autobahnauffahrt bemerken wir unseren - meinen - groben Navigationsfehler. Kommandant Furbodx hat zuviel Wodka konsumiert und darüber die Orientierung verloren. Nichtsdestotrotz bringt uns ein

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