Mit offenen Karten
möglich war, den armen Kerl zu erstechen. Aber schließlich, wenn man Bridge spielt, dann spielt man Bridge. Man schaut nicht herum und passt auf, was vorgeht. Die einzige Person, die das eventuell tut, ist der Strohmann. Und in diesem Fall…»
«Und in diesem Fall war der Strohmann zweifellos der Mörder», ergänzte Superintendent Battle.
«Trotzdem gehörte eine Riesencourage dazu», meinte Dr. Roberts. «Schließlich…, wer kann sagen, dass niemand im kritischen Moment aufschaut.»
«Ja», bestätigte Battle, «es war ein ungeheures Risiko. Das Motiv muss entsprechend stark gewesen sein. Ich wollte, ich wüsste, was es war», log er schamlos.
«Sie werden es sicher herausbekommen», sagte Roberts. «Sie werden seine Papiere durchsehen und so weiter und vermutlich irgendeinen Anhaltspunkt finden.»
«Hoffentlich», sagte Battle verdrossen.
Er warf dem anderen einen scharfen Blick zu.
«Würden Sie so gut sein, Dr. Roberts, mir – von Mann zu Mann – Ihre persönliche Meinung zu sagen?»
«Gewiss.»
«Auf wen tippen Sie?»
«Das ist nicht schwer. Ohne zu überlegen würde ich sagen – Despard. Der Mann hat Mut, er ist ein gefährliches Leben gewöhnt, wo man schnell handeln muss. Er ist auch der Mann, etwas zu wagen. Es scheint mir unwahrscheinlich, dass die Damen etwas mit der Sache zu tun haben. Es erfordert eine gewisse Kraft, würde ich meinen.»
«Nicht so viel, wie Sie glauben. Sehen Sie sich das hier an.»
Wie ein Zauberkünstler zog Battle plötzlich ein langes, schmales Instrument mit einem edelsteingeschmückten Knauf hervor. Dr. Roberts beugte sich vor und betrachtete es mit Kennerblick. Er prüfte die Spitze und pfiff leise.
«Was für ein Werkzeug! Was für ein Werkzeug! Das kleine Spielzeug ist wie für einen Mord geschaffen. Geht rein wie geschmiert – wie geschmiert. Er hat es vermutlich mitgebracht.»
Battle schüttelte den Kopf.
«Nein, es ist Mr Shaitanas Eigentum, es lag auf dem Tisch bei der Tür zusammen mit einer Menge anderer Nippsachen.»
«Also hat der Mörder sich selbst bedient. Ein Glück, so ein Werkzeug zu finden.»
«So kann man es auch betrachten», sagte Battle gelassen.
«Natürlich war es kein Glück für Shaitana, den armen Teufel.»
«Das habe ich nicht gemeint, Dr. Roberts. Ich meinte, dass man die Sache auch von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachten kann. Es könnte sein, dass der Anblick dieser Waffe unseren Verbrecher erst auf die Idee des Mordes gebracht hat.»
«Sie meinen, es war eine plötzliche Eingebung – dass der Mord nicht vorbedacht war? Dass er den Gedanken erst fasste, nachdem er hier war? Hm – haben Sie einen Anhaltspunkt dafür?»
Er blickte ihn forschend an.
«Es ist nur eine Idee», sagte Superintendent Battle unbewegt. «Nun, es könnte natürlich so sein», räumte Dr. Roberts langsam ein. Battle räusperte sich.
«Nun, ich will Sie nicht länger aufhalten, Doktor. Danke für Ihre Hilfe. Wollen Sie uns bitte Ihre Adresse da lassen.»
«Gewig, 200 Gloucester Terrace, W. 2, Telefon Bayswater 2 38 96.»
«Danke sehr. Ich werde Sie wahrscheinlich dieser Tage aufsuchen.»
«Es wird mich immer freuen, Sie zu sehen. Hoffentlich wird die Sache in den Zeitungen nicht allzu breitgetreten. Ich möchte nicht, dass meine nervösen Patienten sich aufregen.»
Superintendent Battle sah sich nach Poirot um.
«Entschuldigen Sie, Monsieur Poirot, wenn Sie Dr. Roberts noch einige Fragen stellen möchten, so bin ich überzeugt, dass er nichts dagegen hätte.»
«Durchaus nicht, durchaus nicht. Ich bin ein großer Bewunderer Ihrer Kunst, Monsieur Poirot. Kleine graue Zellen: Ordnung und Methodik. Ich weiß Bescheid. Ich bin überzeugt, eine ganz tückische Frage wird Ihnen einfallen.»
Hercule Poirot spreizte in seiner fremdländischen Art die Finger auseinander.
«Nein, nein. Ich möchte mir nur alle Details klarmachen. Zum Beispiel, wie viele Robber haben Sie gespielt?»
«Drei», sagte Roberts prompt. «Wir waren im vierten Robber, als Sie hereinkamen.»
«Und wer spielte mit wem?»
«Im ersten Robber Despard und ich gegen die Damen. Sie haben uns geschlagen. Eine verflixte Geschichte. Ein leichter Sieg; wir hatten überhaupt keine Blätter. Im zweiten Robber Miss Meredith und ich gegen Despard und Mrs Lorrimer. Im dritten Robber Mrs Lorrimer und ich gegen Miss Meredith und Despard. Wir haben immer gezogen, aber es ergab sich wie mit einem Pivot. Im vierten Robber wieder Miss Meredith und ich.»
«Wer hat gewonnen und wer
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