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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Anne.
    Ein scharfes, schneidendes: «Ermordet?», von Mrs Lorrimer.
    Ein «Großer Gott» von Dr. Roberts.
    Battle nickte langsam mit dem Kopf. Er sah aus wie ein chinesischer Porzellanmandarin. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
    «Erstochen», erläuterte er, «so ist es, erstochen.»
    Dann stieß er die Frage vor:
    «Hat jemand von Ihnen im Laufe des Abends den Bridgetisch verlassen?»
    Er sah in vier verstörte Gesichter. Er sah Angst – Begreifen – Empörung – Bestürzung; aber er sah nichts wirklich Aufschlussreiches.
    «Nun?»
    Es entstand eine Pause. Dann sagte Major Despard ruhig (er war aufgestanden und stand starr da wie ein Soldat auf einer Parade), sein kluges schmales Gesicht Battle zugewandt:
    «Ich glaube, jeder von uns hat mal den Bridgetisch verlassen – entweder um etwas zu trinken oder Holz aufs Feuer zu legen. Ich habe beides getan. Als ich zum Kamin ging, war Shaitana im Lehnstuhl eingeschlafen.»
    «Eingeschlafen?»
    «So schien es mir – ja.»
    «Möglich», sagte Battle, «oder er war schon tot. Wir werden später näher darauf eingehen. Darf ich Sie nun alle bitten, ins Nebenzimmer zu gehen.» Er wandte sich an die schweigsame Gestalt an seiner Seite. «Colonel Race, vielleicht gehen Sie mit ihnen.»
    Race nickte sofort als Zeichen seines Einverständnisses.
    Die vier Bridgespieler schritten langsam durch die Tür.
    Mrs Oliver setzte sich am äußersten Ende des Zimmers auf einen Stuhl und begann leise zu schluchzen.
    Battle griff zum Telefonhörer und sprach einige Worte in den Apparat. Dann sagte er: «Die Polizei wird sofort hier sein. Die Order von oben lautet, dass ich den Fall übernehmen soll. Der Bezirksarzt wird ebenfalls gleich hier sein. Wann, würden Sie sagen, Poirot, dass der Tod eingetreten ist? Ich selbst denke, vor einer guten Stunde.»
    «Ich stimme Ihnen zu. Schade, dass man nicht sagen kann: ‹Dieser Mann ist seit einer Stunde, fünfundvierzig Minuten und vierzig Sekunden tot.›»
    Battle nickte geistesabwesend.
    «Er saß direkt vor dem Kaminfeuer, das macht einen Unterschied. Über eine Stunde – nicht mehr als zweieinhalb. Das wird unser Doktor sagen, davon bin ich überzeugt. Und niemand hat etwas gesehen, niemand etwas gehört. Unglaublich! Welches Risiko, was für ein Akt der Verzweiflung. Er hätte ja aufschreien können.»
    «Aber er hat nicht aufgeschrien. Das Glück blieb dem Mörder treu. Wie sie richtig sagen, mon ami, war es ein Akt der Verzweiflung.»
    «Haben Sie irgendeine Idee, Poirot, was das Motiv angeht?»
    Poirot erwiderte langsam: «Ja, ich habe da eine Idee. Sagen Sie, hat Mr Shaitana Ihnen gegenüber nicht angedeutet, zu welcher Gesellschaft Sie heute Abend eingeladen waren?»
    Superintendent Battle sah ihn erstaunt an.
    «Nein, Monsieur Poirot, er hat überhaupt nichts gesagt. Warum?»
    Draußen klingelte es.
    «Das sind unsere Leute», sagte Battle. «Ich gehe und lasse sie herein. Wir werden gleich auf Ihre Geschichte zurückkommen. Ich muss sehen, dass ich mit dem Amtsschimmel weiterkomme.»
    Poirot nickte. Battle verließ das Zimmer.
    Mrs Oliver schluchzte immer noch.
    Poirot ging zum Bridgetisch. Ohne irgendetwas zu berühren, studierte er die Abrechnungen. Er schüttelte ein- oder zweimal den Kopf.
    «Der dumme kleine Kerl! Oh, der dumme kleine Kerl!», murmelte er. «Sich als Satan zu verkleiden und zu versuchen, den Leuten Angst einzujagen. Quel enfantillage! »
    Die Tür öffnete sich. Der Amtsarzt trat mit der Tasche in der Hand ein. Ihm folgte der zuständige Inspektor des Bezirks, der mit Battle sprach. Dann kam ein Fotograf, ein Constable wartete im Vorzimmer.
    Das polizeiliche Räderwerk war in Gang gesetzt.

4
     
    H ercule Poirot, Mrs Oliver, Colonel Race und Superintendent Battle saßen um den Speisezimmertisch herum.
    Es war eine Stunde später. Die Leiche war untersucht, fotografiert und fortgeschafft worden. Ein Spezialist für Fingerabdrücke war da gewesen und wieder fortgegangen.
    Battle sah Poirot an.
    «Ehe ich die andern vier hereinbitte, möchte ich hören, was Sie mir zu sagen haben. Was also steckte hinter der heutigen Abendgesellschaft?»
    Möglichst genau wiederholte Poirot sein Gespräch mit Shaitana im Wessex House.
    Superintendent Battle spitzte die Lippen, fast hätte er gepfiffen. «Ausstellungsstücke – wie? Lauter Mörder in Freiheit, oho! Und Sie glauben, dass er es tatsächlich so gemeint hat? Sie glauben nicht, dass er Sie zum besten halten wollte?»
    «O nein, er hat es ganz ernst gemeint.

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