Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Hier ist der erste Robber, sehen Sie – eine zahme Angelegenheit, bald vorüber. Kleine ordentliche Zahlen, sorgfältige Addition und Subtraktion – das ist Miss Meredith. Sie spielte mit Mrs Lorrimer, und die beiden gewannen.
    Hier ist das Spiel nicht so leicht zu verfolgen, da gestrichen wurde, aber es sagt uns vielleicht etwas über Major Despard – ein Mann, der immer gleich auf den ersten Blick sehen will, wie er steht. Die Zahlen sind klein und charaktervoll.
    Diese nächste Abrechnung stammt von Mrs Lorrimer – sie und Dr. Roberts gegen die beiden anderen – ein homerischer Kampf. Der Doktor sagt zu viel an und sie fallen; aber da sie beide erstklassige Spieler sind, fallen sie nicht zu oft.

    Hier haben wir die letzte Notierung. Der unvollendete Robber. Ich habe jeweils eine Abrechnung in der Handschrift jedes Spielers aufgehoben.
    Sie glauben vielleicht, dass die Fragen, die ich stellte, unsinnig sind, aber das stimmt nicht. Ich will den Charakter dieser vier Spieler erfassen, und wenn ich sie über Bridge ausfrage, so ist jeder gern bereit zu reden.»
    «Ich halte Ihre Fragen nie für unsinnig, Monsieur Poirot», widersprach Battle. «Ich habe Sie zu oft bei der Arbeit gesehen. Jeder hat seine eigene Methode, das weiß ich. Ich lasse meinen Inspektoren immer freie Hand. Jeder muss selbst herausfinden, welche Arbeitsweise ihm am besten zusagt. Aber wir können uns darüber jetzt nicht unterhalten. Lassen wir das Mädchen hereinkommen.»
    Anne Meredith war sichtlich aufgeregt. Sie blieb in der Tür stehen, ihr Atem kam in unregelmäßigen Stößen.
    Battle schlug gleich einen väterlichen Ton an. Er erhob sich und rückte ihr einen Stuhl zurecht.
    «Setzen Sie sich, Miss Meredith, setzen Sie sich. Und regen Sie sich nicht auf. Ich weiß, das alles kommt Ihnen furchtbar vor, aber in Wirklichkeit ist es gar nicht so arg.»
    «Ich kann mir nichts Ärgeres vorstellen», sagte das junge Mädchen leise. «Es ist so entsetzlich – so entsetzlich zu denken, dass einer von uns – dass einer von uns…»
    «Überlassen Sie das Denken mir», sagte Battle gütig. «Nun, Miss Meredith, geben Sie uns erst einmal Ihre Adresse.»
    «Wendon Cottage, Wallingford.»
    «Keine Stadtadresse?»
    «Nein, ich bin für einige Tage in meinem Club abgestiegen.»
    «Und ihr Club ist?»
    «Ladies’ Naval and Military.»
    «Nun, das hätten wir also, Miss Meredith. Wie gut haben Sie Mr Shaitana gekannt?»
    «Ich habe ihn gar nicht gut gekannt. Ich habe ihn immer für einen äußerst unheimlichen Menschen gehalten.»
    «Warum?»
    «Oh, weil er es war! Dieses schreckliche Lächeln! Und seine Art, sich über einen zu beugen. Als wollte er einen beißen.»
    «Haben Sie ihn lange gekannt?»
    «Ungefähr acht Monate. Ich traf ihn in der Schweiz beim Wintersport.»
    «Ich hätte nie gedacht, dass er Wintersport betreibt», meinte Battle erstaunt.
    «Er lief nur Schlittschuh. Er war ein wunderbarer Eisläufer. Lauter Figuren, wie ein Kunstläufer.»
    «Ja, das sieht ihm schon ähnlicher. Und haben Sie ihn nachher viel gesehen?»
    «Ja – ziemlich viel. Er lud mich zu Gesellschaften und Cocktails ein, und da war es immer sehr lustig.»
    «Aber ihn selbst mochten Sie nicht.»
    «Nein, er war mir unheimlich.»
    Battle sagte milde:
    «Aber Sie hatten keinen besonderen Grund, sich vor ihm zu fürchten?»
    Anne Meredith sah ihn mit großen, unschuldigen Augen an. «Einen besonderen Grund? O nein.»
    «Also gut. Und heute Abend? Haben Sie Ihren Platz überhaupt verlassen?»
    «Ich glaube nicht – oder doch, vielleicht einmal. Ich bin um den Tisch herumgegangen, um das Blatt meines Partners einzusehen.»
    «Aber Sie sind die ganze Zeit beim Bridgetisch geblieben?»
    «Ja.»
    «Ganz bestimmt, Miss Meredith?»
    Plötzlich wurde das junge Mädchen flammend rot.
    «Nein – nein, ich bin herumgegangen.»
    «Gut. Vergeben Sie mir, Miss Meredith, aber versuchen Sie, die Wahrheit zu sagen. Ich weiß, dass Sie nervös sind, und wenn man nervös ist, ist man geneigt – nun, die Dinge so darzustellen, wie man sie gern haben möchte. Sie sind herumgegangen. Sind Sie zu Mr Shaitana hinübergegangen?»
    Das Mädchen schwieg einen Augenblick und sagte dann:
    «Glauben Sie mir, ich kann mich wirklich nicht erinnern.»
    «Nun gut, lassen wir es dabei, dass Sie es vielleicht getan haben. Wissen Sie irgendetwas über die anderen drei?»
    «Ich kann es nicht glauben, ich kann es einfach nicht glauben. Es kann nicht Major Despard sein. Und ich kann auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher