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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dafür, dass Mr Shaitana am Leben war und mit mir sprach.»
    Battle machte keinerlei Einwand. Er fuhr in seiner ruhigen methodischen Fragestellung fort. «Um welche Zeit war das?»
    «Ich glaube, wir hatten bereits eine gute Stunde gespielt.»
    «Und die anderen?»
    «Dr. Roberts holte mir einen Drink. Etwas später holte er sich selbst einen. Major Despard hat sich auch einen Drink geholt – gegen elf Uhr fünfzehn würde ich sagen.»
    «Nur einmal?»
    «Nein – zweimal, glaube ich. Die Herren sind ziemlich viel herumgegangen, aber ich kann nicht sagen, was sie gemacht haben. Miss Meredith hat ihren Platz nur einmal verlassen, glaube ich. Sie stand auf, um das Blatt ihres Partners anzuschauen.»
    «Aber sie blieb beim Bridgetisch?»
    «Das kann ich wirklich nicht sagen. Sie kann auch herumgegangen sein.»
    Battle nickte.
    «Das ist alles sehr ungenau», brummte er.
    «Ich bedaure.»
    Battle vollführte nochmals sein Zauberkunststück und zog das lange, feine Stilett hervor.
    «Wollen Sie sich das mal ansehen, Mrs Lorrimer?»
    Mrs Lorrimer nahm es seelenruhig in die Hand.
    «Haben Sie das je zuvor gesehen?»
    «Nein.»
    «Und trotzdem lag es auf einem Tisch im Salon.»
    «Es ist mir nicht aufgefallen.»
    «Sie begreifen vielleicht, Mrs Lorrimer, dass mit einer solchen Waffe einer Frau der Mord genauso leicht gelingen konnte wie einem Mann.»
    «Vermutlich», sagte Mrs Lorrimer ungerührt.
    Sie beugte sich vor und reichte ihm das zierliche kleine Ding zurück.
    «Aber trotzdem», sagte Superintendent Battle, «müsste die Frau in größter Verzweiflung gehandelt haben. Es war ein enormes Risiko.»
    Er wartete eine Minute lang, aber Mrs Lorrimer schwieg. «Wissen Sie etwas über die Beziehungen zwischen den anderen Dreien und Shaitana?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Gar nichts.»
    «Würden Sie mir Ihre Meinung darüber sagen, wen Sie für den wahrscheinlichsten Täter halten?»
    «Ich werde nichts dergleichen tun. Ich erachte diese Frage als höchst ungehörig.»
    Der Superintendent sah plötzlich aus wie ein beschämter Schuljunge, der von seiner Großmutter gescholten wurde.
    «Ihre Adresse bitte», murmelte er und zog sein Notizbuch zu sich heran.
    «111 Cheyne Lane, Chelsea.»
    «Telefonnummer?»
    «Chelsea 4 56 32.»
    Mrs Lorrimer erhob sich.
    «Irgendwelche Fragen, die Sie stellen wollen, Monsieur Poirot?», fragte Battle hastig.
    Mrs Lorrimer blieb stehen, den Kopf leicht geneigt.
    «Wäre es ungehörig, Madame, Sie nach Ihrer Meinung über Ihre Gefährten, nicht als eventuelle Mörder, sondern als Bridgespieler zu fragen?»
    Mrs Lorrimer erwiderte kühl:
    «Ich habe nichts dagegen – wenn es mit der strittigen Frage etwas zu tun hat –, obwohl ich nicht einsehe, wieso das der Fall sein kann.»
    «Lassen Sie das bitte meine Sorge sein, Madame. Darf ich um Ihre Antwort bitten?»
    Im Ton eines langmütigen Erwachsenen, der einem zurückgebliebenen Kind seinen Willen tut, erwiderte Mrs Lorrimer:
    «Major Despard ist ein guter, verlässlicher Spieler. Dr. Roberts sagt zu viel an, aber er spielt sein Blatt glänzend. Miss Meredith spielt nicht schlecht, aber etwas zu ängstlich. Sonst noch etwas?»
    Poirot vollführte nun seinerseits ein Zauberkunststück und zog die zerknitterten Bridgeabrechnungen hervor.
    «Ist eine dieser Abrechnungen die Ihre, Madame?»
    Sie prüfte sie.
    «Das ist meine Handschrift. Es sind die Ergebnisse des dritten Robbers.»
    «Und diese hier?»
    «Das muss Major Despard sein. Er streicht während des Spielens.»
    «Und diese?»
    «Von Miss Meredith. Der erste Robber.»
    «Also ist diese unfertige von Dr. Roberts?»
    «Ja.»
    «Danke, Madame, ich glaube, das ist alles.»
    Mrs Lorrimer wandte sich an Mrs Oliver:
    «Gute Nacht, Mrs Oliver. Gute Nacht, Colonel Race.»
    Dann, nachdem sie allen die Hand geschüttelt hatte, ging sie hinaus.

6
     
    « A us ihr war nicht viel herauszubekommen», bemerkte Battle. «Sie hat mich auch zurechtgewiesen. Sie ist noch vom alten Schlage. Voller Rücksicht für die anderen, aber hochmütig wie der Teufel! Ich kann nicht glauben, dass sie es getan hat, aber man kann nie wissen! Sie hat viel Energie. Was wollen Sie mit den Bridgeabrechnungen, Monsieur Poirot?»
    Poirot breitete sie auf dem Tisch aus.
    «Sie sind äußerst aufschlussreich, finden Sie nicht? Was wollen wir in diesem Fall? Einen Hinweis auf den Charakter. Und nicht nur auf einen, sondern auf vier Charaktere. Und hier werden wir das am ehesten finden – in diesen hingekritzelten Zahlen.

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