Mitch
Weihnachtsgeschenke einpacken wollte.
Mitch folgte ihr in die Küche, wo es nach Salbei und anderen Kräutern duftete. Als die Uhr am Herd klingelte, öffnete Bethany den Backofen und nahm ein knuspriges Baguette heraus.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“ fragte er, während er sich umschaute.
„Nein danke. Ich habe alles unter Kontrolle.“ Das traf allerdings nur auf das Essen zu, denn plötzlich schien es ihr, als wäre Mitch ihr genauso fremd wie am Anfang.
„Ich decke jetzt den Tisch“, sagte sie.
Offenbar dachte er, dass er ihr bloß im Weg sein würde, denn diesmal bot er ihr nicht seine Hilfe an. Die Hände auf eine Stuhllehne gestützt, blieb er vor dem Küchentisch stehen und wartete, bis Bethany sich hinsetzte.
Für sie verlief das Essen ziemlich enttäuschend, und obwohl er es ausgiebig lobte, schmeckte es ihr überhaupt nicht.
„Ich glaube, Abbey hat alle Hände voll zu tun“, meinte Bethany schließlich, um Konversation zu machen.
„Wie viele Kinder sind heute da?“ erkundigte er sich. „Soweit ich weiß, sind es sechs.“
„Sieben, wenn du Scott mitzählst.“
„Ich schätze, Scott würde sich eher teeren und federn lassen, als einem Haufen Mädchen dabei zu helfen, Kekse zu verzieren und Popcorn auf eine Schnur zu ziehen.“
„Wahrscheinlich hast du Recht.“ Bethany reichte Scott das Brot.
Nachdem er eine Scheibe genommen und sich bedankt hatte, entstand wieder ein peinliches Schweigen.
Als Bethany es nicht mehr aushalten konnte, warf sie ihre Serviette weg und wandte sich an Mitch. Ihr Mund war wie ausgetrocknet, sodass sie kaum sprechen konnte.
„Was ist eigentlich los mit uns?“ fragte sie.
„Was soll los sein?“
Sie trank einen Schluck Wasser. „Wir sind so verdammt höflich zueinander.“
„Stimmt.“
„Wir sind nicht einmal mehr in der Lage, uns zu unterhalten.“
„Das ist mir auch aufgefallen“, bestätigte Mitch, doch eine Lösung hatte er anscheinend auch nicht parat.
Bethany schaute ihm in die Augen in der Hoffnung, dass er irgend etwas unternehmen würde. Stattdessen legte er jedoch seine Serviette auf den Tisch und stand auf. „Ich glaube, ich habe keinen großen Hunger.“ Dann brachte er seinen halb vollen Teller zur Spüle.
„Oh.“
„Möchtest du, dass ich gehe?“ erkundigte er sich.
Nein! dachte sie verzweifelt, sprach es aber nicht aus.
„Willst du denn gehen?“
Mitch schwieg.
Nun stand sie ebenfalls auf und presste sich die Hand an die Stirn. „Bitte hör auf damit. Ich will wissen, was los ist. Habe ich etwas falsch gemacht?“
„Du liebe Güte, nein!“ erwiderte er verblüfft. „Es liegt nicht an dir. Es ist meine Schuld“, fuhr er so leise fort, dass sie ihn kaum verstehen konnte. „Du hast nichts falsch gemacht, aber …“ Er verstummte unvermittelt.
„Was dann? Bitte sag es mir.“
„Es ist wohl besser, wenn ich jetzt verschwinde.“ Er wandte sich ab und ging durch das Wohnzimmer in den Flur, um seine Jacke aus dem Garderobenschrank zu nehmen.
Obwohl es im Wohnzimmer gemütlich warm war, fröstelte Bethany plötzlich. Unwillkürlich verschränkte sie die Arme vor der Brust – nicht nur, weil ihr kalt war, sondern auch, um sich vor Mitchs Worten zu schützen. „Es fängt also alles wieder von vorn an, nicht?“ brachte sie hervor. Vom ersten Tag an war Mitch vor ihr davongelaufen. Jedes Mal, wenn sie geglaubt hatte, ein Stückchen vorangekommen zu sein, passierte etwas, das ihr zeigte, was für ein weiter Weg noch vor ihnen lag.
Die Hand an der Türklinke, drehte Mitch sich noch einmal zu Bethany um. Als er sprach, war seine Stimme rau vor Zorn. „Wenn ich mit dir allein bin, will ich dich küssen.“
Ungläubig erwiderte Bethany seinen Blick. „Wir haben uns doch schon geküsst.“ Zuerst waren es leidenschaftliche Küsse gewesen, die sie niemals vergessen würde, in letzter Zeit eher freundschaftliche zur Begrüßung und zum Abschied. „Was ist heute anders?“
„Wir sind allein.“
„Ich weiß.“ Bethany hatte keine Ahnung, worauf er hinauswollte.
Nun schüttelte er gequält den Kopf. „Verstehst du es denn nicht, Bethany?“
Nein, sie verstand überhaupt nichts.
„Wenn Chrissie oder jemand anders dabei ist, ist die Versuchung für mich nicht so groß. Doch wenn wir allein sind, kann ich an nichts anderes mehr denken. Merkst du denn nicht, wie sehr ich mich danach sehne, mit dir zu schlafen?“
„Ist das denn so schrecklich?“ erwiderte sie leise.
„Ja. Ich darf es nicht so weit kommen
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