Miteinander reden von A bis Z
moralisch gefärbte Vordermannschaft: «Gut ist nicht gut genug!», «Selig sind die, die fleißig sind» oder «Was du heute kannst besorgen …» lauten ihre Botschaften (s. Abb. 14 ).
Abb. 14 :
Das Burnout-«Dream-Team»
Zu Burnout kann es kommen, wenn:
Menschen nicht über genügend Abgrenzungsvermögen gegenüber ihrer beruflichen Tätigkeit verfügen und regelmäßig nach Feierabend mit beruflichen Themen beschäftigt sind. Dies gilt in besonderem Maße für seelisch belastende Berufe, wie sie meist im sozialen Bereich anzutreffen sind.
der Ausgleich zur beruflichen Belastung fehlt (z.B. durch Sport oder Urlaub).
jemand langfristig bestimmte für ihn unangenehme Gefühle und nicht akzeptierte Anteile der eigenen Persönlichkeit unterdrückt. Ein Animateur in einer Ferienanlage, der immer gut drauf sein muss und keinen schlechten Tag haben darf, ist ohne eine Möglichkeit zum Ausgleich ebenso Burnout-gefährdet wie eine Drogentherapeutin, die sich Gefühle wie Wut oder Abscheu gegenüber ihren Klienten verbietet. Das ständige Niederhalten dieser seelischen Energie wird auf Dauer mit Fühllosigkeit und seelischer Erschöpfung bezahlt.
Eine Sensibilität für die eigenen inneren Verbotsschilder zu entwickeln («Ich darf so nicht sein/nicht fühlen!») kann der erste Schritt zur Burnout-Vorsorge sein. Mit der Erkundung ausgrenzungsgefährdeter Teammitglieder und deren schrittweiser Integration kann das Innere Team hier einen hilfreichen Zugang bieten.
Doppeln
Wenn der Berater meint, einen Klienten gut verstanden zu haben, obwohl dieser seine innere Wahrheit nicht in klare Worte fassen kann, dann kann er ihn doppeln, das heißt in Ich-Form etwas für ihn aussprechen. Diese Technik dient sowohl der → Selbstklärung einzelner Individuen ( monologisches Doppeln bzw. Selbstklärungsdoppeln ) als auch der Klärung zwischen zwei Konfliktparteien (dialogisches Doppeln).
Doppeln kann eine sehr machtvolle Intervention sein, da durch das Sprechen in Ich-Form die Grenze zwischen dem Eigenen und dem Anderen scheinbar verschwimmt. Voraussetzung für das Doppeln ist daher, dass der Doppler die ausdrückliche Erlaubnis der betreffenden Person einholt: «Darf ich einmal neben Sie kommen und etwas an Ihrer Stelle sagen? Sie sagen dann anschließend, ob es für Sie stimmt?» Diese Erlaubnis wird vor jedem Doppeln aufs Neue eingeholt. Während des Doppelns sitzt oder hockt der Doppler an der Seite der gedoppelten Person (s. Abb. 17 ).
Abb. 17 :
Vorgehen beim Doppeln
Das Doppeln hat seinen Ursprung im Psychodrama. Es wurde von Chr. Thomann für Mediation und Paarberatung aufgegriffen und zum dialogischen Doppeln als eine Methode der → Klärungshilfe weiterentwickelt. Das dialogische Doppeln dient der Klärung zwischen zwei Konfliktparteien. Dabei liegt das Hauptziel auf der Vervollständigung der Kommunikation zwischen den Beteiligten: Bislang unterschwellige und emotional oft brisante → Botschaften werden durch den Klärungshelfer ausgesprochen und ergänzen damit den Streit-Dialog. Als Strukturierungshilfe dient hierbei das → Kommunikationsquadrat . Die Kommunikation zwischen den Konfliktparteien wird durch das Doppeln verlangsamt und präzisiert, da die jeweilige Äußerung zunächst vom Klärungshelfer gedoppelt wird, bevor die andere Partei darauf reagieren darf.
Eine besondere Herausforderung für den Klärungshelfer liegt in den feindseligen Impulsen und Gefühlen wie z.B. Wut und Neid, Misstrauen und Rache. Er muss auch sie doppeln, das heißt ihnen eine Sprache geben, damit der «Inhaber» der Gefühle sich verstanden fühlt und damit dem Gegenüber die Brisanz der Auseinandersetzung deutlich wird.
Gleichzeitig droht jetzt, wenn diese Dinge «auf den Tisch kommen», eine feindselige Eskalation. Hier ist es für den Klärungshelfer hilfreich, zwischen abwehrenden und abgewehrten Gefühlen zu unterscheiden und sie beim Doppeln zusammenzuführen. «Hinter» den harten abwehrenden Gefühlen verbergen sich nämlich weiche, schutzbedürftige Gefühle (Traurigkeit, Verletztheit …).
Mit Hilfe des Doppelns kann ein Berater die Beteiligten dabei unterstützen, von der Ebene der harten Gefühle zu den darunter liegenden weichen Gefühlen wie Enttäuschung und Kränkung zu gelangen und sich so aus der Gefangenschaft ihrer Verletztheit zu befreien. Gelingt dieser Schritt im Klärungsprozess, kann das An-Erkennen der gegenseitigen Verletzungen viel zu gegenseitigem Verständnis beitragen
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