Mithgar 13 - Zwergenzorn
wurde, nahmen die Zwerge die Bohrarbeit unter der flammenden Barriere wieder auf. Bohrmeister und Hämmerer wurden oft abgelöst, denn es war wie die Arbeit in einer Schmiede. Sogar jene schwitzten, die auf den Hängen des Tals zuschauten, und Umhänge und Westen wurden abgelegt.
Als das Hämmern wieder begann, schob das Ungeheuer wieder einen Tentakel aus dem Wasser, doch die Flammen schreckten es ab. Es schwamm zu einer Stelle, wo kein Feuer war, und tastete über den Damm, konnte die Arbeiter aber nicht erreichen. Das Wasser spritzte hoch auf, als es der wütende Kraken vor Zorn mit seinen Tentakeln peitschte. Dann raste er auf die andere Seite der Flammen, doch auch von dort konnte er den Arbeitern nichts anhaben. Das Wasser brodelte und schäumte im Zorn des Ungeheuers. Ein widerlicher Gestank stieg auf, und ein Zischen wie von einem Reptil war zu vernehmen. Doch die Arbeit ging weiter.
Der beinah volle Mond ging langsam über den Bergen auf und unterstützte mit seinem silbernen Glanz den Feuerschein und das Laternenlicht. Die Arbeit ging immer noch weiter.
Die großen Hämmer trieben die Bohrer und Keile unter dem Tosen des Feuers in das Gestein. Starke Muskeln schwangen die Hämmer mit zwergischer Kraft, und jeder Bohrmeister hielt die Stangen mit den Zangen, bis sie tief in das Gestein getrieben waren. Wenn die kürzeren Keile saßen, wurden längere in die entstandenen Spalten getrieben. Langsam splitterte das Gestein an den Schwachstellen, da viele Arbeitsmannschaften den Damm an zwei zwanzig Fuß auseinander liegenden Stellen senkrecht spalteten.
Die Mannschaften ganz oben in der Wand – die dem Feuer am nächsten waren – mussten am schnellsten abgelöst werden, aber auch diejenigen am Boden bedurften der Ablösung. Die Zwerge sammelten an den Hängen Holz und brachten es den Feuertrupps, die das Feuer in Gang hielten. Die ganze Armee arbeitete jetzt, um das Ende des Ungeheuers herbeizuführen. Viele, die noch nie gebohrt hatten, übernahmen eine Schicht und arbeiteten mit Zangen und Eisen. Andere schwangen die Vorschlaghämmer. Wieder andere setzten die Keile an, die ins Gestein getrieben werden mussten. Holzsammler und Feuertrupps wechselten sich ab. Zwirn, Rand, Brytta und die Menschen aus Valon sowie alle Zwerge mühten sich, ein Ungeheuer zu töten, das ganz allein das gesamte Heer vernichten konnte.
Gaynor stieg in die Hitze empor und untersuchte die Spalten. Dann befahl er allen mit Ausnahme von vier Trupps – zwei an jeder Bresche – den Rückzug, denn aus den Spalten sickerte jetzt Wasser, und der ganze Damm würde bald nachgeben.
Das Hämmern ging weiter. Doch dann schlug eine gewaltige Welle gegen den Damm und löschte das Feuer teilweise. Das Ungeheuer hatte eine Waffe entdeckt! Wasser! Noch eine schwarze Welle brandete gegen den Damm und mehr Flammen erloschen.
Feuertrupps kamen mit trockenem Holz angelaufen, um in den Lücken neue Feuer anzuzünden, doch schlangengleiche Tentakel zuckten empor und schleuderten die Zwerge beiseite.
Nun begann ein verzweifeltes Rennen zwischen den Bohrtrupps und dem Ungeheuer. Wieder setzte die Kreatur ihre Körperfülle ein, raste auf den Damm zu und schob das Wasser in einer hohen Welle vor sich her. Mit lautem Zischen schlug eine letzte große Welle über dem Damm zusammen und löschte den Rest des Feuers direkt über den Arbeitern.
Im leuchtenden Schein der Zwergenlaternen und im blassen Glanz des hellen Mondes am Himmel sah das Heer, wie hinter den nun fliehenden Zwergen nasse, schleimige Tentakel herschossen und einen Flüchtling zu fassen bekamen: Gaynor. Ein Tentakel hielt den Zwerg hoch, und ein zweiter widerlicher Fangarm des Ungeheuers packte ihn ebenfalls. Dann setzte das Ungeheuer seine furchtbare Kraft ein, riss ihn entzwei und warf die Überreste nach unten.
Viele Zwerge knirschten mit den Zähnen und rissen sich in hilfloser Wut die Haare aus, denn das Ungeheuer hatte gewonnen. Sie mussten zusehen, wie die schleimigen Fangarme mehr Zwerge packten und diese zerquetschten, gegen Felsen schleuderten, unter Wasser zerrten oder entzwei rissen. Der Kraken tastete umher, fand aber nur Keile und Stangen, die er herausreißen und wegschleudern konnte.
Das Ungeheuer hatte triumphiert! Es reckte seine grässlichen Tentakel und schien seinen Sieg zu feiern. Zwirn weinte, während König Durek grimmig dreinschaute. Berez tobte, und Brytta ballte sogar seine gebrochene Hand zur Faust, während Rand in stillem Kummer die Augen schloss. Bomar
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