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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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unvorstellbar!«
    Paul erklärte ihr kurz und bündig, die Scherer seien bereits seit halb sechs an der Arbeit.
    »Es ist mir rätselhaft, wie Susan das überlebt«, murrte Dawn. »So ein schrecklich langer Tag! Ich will wenigstens hoffen, daß ihr zeitig Schluß macht. Wann gibt es denn Mittagessen?«
    »Oh, Mittagessen ist Nebensache. Dazu findet sich schon irgendwann einmal Zeit«, erwiderte Paul großzügig.
    »Und das bedeutet«, warnte ich mein Schwesterlein, »daß wir vielleicht abends um neun dazu kommen. Wenn ein Farmer eine wichtige Arbeit zu erledigen hat und unbedingt damit fertig werden will, sagt er immer ganz freundlich: Oh, Essen ist Nebensache, meine Liebe.«
    »Das ist ja furchtbar desillusionierend. Dann muß man es sich allerdings zweimal überlegen, ehe man einen Farmer heiratet«, erwiderte Dawn bedächtig.
    Das Wetter war herrlich, so daß die Hetzerei nur zehn Tage anhielt. Anne kränkelte die meiste Zeit, aber Larry ließ mich nie im Stich, und sogar Dawn bereitete den Salat und deckte hin und wieder den Tisch, besonders, wenn Männer in der Nähe waren.
    Als wir die Plackerei endlich hinter uns hatten, eröffnete uns Larry: »Ruth ist angekommen. Tantchen möchte, daß wir sie kennenlernen. Wie wär’s, wenn wir morgen oder übermorgen hinunterführen?«
    Dawn war bereits anderweitig verabredet. David Wells hatte sich nämlich urplötzlich entschlossen, Archers Tennisplatz zu erneuern, und natürlich brauchte er dabei Dawns tatkräftige Unterstützung. Allerdings wurden seine Pläne etwas über den Haufen geworfen, als gleich am ersten Tag des gemeinsamen Werkes Jim und Norman auf der Bildfläche erschienen und — so sagten sie wenigstens — den Handschurapparat abholen wollten. Als David verdrießlich erklärte, ihn niemals ausgeborgt zu haben, entschuldigten sie sich natürlich, aber — durch Dawn ermutigt — wichen sie nicht von der Stelle und verwandelten das trauliche Duett in ein streitsüchtiges Quartett.
    Dawns Aufforderung zum Bleiben schienen sie als eine Art Dauereinladung aufgefaßt zu haben, denn auch an den folgenden Tagen erschienen sie auf dem Tennisplatz, geizten nicht mit guten Ratschlägen und zeigten sich von Davids Ablehnung völlig unbeeindruckt.
    Da mein Schwesterlein sich absolut nicht von ihrem guten Werk weglocken ließ, packten Larry und ich die Kinder ins Auto und fuhren allein nach Tiri. Ruth sortierte gerade die Post. Ein ernstes Mädchen, das sehr tüchtig aussah, ganz wie auf dem Foto. Dawn brauchte bestimmt keine Konkurrenz zu befürchten. Nicht etwa, daß dieses junge Mädchen ein völlig unscheinbares Geschöpf gewesen wäre! Ihr Aussehen schien ihr nur absolut gleichgültig zu sein. Obwohl es heutzutage formschöne Augengläser gibt, trug sie eine enorm große, entstellende Hornbrille. Ihr schwarzes, glänzendes Haar, das gewiß sehr effektvoll hätte sein können, hatte sie in einer glatten, strengen Rolle frisiert. Anscheinend unterdrückte sie absichtlich und sehr erfolgreich jede Möglichkeit, daß es sich in natürliche Wellen legte. Außer der sparsamen Anwendung von Lippenstift gebrauchte sie kein Make-up. Sie hatte eine schlanke, sportliche Figur, die Dawn allerdings nur als >Durchschnitt< bezeichnen würde, und auffallend kleine Hände und Füße. Ruth gefiel mir, obwohl sich mir bei ihrem Anblick unwillkürlich der Gedanke aufdrängte, daß diese selbstsichere Tüchtigkeit, die von ihr ausstrahlte, in zehn Jahren vielleicht schon altjüngferlich wirken würde.
    Während wir ins Wohnzimmer traten, flüsterte ich Larry zu, Ruth müsse bestimmt eine großartige Hilfe für Tantchen sein. Larry lachte.
    »Von jemand anderem als dir hätte ich eine solche Feststellung als Bosheit empfunden. Aber es stimmt durchaus. In Wirklichkeit ist sie nämlich keineswegs unscheinbar. Wir werden nur ein wenig nachhelfen müssen.«
    Larrys Augen funkelten unternehmungslustig, und mir schwante, daß es wieder einmal Unannehmlichkeiten geben würde.
    Es wurde ein ziemlich steifer Besuch. Ruth zeigte sich zurückhaltend und einsilbig, und man konnte sich kaum vorstellen, daß sie nicht älter als Dawn sein sollte. Ich hatte das Gefühl, ihr niemals wirklich nahekommen zu können. Aber zu den Kindern war sie reizend — auf andere Art als Anne, die sich instinktiv mit ihnen verbunden fühlte, weil in ihr selbst noch soviel kindliche Fröhlichkeit steckte — , man merkte ihr an, daß sie Kinder liebte. Ihre Züge schienen mir weicher und weniger verschlossen,

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