Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
italienischer Herkunft des 16. Jahrhunderts, gelangte 1483 auf den englischen Thron, fiel aber bereits zwei Jahre später im Kampf gegen seinen Rivalen Heinrich Tudor
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Frauenfeindlichkeit im Christentum
Hexenverfolgungen (seit Mitte 14. Jh.)
Das Christentum hatte zwar über das Heidentum gesiegt, doch ganz vollständig war der Sieg nicht. Dass die Natur von Elfen, Nixen und Kobolden bevölkert sei, dass Tote umgingen, dass es Menschen gäbe, die in die Zukunft blicken, Liebestränke herstellen, das Wetter beeinflussen oder andere Menschen willenlos machen könnten, solche Überzeugungen führten ein zähes Leben. Vornehmlich Frauen wurde unterstellt, dass sie Verkehr mit den Mächten der Finsternis hätten. Das entsprang nun wieder christlichen Auffassungen; in der religiösen Welt der Germanen hatten die Frauen gerade umgekehrt als Lieblinge der Götter gegolten, Heiligtümer verwaltet und höchstes Ansehen genossen. Das Christentum jedoch entwickelte eine Dämonologie, in der die Frauen als besonders anfällig für Aberglauben aller Art hingestellt wurden: Sie und ihre Sexualität seien die Instrumente, deren sich der Satan bediene, um die Menschen zum Abfall vom Christenglauben zu bringen. Woher die Bezeichnung „Hexen“ für diese Frauen stammt, ist nicht klar; möglicherweise geht sie auf das althochdeutsche „hagazussa“ = Zaunweib zurück.
Der Hexenhammer
Das „Handbuch“ des Hexenwahns, der Hexenhammer (sein eigentlicher Titel lautet „Malleus maleficarum“, Hammer der Übeltäter oder der Unholden, wie man vielfach sagte), stammt von 1487. Sein Verfasser ist der Dominikaner Heinrich Krämer, genannt Institoris. Der als Ko-Autor genannte Jakob Sprenger gab wohl wenig mehr als seinen Namen her. Das Werk entstand aus einem Misserfolgserlebnis. Institoris hatte als Inquisitor Anfang der 1480er Jahre in dem von Missernten geplagten Oberschwaben versucht, eine erste größere Hexenverfolgung durchzuführen und war damit bei den örtlichen Behörden auf Widerstand gestoßen. Er reiste 1484 nach Rom und ließ sich von Papst Innozenz VIII. ein Dekret ausstellen, das seine Autorität stärken sollte. Die Bulle mit dem Titel „Summis desiderantes“ legte er seinem Buch zugrunde. Es bringt die Hexenlehre zum Abschluss, fordert die weltlichen Gerichte zu Hexenprozessen auf und gibt praktische Anweisungen zu ihrer Durchführung
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Im Zentrum: der Teufelspakt
Aber erst mit dem Auftreten dissidenter christlicher Bewegungen, etwa der Katharer in der Kreuzzugepoche, wurde der Kampf gegen den Aberglauben zum festen Bestandteil kirchlicher Politik. Die im 13. Jahrhundert eingeführte Inquisition entwickelte Methoden zur Früherkennung von Abweichlertum und wendete sie dann auch auf Menschen an, die gar keiner der verfolgten Sekten angehörten. Aus der Ketzerinquisition wurde die Hexeninquisition. Der große Kirchenlehrer Thomas von Aquin lieferte die Systematik der „Superstition“, des Aberglaubens. Im Zentrum stand der Teufelspakt. Der Hexe wurde unterstellt, dass sie ihre zauberischen Fähigkeiten einem Bündnis mit dem Teufel verdanke. Weitere wichtige Bestandteile des Hexenwahns waren die Vorstellungen, dass der Teufelspakt durch Beischlaf mit einem Incubus oder Succubus vollzogen werde, dass sich Hexen nächtlich zum Sabbat träfen und dass sie mittels bestimmter Salben aus Strohbesen Fluggeräte machen könnten.
Die ersten größeren Verfolgungen ereigneten sich seit etwa 1350 in Toulouse und Carcasonne. Nach 1400 kam es in Schweizer Städten, aber auch in Italien und Frankreich zu Hexenprozessen. In den Jahren 1455 bis 1460 und 1480 bis 1485 häuften sich die Verfahren. Die große Zeit der Hexenjäger mit den nach Zehntausenden zählenden Opfern brach aber erst im 16. und 17. Jahrhundert an. Die letzte Hexe Europas wurde 1782 im Kanton Glarus hingerichtet.
Zwei Wetterhexen brauen Wind und Regen zusammen. Aus einem Kölner Traktat über Hexen von 1489. Bei Naturkatastrophen oder Missernten wurde gern nach menschlichen Verursachern gesucht. Man fand sie vornehmlich unter Frauen, denen unterstellt wurde, Schadenzauber zu stiften
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