Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
gegründeten studium generale in Köln, eine Tätigkeit, die er bis 1254 mit Erfolg ausfüllte. In jener Zeit trat er bereits als Verfasser bedeutender Schriften hervor. Bewunderung erregte sowohl die Tiefe seiner Gedankenführung als auch die Breite seines Wissens, von Mineralogie und Botanik über die klassischen theologischen Wissensgebiete bis hin zur Physik. Sein wohl berühmtester Schüler war kein Geringerer als Thomas von Aquin, der nachweislich bei Albert in Köln studierte ( Abb. 130 ). Lehrer und Schüler verteidigten 1256 die Bettelorden vor dem Papst in Rom gegen Wilhelm von Saint-Amour, einem Pariser Magister und Weltgeistlichen. Wilhelm sprach den Bettelorden jegliche Existenzberechtigung ab, auch die Fähigkeit zur Lehre. Was in Köln mit der Streitschlichtung zwischen Erzbischof und Bürgern 1252 begann, in Rom 1256 einen ersten Höhepunkt erlebte, sollte Alberts zweite Karriere sein, Diplomat, Schlichter und Vermittler. Dafür war er regelmäßig auf Reisen. Von 1254 – 57 stand Albert als Provinzialprior an der Spitze der Provinz Teutonia , wobei er als Lektor in Köln noch tätig war. Auf Bitten des Papstes übernahm der Gelehrte 1260 das Bistum Regensburg, dessen Leitung er bereits zwei Jahre später wieder abgeben konnte. 1263 wurde Albert, wie bereits Berthold von Regensburg kurz zuvor, zum Kreuzzugsprediger für die deutschsprachigen Gebiete berufen. Es folgten Stationen in Würzburg und Straßburg und schließlich die Rückkehr nach Köln. Albert starb 1280 in Köln und wurde im Chor der Konventskirche des Dominikanerkloster Heilig Kreuz beigesetzt.
130 ▲ Regensburg (Bayern), Dominikanerkloster, Klosterkirche, südliches Seitenschiff, Szene aus dem Leben des hl. Thomas von Aquin. Thomas hört eine Vorlesung bei seinem Lehrer Albertus Magnus in Köln.
Albertus Magnus, wie er später ehrfürchtig genannt wurde, hatte zusammen mit anderen Gelehrten des Ordens großen Anteil daran, dass in der theologischen Ausbildung Philosophie, vor allem aufgrund der Aristotelesrezeption, als eigenständiges Lehrfach eingerichtet, Logik und Dialektik als reguläre wissenschaftliche Analyseinstrumente anerkannt wurden und die Ordensausbildung in den Generalstudienhäusern universitäres Niveau in vergleichbaren Ausbildungsstrukturen (Vorlesung, Disputation etc.) erreichte ( Abb. 131 ). Die dominikanische Bildungscharta, die auf dem Generalkapitel von Valenciennes 1259 angenommen wurde, setzte Maßstäbe.
Während die Dominikaner aus der Ketzerbekämpfung hervorgingen und das Studium von Anbeginn zur Ausbildung gehörte, verlief die Geschichte bei den Franziskanern, die die Gläubigen auf den tugendhaften Weg führen wollten oder diese darin zumindest bestärkten, in anderen Bahnen. Die jüngere Forschung |131| stellt jedoch in Frage, dass die Franziskaner lediglich das dominikanische System übernahmen, vor allem als sich ab der Mitte des 13. Jahrhunderts die intellektuelle Fraktion durchzusetzen begann. Bereits die Regula bullata erlaubt Studium und Lehre für besonders begabte Brüder. Jordan von Giano berichtet in der Chronik (54) über die Gründung des ersten Studienhauses in Deutschland: „Im gleichen Jahr [1228] feierte Bruder Simon, der Minister der Teutonia, zwischen Ostern und Pfingsten in Köln ein Provinzkapitel. In demselben Jahr befreite Johannes Parens, der Generalminister, den Bruder Simon von seinem Amt als Minister der Teutonia und setzte ihn als Lektor ein. Denn er hatte erfahren, daß Deutschland keinen Lektor in Theologie habe. [...] Bruder Johannes von Piano de Carpine, der Sachsen ehren und erhöhen wollte, schickte also Bruder Simon als ersten Lektor nach Magdeburg und mit ihm rechtschaffene, ehrenwerte und gebildete Brüder, nämlich Bruder Markward den Langen von Aschaffenburg, Bruder Markward den Kleinen von Mainz, Bruder Konrad von Worms und mehrere andere.“ Simon verstarb bereits 1230. Ihm folgte in Magdeburg Bartholomäus Anglicus († nach 1250), der in Paris studiert hatte und dessen Hauptwerk De proprietatibus rerum , eine Enzyklopädie „Über die Eigenschaften der Dinge“ (1235), zu einem viel gelesenen Buch wurde. Wie die Dominikaner etablierten auch die Franziskaner in den deutschen Provinzen Generalstudienhäuser. Neben Magdeburg gehörten zu den frühesten jene in Köln, Straßburg, Regensburg und Erfurt. Da gerade in Deutschland aufgrund der recht späten Gründung von Universitäten auch die franziskanischen studia generalia nicht an Universitäten angebunden
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