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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Rüffer
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Cluniazenser und Hirsauer
    A ls Herzog Wilhelm der Fromme von Aquitanien († 918) am 11. September 910 das burgundische Kloster Cluny (Département Saône-et-Loire) stiftete, stand die Familienmemoria im Vordergrund, nicht eine Klosterreform. Wilhelm beauftragte Abt Berno von Baume († 927) mit der Klostergründung. Die Klosterkirche wurde den Titelheiligen Peter und Paul geweiht. Die Mönche sollten nach der Benediktregel leben. Die Stiftung hatte jedoch einige Besonderheiten, die für spätere Zeiten Maßstäbe setzten. Der Herzog und seine Nachfahren verzichteten auf die aus dem Eigenkirchenrecht resultierenden Ansprüche gegenüber dem Kloster. Um die Abtei vor weltlichen und geistlichen Übergriffen zu schützen, wurde sie direkt dem Papst unterstellt. Zudem garantierte der Stifter dem Konvent das Recht der freien Abtwahl. Da Abt Berno mehrere Klöster leitete, bestimmte er in seinem Testament, dass Odo den Klöstern Cluny, Massay und Déols vorstehen sollte, sein Neffe Wido Gigny, Ethice und Baume erhielt.
    Abt Odo (927 – 942), der aus einer aquitanischen Adelsfamilie stammte und eine hohe Bildung erwarb, etablierte Cluny als eigenständiges Reformzentrum. Befördert wurde seine Politik durch päpstliche Privilegien.
    |16| Papst Johannes XI. (931 – 936) gestattete 931 jedem Kloster, welches sich diesen Reformen unterziehen wollte, oder dessen Eigenkirchenherr eine derartige Reform für sein Kloster vorsah, in den cluniazensischen Klosterverband zu wechseln. Zudem durfte jeder Mönch, dessen Kloster sich Reformen verschloss, in Cluny aufgenommen werden. Papst Gregor V. (996 – 999) befreite das Kloster von der bischöflichen Aufsicht. Dieses Privileg wurde 1024 auf den gesamten Klosterverband ausgedehnt. Die cluniazensische Klosterreform war weitgehend eine Reform von „oben“, indem vor allem Eigenkirchenherren ihre bereits bestehenden Klöster durch den Abt von oder durch Mönche aus Cluny reformieren ließen.

    8 ▲ Cluny (Dep. Saône-et-Loire), Rekonstruktion der Klosterkirche St. Peter und Paul (Cluny II) nach Kenneth Conant. Der Aufriss ist, da kein aufgehendes Mauerwerk erhalten ist, rein hypothetisch. Doch sind die Abmessungen verglichen mit der späteren Klosterkirche von Cluny III sehr moderat.

    9 ▲ Romainmôtier (Kt. Waadt), Cluniazenserpriorat, Langhaus der Klosterkirche, Blick nach Westen. Die in der Zeit des Cluniazenserabtes Odilo errichtete dritte Kirche war eine dreischiffige, flachgedeckte Rundpfeilerbasilika mit Vorhalle, ausladendem Querhaus und dreiapsidialem Chorschluss.
    Einen nicht unerheblichen Anteil an dem Erfolg von Cluny hatten die Odo folgenden Äbte, die durch ihre kluge Politik und, ausgenommen Aimard (942 bis ca. 954, † 965), begünstigt durch lange Amtszeiten Kontinuität sicherten: Majolus (ca. 954 – 994), Odilo (994 – 1049) und Hugo (1049 – 1109). Zu Beginn des 12. Jahrhunderts zeichneten sich erste Spannungen ab, die sowohl aus ökonomischen Problemen resultierten als auch aus der Konkurrenz zu den neuen Reformorden, die ein attraktiveres spirituelles Angebot offerierten. Abt Pontius von Melgueil (1109 – 1122) dankte vorzeitig ab, sein Nachfolger Petrus Venerabilis (1122 – 1157) bemühte sich um Schadensbegrenzung und führte neue Organisationsformen ein. Sein Abbatiat war überschattet durch den Observanzenstreit mit den Zisterziensern, die mit Bernhard von Clairvaux (1090 – 1153) einen wortgewaltigen Propagandisten in ihrer Sache besaßen.
    Der cluniazensische Klosterverband war so organisiert, dass dem Hauptkloster und seinem Abt die Nebenklöster unterstanden, die von Prioren geleitet wurden, weshalb diese Form der Verfassung auch als Prioratsverfassung bezeichnet wird. Formal war jeder Mönch Mönch von Cluny. Ursprünglich legten |17| die Mönche ihre Profess in Cluny auf den dortigen Abt ab und gelobten diesem Gehorsam. Die schnelle Expansion über die damaligen Landesgrenzen hinweg – man rechnet mit ungefähr 1200 Klöstern – verlieh vielen Klöstern eine relative Autonomie. Die Cluny direkt unterstellten Priorate besaßen die engste Bindung zum Hauptkloster. Inkorporierte Abteien behielten ihren eigenen Abt, der den anderen Prioren gleichgestellt war. Auch verfügten die von Cluny abhängigen und kontrollierten Abteien weitgehend über eine relative Autonomie (u. a. Vézelay, Saint-Gilles, Moissac). Es gab aber auch Klöster, die die cluniazensischen Gewohnheiten übernahmen, wie Kloster Hirsau im Schwarzwald, ohne sich rechtlich

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