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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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was Sie zu später Stunde noch tun. Die Nacht war sternenklar, Declan.«
    »Dann muss ich... dann muss ich von einem Sturm geträumt haben. Lag wohl am Stress vor der Hochzeit.« Aber um vier Uhr war er nicht auf gewesen. Soweit er sich erinnerte, war er nach Mitternacht überhaupt nicht mehr auf gewesen – nachdem er durchs ganze Haus gegangen war, um die Lichter auszumachen, ehe er zu Bett ging.
    Träume, dachte er. Wind und Regen, ein greller Blitz. Die gelben Flammen des Feuers im Kamin. Schmerz, Schweiß, Durst. Blut.
    Frauenhände, Frauenstimmen – die von Effie? –, die ihn trösteten, ihn ermutigten.
    Das alles stand ihm jetzt klar vor Augen, und er hielt mitten im Tanz inne.
    Er hatte ein Baby bekommen. Hatte eine Geburt erlebt.
    Gütiger Gott.
    »Cher? Declan? Sie kommen jetzt mit raus.« Sanft geleitete Odette ihn von der Tanzfläche. »Sie brauchen frische Luft.«
    »Ja. Die Frauen im Süden werden leicht ohnmächtig, nicht wahr?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Ach, egal.« Er schämte sich, empfand aber zugleich ehrfürchtige Scheu vor dem, was in seinem Traum in ihm vorgegangen war. In seinen eigenen Erinnerungen, wie er annahm.
    »Gehen Sie ruhig wieder rein«, sagte er ihr. »Ich mache nur einen kleinen Spaziergang, um einen klaren Kopf zu bekommen.«
    »An was haben Sie sich erinnert?«
    »An ein Wunder«, murmelte er. »Erinnern Sie mich daran, dass ich meiner Mutter ein wirklich großes Geschenk mache. Ich wusste nicht, was für eine Hölle ihr Frauen durchmacht. Und sie hat es vier Mal durchgemacht. Erstaunlich«, brummelte er und ging die Treppe hinunter. »Wirklich erstaunlich.«
    Er drehte eine Runde ums Haus und ging dann wieder hinein, um sich ein großes Glas Eiswasser zu holen. Damit spülte er drei extra starke Aspirin hinunter und hoffte, damit dem gemeinen Kopfweh Herr zu werden, das ihn in dem Moment befallen hatte, als er sich an den Traum erinnerte.
    Die Musik drang vom Ballsaal zu ihm herunter. Er spürte die Schwingungen der Decke, über die Dutzende von Füßen tanzten.
    Er musste wieder zurück und seiner Pflicht als Trauzeuge und Gastgeber Genüge tun. Eigentlich hätte er sich am liebsten kopfüber aufs Bett fallen lassen, die Augen geschlossen und sich dem Vergessen hingegeben.
    »Declan.« Lena trat durch die Flügel der Galerietür ein und schloss sie hinter sich. »Was ist los?«
    »Nichts. Nur Kopfweh.«
    »Du bist seit fast einer Stunde weg. Die Leute fragen nach dir.«
    »Ich komme mit rauf.« Aber er setzte sich auf die Bettkante. »In einer Minute.«
    Sie kam zu ihm. »Ist es schlimm?«
    »Ich hatte schon Schlimmeres.«
    »Leg dich doch ein paar Minuten hin.«
    »Ich werde mich doch nicht am Hochzeitstag meines besten Freundes im Bett verkriechen – es sei denn, du leistest mir Gesellschaft.«
    »Eine verführerische Vorstellung. Wenn ich einen Mann im Smoking sehe, überkommt mich immer der Drang, ihn herauszuschälen.«
    »Die maître d's werden dich dafür lieben.«
    »Na endlich, du hast einen dummen Scherz gemacht, also fühlst du dich bestimmt besser.«
    »In Anbetracht dessen, dass ich vor weniger als vierundzwanzig Stunden ein Kind geboren habe, halte ich mich eigentlich ganz tapfer.«
    Lena schürzte die Lippen. »Wie viel hast du heute Abend getrunken, cher?«
    »Nicht halb so viel, wie ich mir vorgenommen hatte. Weißt du noch von deiner Theorie, wonach ich früher eventuell Abigail Manet war? Nun, langsam fange ich an, dir zuzustimmen, denn ich habe geträumt, ich sei in diesem Zimmer unten im Flur gewesen, in dem Bett, das ich dort gesehen habe – dem Bett, das gar nicht drinsteht. In den letzten Phasen der Geburt habe ich Abigail nicht auf diesem Bett liegen sehen. Ich habe es durchlebt und ich kann dir sagen, es war kein Strandspaziergang. Jede Frau, die starke Medikamente verweigert, ist wahnsinnig. Es übertrifft alles, was man sich für diese unterhaltsame Epoche ausgedacht hat, die als Spanische Inquisition in die Geschichte einging.«
    »Du hast geträumt, du seist Abigail und du -«
    »Es war nicht wie ein Traum, Lena, und ich glaube, ich muss mich in jenem Zimmer befunden haben, als ich diese – Erleuchtung – oder Halluzination oder wie immer man das nennen will hatte. Ich kann mich an den Sturm erinnern – seinen Klang und welche Angst ich hatte, wie sehr ich mich darauf konzentrierte, das Baby zur Welt zu bringen.«
    Er hielt inne und wiederholte sich seine eigenen Worte. »Junge, Junge, das klingt ja total verrückt.«
    »In der

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