Mitten in der Nacht
gelohnt.«
»Ich bin so glücklich. Ich bin so glücklich und ich liebe dich. Heute liebe ich alle«, sagte sie lachend. »Jeden auf der Welt, aber heute liebe ich dich neben Remy am meisten und möchte dich glücklich sehen.«
»Das bin ich.«
»Nicht genug.« Sie brachte ihre Lippen an sein Ohr. »Es gibt etwas in diesem Haus, Declan, das noch nicht fertig ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal an so etwas glaube, aber... ich spüre es. Wann immer ich hier bin, spüre ich es. Ich spüre es sogar heute.«
Das Zittern, das durch ihren Körper ging, übertrug sich auf ihn, und er streichelte ihr zur Beruhigung mit der Hand über den Rücken. »Du solltest heute nicht daran denken. Heute solltest du dir keine Sorgen machen.«
»Ich mache mir Sorgen um dich. Etwas... es ist nicht fertig. Und zum Teil, zum Teil ist es irgendwie meine Schuld.«
»Deine?« Er ließ jetzt von ihrem Rücken ab, damit er ihr Gesicht sehen konnte, und bewegte sich mit ihr tanzend auf eine der Ecken zu. »Was meinst du damit?«
»Ich wünschte, ich wüsste, was ich damit meine. Ich weiß nur, was ich fühle. Etwas, was ich für dich getan oder nicht getan habe. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, aber es ist eine ganz starke Empfindung. Das Gefühl, nicht für dich da gewesen zu sein, als du mich am dringendsten brauchtest. Vermutlich habe ich ein wenig Angst, es könnte wieder etwas Schlimmes passieren, wenn nicht alles richtig gemacht wird. Also möchte ich dir, so albern sich das anhört, sagen, dass es mir Leid tut, schrecklich Leid tut, falls ich dich je im Stich gelassen haben sollte.«
»Ist schon gut.« Er tupfte seine Lippen auf ihre Stirn. »Du konntest es nicht wissen. Was immer es war, falls überhaupt, du konntest es nicht wissen. Aber meine Liebe, das ist heute nicht der richtige Tag für Vergangenheitsreisen. Jetzt geht es um deine Zukunft.«
»Da hast du Recht. Sei nur bitte... sei einfach vorsichtig«, sagte sie, als Remy auf sie zukam und Declan scherzhaft boxte.
»Das ist meine Frau, die du da im Arm hältst, cher. Geh und hol dir dein eigenes Mädchen.«
»Gute Idee.«
Er machte sich auf die Suche nach Lena und entdeckte sie in einem Pulk von Leuten. Das Rot ihres Kleides züngelte wie Feuer über ihre dunkle Haut. Offenbar übermittelte sich seine Reaktion darauf und auf sie selbst überdeutlich, denn als er sich ihr näherte, sah er in ihren Augen jenen wissenden und zutiefst weiblichen Blick.
Er wandte sich leicht zur Seite und bot ihrer Großmutter die Hand. »Würden Sie mit mir tanzen, Miss Odette?«
»Noch ist es nicht so weit, dass ich einen Tanz mit einem gut aussehenden Mann ausschlage.«
»Sie sehen wunderbar aus«, sagte er ihr, als er sie zur Tanzfläche führte.
»Hochzeiten sind ein Jungbrunnen für mich. Ich hatte ein nettes Gespräch mit Ihrer Mama.«
»Tatsächlich?«
»Erstaunt Sie das?«, fragte sie kichernd. »Ich versichere Ihnen, dass wir sehr gut miteinander ausgekommen sind. Und sie schien sehr erfreut zu sein, als ich ihr sagte, ich hätte schon bei unserer ersten Begegnung bemerkt, welch gute Erziehung Sie genossen haben. Sie gab mir das Kompliment zurück, indem sie dasselbe über meine Lena sagte. Dann schwatzten wir über Dinge, die Frauen auf Hochzeiten gern bereden und die Sie bestimmt nur langweilen würden – bis auf die Feststellung, dass wir uns beide darin einig waren, was für ein gut aussehender junger Mann Sie doch sind. Und gut aussehende junge Männer sollten öfter einen Anlass finden, Smoking zu tragen.«
»Ich könnte es als maître d' versuchen. Aber die bekommen bessere Trinkgelder, wenn sie hochnäsig daherreden, und ich bin mir nicht sicher, ob mir das gelänge.«
»Dann werde ich eben warten müssen, bis Sie selbst heiraten, damit ich euch alle wieder so geschniegelt sehe.«
»Ja.« Er sah über ihren Kopf hinweg in den Saal, aber Lena war nicht mehr da. »Das läuft heute wirklich ausgezeichnet. Ich war schon ziemlich in Sorge, der Sturm letzte Nacht könnte alles vermasseln.«
»Sturm? Cher, wir hatten letzte Nacht gar keinen Sturm.«
»Aber sicher hatten wir einen. Und zwar einen gewaltigen. Erzählen Sie mir bloß nicht, Sie hätten dabei schlafen können.«
»Ich war bis Mitternacht auf.« Sie beobachtete aufmerksam sein Gesicht. »War noch mit dem Saum an diesem Kleid beschäftigt. Dann war ich gegen vier Uhr wieder auf, weil Rufus sich einbildete, er müsse nach draußen. Da habe ich die Lichter hier bei Ihnen gesehen. Hab mich gewundert,
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