Mitten in der Nacht
dafür hergerichtet hast. Du bist ein guter Freund.«
»Ich habe jede Menge guter Eigenschaften, die dich zu einer sehr glücklichen Frau machen. In den letzten Tagen habe ich dich vermisst.«
»Wir waren beide sehr beschäftigt.«
»Bleib heute Nacht.« Er nahm ihre Hand, als er Absage und Entschuldigung in ihren Augen las. »Bleib heute Nacht, Angelina.«
»Vielleicht. Du hast viele Leute hier, mit denen du dich unterhalten musst.«
»Die unterhalten sich auch ohne mich ganz gut. Wo ist Miss Odette?«
Lena machte ein finsteres Gesicht. »Deine Mutter hat sie sich gekrallt.«
»Möchtest du, dass ich sie finde und Miss Odette erlöse?«
Rückgrat und Stimme wurden steif vor Stolz. »Meine Großmama kann sich noch alle Mal gegen deine Mutter zur Wehr setzen.«
»Ach ja?« Amüsiert kniff Declan herausfordernd die Augen zusammen. »Falls es zu Tätlichkeiten kommt, setze ich mein Geld auf Colleen. Sie hat eine gemeine Linke. Komm, wir holen uns ein Glas Champagner und dann suchen wir sie. Mal sehen, bei welcher Runde sie angelangt sind.«
»Sollte sie die Gefühle meiner Großmama verletzen –«
»Das würde sie niemals tun.« Declan, nun nicht mehr belustigt, packte sie an der Schulter und rüttelte sie. »Wofür hältst du sie eigentlich, Lena? Wenn sie sich mit Miss Odette abgesondert hat, dann weil sie sie kennen lernen möchte.«
»Das wird wohl auch der Grund sein, weshalb sie deinen Daddy in meine Bar geschleift hat. Damit sie mich besser kennen lernt.«
»Sie waren bei dir?«
»In meiner Bar, ja.« Sauer, weil sie sich ärgerte, nahm Lena sich ein Glas vom Tablett des Kellners, der Champagner servierte. »Sie ist gekommen, um den Laden genau unter die Lupe zu nehmen und mich dazu. Sie hat allerhand gesehen und einen verdammt guten Martini bekommen. Und ich habe mit ihr Klartext gesprochen.«
Als er sich die beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben in Kampfposition vorstellte, überfiel ihn das große Zittern. »Was zum Teufel heißt das?«
»Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte, mehr nicht. Wir verstehen einander jetzt gut.«
»Warum klärst du mich nicht auf, damit ich dich auch gut verstehe?«
»Das ist weder der Ort noch die Zeit dazu.«
»Dann werden wir eben Ort und Zeit finden.«
Weil sie den Zorn in seiner Stimme hörte, zuckte sie mit den Schultern. Dann lächelte sie und strich ihm mit dem Finger über die Wange. »Jetzt lass das nicht hochkochen, cher. Wir sind hier auf einer Party. Du und ich, wir können jederzeit miteinander streiten.«
»Also gut, dann verschieben wir es auf später.« Er nahm ihr Kinn in seine Hand. »Ich weiß nur noch nicht, wen du dabei betrügst, Lena. Mich, meine Familie oder dich selbst. Teile es mir mit, wenn du die Antwort darauf kennst.«
Er beugte sich über sie und streifte ihre Lippen mit seinem Mund. »Bis gleich.«
Die Hochzeitsgesellschaft bewegte sich in den Ballsaal, füllte jedoch auch die Galerien und die Rasenflächen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten war das Haus von Musik und Gelächter erfüllt. Tobende Kinder, schreiende Babys, flirtende Paare und schwatzende Freunde verteilten sich auf den großen Raum, ruhten sich im Schatten weißer Sonnenschirme an den Tischen aus, die den Garten säumten oder auf den Galerien aufgestellt waren.
Declan gefiel die Vorstellung, dass das Haus alle positive Energie absorbierte, selbst in jenen dunklen Ecken der Räume, die er verschlossen hielt.
»Declan.« Effie legte ihm die Hand auf den Arm. »Darf ich dich um diesen Tanz bitten?«
»Ist Remy umgebracht worden?« Er führte sie auf die Tanzfläche. »Denn das dürfte wohl die einzige Erklärung dafür sein, dass er dich mehr als einen Schritt von sich weggehen lässt.« Er gab ihr einen Handkuss, ehe er sie in die Arme nahm. »Was ich ihm aber nicht vorwerfe. Wenn man die schönste Frau im ganzen Raum sein Eigen nennt, will man sie auch um sich haben.«
»Ach Declan.« Sie legte ihre Wange an seine. »Wenn ich meinen Mann nicht so wahnsinnig lieben würde, dann würde ich mich ernsthaft um dich bemühen.«
»Sag mir Bescheid, wenn du seiner überdrüssig wirst.«
»Ich möchte dir für alles danken, was du getan hast, um mir diesen perfekten Tag zu schenken. Ich weiß, dass meine Mama, meine Schwester und ich dir in den letzten paar Wochen leicht auf die Nerven gegangen sind.«
»Waren das nur ein paar Wochen?« Er lachte. »Jede Stunde, die ich mich in den Schränken versteckt habe, damit ihr mich nicht findet, hat sich dafür
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