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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Silberkugel.
    In den Arterien, die ihren nackten Körper überzogen, pulsierte immer noch Licht, aber an manchen Stellen sprühte sie Funken, so wie die Computer, als er seine Schüsse auf sie abgefeuert hatte.
    Er hatte keine Patronen mehr im Revolver.
    Er suchte in den Taschen nach Munition.
    Er hatte keine.
    Verschwinde.
    Ein elektronisches Heulen, nicht ohrenbetäubend, aber nervenzerfetzender als tausend gefeilte Fingernägel, die gleichzeitig über eine Tafel kratzten, ging von ihr aus.
    Zwei in Segmente unterteilte, wurmähnliche Sonden platzten aus ihrem Gesicht und schössen auf ihn zu. Beide fielen wenige Zentimeter vor ihm herunter - vielleicht ein Zeichen nachlassender Energie - und kehrten zu ihr zurück wie Quecksilberspritzer, die wieder von der Hauptmasse aufgesogen wurden.
    Aber sie stand auf.
    Sam stolperte zur Tür, bückte sich und hob die zwei Ku geln auf, die er beim Laden der Waffe fallengelassen hatte. Er klappte die Trommel auf, schüttelte die leeren Messinghülsen heraus, steckte die beiden letzten Schüsse hinein.
    ».. .brauuuuuuuuuche... brauuuuuuuuuuuche...«
    Sie war auf den Beinen und kam auf ihn zu.
    Diesesmal hielt er die Smith & Wessen mit beiden Händen, zielte sorgfältig und schoß ihr in den Kopf.
    Den Datenspeicher wegpusten, dachte er in einem Anflug von schwarzem Humor. Der einzige Weg, eine entschlossene Maschine aufzuhalten. Nimm den Datenspeicher raus, und sie ist nichts weiter als ein Schrotthaufen.
    Sie brach auf dem Boden zusammen. Das rote Licht in ihren nichtmenschlichen Augen erlosch; jetzt waren sie schwarz. Sie lag vollkommen still.
    Plötzlich loderten Flammen aus ihrem von der Kugel durchbohrten Kopf, sie schlugen aus der Wunde, den Augen, der Nase und dem offenen Mund.
    Er ging rasch zu der Steckdose, mit der sie noch verbunden war, kickte gegen den halborganischen Stecker, der aus ihrem Körper gewachsen war, und brach ihn ab.
    Die Flammen loderten immer noch aus ihr.
    Er konnte sich keinen Hausbrand leisten. Man würde die Leichen finden und die Ge gend, einschließlich Harrys Haus, gründlich durchsuchen. Er sah sich um und suchte nach etwas, das er auf sie werfen konnte, um das Feuer zu erstikken, aber das Feuer in ihrem Schädel wurde bereits schwä cher. Sekunden später war es ausgebrannt.
    Die unterschiedlichsten Gerüche hingen in der Luft, über einige davon wollte er lieber nicht nachdenken.
    Ihm war ein wenig schwindlig. Übelkeit überkam ihn. Er würgte, biß die Zähne zusammen und schluckte das Erbro chene wieder hinunter.
    Er wollte zwar nichts lieber als hier heraus, dennoch nahm er sich die Zeit, beide Computer aus dem Netz zu ziehen. Sie waren funktionsuntüchtig und unrettbar beschädigt, aber er war von der irrationalen Angst erfüllt, daß sie wie Dr. Frankensteins selbstgebauter Mensch in einer Fortsetzung nach der anderen irgendwie wieder zum Leben erwachen würden, wenn sie mit Elektrizität in Berührung kämen.
    Unter der Tür zögerte er, lehnte sich an den Türrahmen, um seine zitternden Beine etwas zu entlasten, und betrachtete die seltsamen Leichen. Er hatte damit gerechnet, daß sie tot ihre ursprünglichen Gestalten wieder annehmen würden, so wie Werwölfe im Kino, wenn sie eine Silberkugel ins Herz bekommen hatten oder mit einem Stock mit silbernem Knauf geschlagen worden waren, sich immer ein letztes Mal verwandelten und zu ihrem gequälten, allzu menschlichen Wesen wurden, das endlich von dem Fluch befreit war. Un glücklicherweise handelte es sich hier nicht um Lykanthro pie. Dies war keine übernatürliche Heimsuchung, sondern etwas Schlimmeres, das Menschen ohne Hilfe von Dämonen oder Gespenstern oder anderen Wesen, die in der Nacht spukten, über sich gebracht hatten. Die Coltranes blieben so, wie sie gewesen waren, monströse Halbblüter aus Fleisch und Metall, Blut und Silikon - Mensch und Maschine.
    Er konnte nicht verstehen, wie sie zu dem geworden waren, was sie waren, aber er erinnerte sich dunkel daran, daß es ein Wort dafür gab, und das fiel ihm einen Augenblick später auch ein. Cyborg: eine Person, deren physiologische Funktion von einer mechanischen oder elektronischen Ein richtung unterstützt wurde oder davon abhängig war. Menschen, die Schrittmacher trugen, um Herzrhythmusstörungen auszugleichen, waren Cyborgs, und das war gut. Leute mit Nierenversagen - die regelmäßig Dialyse erhielten - waren Cyborgs, und auch das war gut. Aber bei den Coltranes war das Konzept ins Extrem übersteigert worden. Sie

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