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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Gruppe zehn Meter hoher, in sich gewundener Zypressen vorbeikam, die mitten auf dem Strand wuchsen, auf halbem Weg zwischen dem Wasser und den Hügeln, war Janice plötzlich überzeugt davon, daß sie nicht allein in Nacht und Nebel war. Sie sah keine Bewegung, und sie hörte keinen Laut, abgesehen von den eigenen Schritten, dem keuchenden Atem und dem pochenden Herzschlag; nur ihr Instinkt verriet ihr, daß sie Gesellschaft hatte.
    Anfangs war sie nicht ängstlich, weil sie dachte, ein anderer Läufer wäre am Strand unterwegs. Ein paar hiesige Fitneß-Fanatiker liefen gelegentlich nachts, freilich nicht aus freien Stücken, wie sie, sondern, weil sie keine andere Möglichkeit hatten. Sie begegnete ihnen zwei- oder dreimal im Monat auf ihrer Runde.
    Aber als sie stehenblieb, sich umdrehte und in die Richtung zurücksah, aus der sie gekommen war, sah sie nur die verlassene Ausdehnung des Sands im Mondlicht, das gekrümmte Band leuchtender, schaumiger Gischt und die vagen aber vertrauten Umrisse von Felsformationen und vereinzelten Bäumen, die sich hier und da am Strand erhoben. Das leise Rauschen der Wellen war das einzige Geräusch.
    Sie dachte, daß ihre Instinkte unzuverlässig wären und sie alleine wäre, und daher lief sie weiter am Strand entlang nach Süden und fand ihren Rhythmus bald wieder. Sie kam jedoch nur etwas fünfzig Meter weit, dann sah sie eine Be wegung aus dem Augenwinkel, etwa zehn Meter links von ihr; ein von Nacht und Nebel verhüllter hastiger Umriß, der von einer Zypresse im Sand zu einer verwitterten Felsformation huschte, hinter der er wieder verschwand.
    Janice blieb stehen, blinzelte zu dem Felsen, fragte sich, was sie gesehen hätte. Es schien größer als ein Hund zu sein, vielleicht so groß wie ein Mensch, aber da sie es nur am Rande gesehen hatte, hatte sie keine Einzelheiten erkennen können. Die Formation - sechs Meter lang, an manchen Stellen nur einen Meter hoch, an anderen bis zu drei - war von Wind und Regen bearbeitet worden, bis sie einem Berg halb geschmolzenen Wachses glich; sie war groß genug, das zu verbergen, was Janice gesehen hatte.
    »Ist da jemand?« fragte sie.
    Sie erwartete keine Antwort und bekam auch keine. Ihr war unbehaglich zumute, aber sie hatte keine Angst.
    Wenn sie mehr gesehen hatte als eine Täuschung des Mondlichts oder Nebels, dann war es sicher ein Tier gewesen aber kein Hund, denn ein Hund wäre schnurstracks auf sie zugelaufen und nicht so geheimnistuerisch gewesen. Da es an der Küste keine Raubtiere gab, die hätten gefährlich werden können, empfand sie auch mehr Neugier als Angst.
    Sie stand reglos da, von einem dünnen Schweißfilm überzogen, und bemerkte allmählich die Kälte. Sie hüpfte auf einer Stelle, um sich warm zu halten, und behielt den Felsen im Auge, weil sie damit rechnete, daß das Tier aus seiner Deckung kommen und entweder nach Norden oder Süden am Strand entlanglaufen würde.
    Ein paar Leute in der Gegend hielten Pferde, die Fosters hatten sogar eine Stallung am Meer, etwa zweieinhalb Meilen von hier hinter der Nordflanke der Bucht. Vielleicht war eines ihrer Tiere ausgebrochen. Das Ding, das sie aus dem Augenwinkel gesehen hatte, war zwar nicht so groß wie ein Pferd gewesen, aber es konnte ein Pony sein. Andererseits, hätte sie die Hufschläge eines Ponys nicht selbst im weichen Sand hören müssen? Wenn es sich tatsächlich um ein Pferd der Fosters handelte - oder von jemand anderem aus der Gegend -, sollte sie natürlich versuchen, es wieder einzufangen oder sie wenigstens wissen lassen, wo sie es wiederfin den könnten.
    Da sich nichts bewegte, lief sie schließlich zu den Felsen und umkreiste sie einmal. Am Ansatz der Formation und in den Klüften im Fels waren ein paar samtweiche Schatten, aber der größte Teil lag im milchigen, schimmernden Mondschein, und dort war kein Tier zu sehen.
    Sie dachte niemals ernsthaft an die Möglichkeit, daß sie etwas anderes als einen Läufer oder ein Tier gesehen haben, daß sie sich in echter Gefahr befinden könnte. Abgesehen von gelegentlichen Vorfällen von Vandalismus oder Einbrüchen - die immer auf das Konto eines oder mehrerer frustrierter Halbwüchsiger gingen - und Verkehrsunfällen, war die hiesige Polizei weitgehend beschäftigungslos. Verbre chen an Personen - Vergewaltigungen, Überfälle, Mord - waren in einer so kleinen und verschworenen Gemeinde wie Moonlight Cove selten; es war fast, als lebten sie an diesem Strandabschnitt in einem anderen, gnädigeren

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