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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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durch die sie gekommen waren.
    Die Sirene draußen war verstummt. Jetzt würden sie es mit mehr als einem Mann mit Schrotflinte zu tun bekommen.

19
    Sie hatten die beiden unteren Stockwerke durchsucht. Jetzt waren sie im Schlafzimmer im dritten Stock.
    Harry konnte sie reden hören. Ihre Stimmen drangen durch ihre Decke, seinen Fußboden. Aber er konnte nicht verstehen, was sie sagten.
    Er hoffte fast, sie würden die Luke im Kleiderschrank sehen und beschließen, hier heraufzukommen. Er wollte eine Chance, ein paar von ihnen wegzupusten. Für Moose. Er war zwanzig Jahre lang Opfer gewesen, und jetzt hatte er es dicke satt; er wollte sie wissen lassen, daß Harry Talbot immer noch ein Mann war, mit dem man rechnen mußte - und daß Moose zwar nur ein Hund war, er aber dennoch ein Le ben hatte, das man ihm nicht einfach ohne Folgen nehmen durfte.

20
    Loman sah im wabernden Nebel den Streifenwagen, der neben Shaddacks Lieferwagen parkte. Er bremste daneben, als Paul Amberlay gerade ausstieg. Amberlay war hager und sehnig und sehr klug, einer von Lomans besten jungen Be amten, aber jetzt sah er wie ein Schuljunge aus, zu jung für einen Polizisten - und ängstlich.
    Als Loman aus dem Auto ausstieg, kam der sichtlich zit ternde Amberlay mit der Waffe in der Hand auf ihn zu. »Nur Sie und ich? Wo, zum Teufel, sind alle anderen? Dies ist ein Generalalarm.«
    »Wo die anderen sind?« fragte Loman. »Hören Sie, Paul.
    Hören Sie doch.«
    Überall in der Stadt wurden Dutzende wilder Stimmen laut, die ein unheimliches Lied sangen und entweder einander zuheulten oder den unsichtbaren Mond herausforderten, der über den ausgewrungenen Wolken schwebte. Loman ging zum Heck des Streifenwagens und machte den Kofferraum auf. Sein Wagen war, wie alle anderen, mit einer Flinte Kaliber 20 ausgerüstet, für die er im friedlichen Moonlight Cove noch nie Verwendung gehabt hatte. Aber New Wave, das die Polizei großzügig ausgerüstet hatte, knauserte nicht mit Material, auch wenn es als unnötig erachtet wurde. Er zog die Schrotflinte aus der Halterung an der Rückwand des Kofferraums.
    Amberlay kam zu ihm und sagte: »Wollen Sie mir sagen, sie seien regressiv geworden, die ganze Truppe, außer Ihnen und mir?«
    »Hören Sie doch«, wiederholte Loman, während er die Schrotflinte an die Stoßstange lehnte.
    »Aber das ist Wahnsinn!« beharrte Amberlay. »Mein Gott, Sie meinen doch nicht, daß die ganze Sache zusammenbricht, die ganze verdammte Sache?«
    Loman ergriff einen Karton Patronen, der sich in der rechten Reifenwölbung des Kofferraums befand, und riß
    den Deckel auf. »Spüren Sie nicht auch das Verlangen, Paul?«
    »Nein!« sagte Amberlay zu schnell. »Nein, ich spüre es nicht, ich spüre überhaupt nichts.«
    »Ich spüre es«, sagte Loman und schob fünf Schuß in die Flinte - einen in die Kammer, vier ins Magazin. »Oh, Paul, ich spüre es eindeutig. Ich will mir die Kleidung vom Leib reißen und mich verwandeln, verwandeln, und einfach laufen, frei sein, mich ihnen anschließen, jagen und töten und mit ihnen laufen.«
    »Ich nicht, nein, niemals«, sagte Amberlay.
    »Lügner«, sagte Loman. Er riß die geladene Waffe hoch, drückte auf Amberlay ab und pustete ihm den Kopf weg. Er hätte dem jungen Beamten nicht trauen können, hätte ihm nicht den Rücken zuwenden können, nicht während der Drang, regressiv zu werden, so stark in ihm war und die Stimmen der Nacht ihren Sirenengesang anstimmten. Während er weitere Munition in die Taschen steckte, hörte er, wie im Schulgebäude eine Schrotflinte abgefeuert wurde.
    Er fragte sich, ob das Gewehr sich in den Händen von Shaddack oder Booker befand. Er bemühte sich, sein rasendes Entsetzen zu kontrollieren und den teuflischen und
    übermächtigen Drang zu bekämpfen, seine menschliche Gestalt aufzugeben. Loman ging hinein, um es herauszufinden.

21
    Tommy Shaddack hörte eine andere Schrotflinte, aber er dachte nicht weiter darüber nach, denn schließlich waren sie jetzt im Krieg. Man konnte hören, was für ein Krieg es war, wenn man einfach in die Nacht hinaustrat und den Schreien der Kämpfenden lauschte, die von den Bergen zum Meer herunterhallten. Er war versessen darauf, Booker, die Frau und das Mädchen zu erwischen, die er im Flur gesehen hatte, denn er wußte, die Frau mußte das Flittchen Lockland und das Mädchen mußte Chrissie Fester sein, obwohl er sich nicht erklären konnte, wie sie zusammengefunden hatten.
    Krieg. Also machte er es so, wie er es die

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