Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 3: Dunkle Schwingen (DAS FINALE) (German Edition)
sagte einer der Männer, dessen haarloser Schädel glänzte wie ein polierter Stein. »Du kannst selbst bei heiligen Handlungen das Lachen nicht lassen.«
Der Kritisierte, bärtig, braunhäutig, mit einem Reif um die Stirn, der das widerspenstige schwarze Haar hielt, gab zurück: »Deshalb bin ich ein Gott!« Er hob einen vielflächigen Würfel und warf ihn auf den Tisch. Funken sprühten, und ein trockener Wind zog über den Hain.
Der Bärtige blickte auf und lächelte hart. »Warum den Zwerg, Toucan?«
»Warum nicht, Kenos?«
»Er hat zu viel erlebt. Er ist, verdammt, ein Drachentöter! Er ist nicht mehr unschuldig. Er macht meinen Wurf ungültig.«
»Die Voraussetzungen waren andere, Kenos. Sie alle sind auf ihre Art glücklich, denn so sollte es sein. Sie lieben, was sie tun und wie sie leben. Deshalb werden sie die Kraft haben, das, was sie lieben, mit Mut zu beschützen«, antwortete der Lichtgott.
Eine Frau, deren blaue Augen leuchteten wie kühle Monde, und deren schönes Gesicht sogar den Schatten erhellte, sagte: »Wenn sie zum Schiff gehen, beweisen sie, dass sie an uns glauben. Also verstehen sie den Sinn des Lebens. Sie sehen, dass es mit den Tatsachen der Welt noch nicht getan ist. An uns zu glauben, heißt sehen, dass das Leben einen Sinn hat.«
»Sie werden nicht gehen!«, sagte Kenos hart und musterte das Würfelergebnis. Mit einer raschen Bewegung nahm er den Würfel auf, Toucan warf den seinen und lachte leise. »Verloren. Sie werden gehen. Denn für sie hat das Leben einen Sinn. So und deshalb habe ich sie ausgesucht.«
»Das sagst du dem spottlustigen Kenos?«, fragte der Haarlose.
»Er hat das Spiel begonnen, Gordur, und du hast ihm zugestimmt, also zürne ihn nicht«, sagte die Frau.
»Unsere Junoa«, brummte Gordur. »Stets auf der Seite des Mächtigen.«
Eine andere Frau, deren Unterkörper in feine Seide gehüllt war, während ihre dunklen Brustwarzen die Sonne fingen, fügte hinzu: »Wann hat Gordur uns je nicht gezürnt?«
Zustimmendes Murmeln.
»Dennoch wissen wir, dass dieses Spiel einen Grund hat. Und diesen Grund hast du, Kenos, uns noch nicht genannt. Was führst du im Schilde?«
Der breitschultrige Gott stemmte sich vom Tisch hoch und blitzte die Frau an. »Ist es an dir, meine Absichten zu hinterfragen, wilde Eosis? Füge dich!« Um seinen Körper bildete sich eine graue Aura, und der Hain begann zu beben.
Eosis senkte den Kopf.
Toucan hob eine Hand, eine beschwichtigende Geste. Er wusste um den Zorn des Kenos und er respektierte ihn ebenso wie alle anderen im Götterhain, obwohl er Kenos hasste. Kenos’ Fluch konnte gegenüber niederen Göttern grausam sein und dazu führen, für lange Zeit in die Dunkelheit der Stille geführt zu werden. Trotzdem war auch er neugierig, was der Lichtgott plante. Zwar hatte er, Toucan, freie Hand erspielt, die Zweibeiner auszusuchen, aber wofür er das getan hatte, blieb ihm verschlossen. Hatte er eine falsche Wahl getroffen? Kenos konnte tun und lassen, was er wollte und weihte sie nur stückweise ein, ein verwirrender Zustand, der zu Gemurre führte. Wer um etwas spielte, sollte den Einsatz kennen. Also sagte er: »Eosis hat recht, Kenos. Was planst du? Wir gaben ihnen den Traum der Einsamkeit, und sie sammeln sich am Schiff. Doch warum tun sie das? Worum spielen wir?«
Kenos’ Augen schlugen Blitze , und sein Gesicht verzerrte sich, doch als er in die Gesichter der anderen Götter blickte, fasste er sich. »Ich wollte euch nicht ängstigen, doch die Verantwortung lastet schwer auf meinen Schultern. Sie raubt mir den Schlaf - und was schlimmer ist, sie raubt mir die Lust.« Ein schneller Blick auf Eosis zeigte, was er meinte. »Ihr alle kennt den Traum; er singt von Einsamkeit und Untergang. Nicht umsonst erspielte ich den heimlichen Magier, währenddessen du, Toucan, alle anderen Zweibeiner nach Gutdünken aussuchen durftest.«
»So dachte ich«, knurrte Toucan. »Und doch wurde ich zu ihnen gezogen, als hätte ich keine Alternative gehabt. Ich würde mich nicht wundern, wenn ...«
»Willst du damit sagen, ich spiele falsch?«, donnerte Kenos.
Toucan winkte ab und Gordur zog ein Gesicht. T oucan hatte sich weit vorgewagt und musste es zu Ende bringen. Verdammt, er war einer der drei Lichtgötter, fast so mächtig wie Kenos, und er würde sich nicht beugen. Er war einer der drei, deren Lichter an den Spitzen des Götterhauses glühten. »Ich will wissen, was der Traum bedeutet.«
Kenos schnaufte , und seine Erregung
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