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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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immer gut mit Arbeit von ihren Problemen ablenken können - vorausgesetzt, es handelte sich nicht gerade um Schafemelken oder Ställeausmisten.
    Sie hatte sich gerade in eines der laufenden Projekte vertieft, als der Anruf vom Krankenhaus gekommen war. Anscheinend gab es wieder Probleme mit der Bandscheibe ihres Vaters. Sie hatte zugesagt, im Laufe der nächsten Tage vorbeizukommen. Immerhin hatte sie veranlasst, dass ihm sofort Telefon aufs Zimmer gelegt wurde. Es war das Wenigste, dass er Kontakt nach draußen hatte, wenn er schon zur Unbeweglichkeit verdammt war. Einem Impuls folgend, rief sie im Krankenhaus an und ließ sich zu ihm durchstellen. Es dauerte eine Weile, bis er sich meldete, und seine Stimme klang leise und brüchig, wie bei einem hundert Jahre alten Mann.
    »Hej, Papa«, sagte sie, in einem angemessen zuvorkommenden Tonfall, wie sie fand. »Das hat ja alles bestens geklappt. Ich wollte dir auch nur noch mal sagen, wie dankbar ich dir bin. Ich weiß, dass es dir nicht leicht fällt, dich von dem Hof zu trennen, aber diese Lösung ist wirklich die beste für uns alle.«
    Er sagte etwas, das sie nicht verstehen konnte, weil er so leise sprach, doch das machte nichts. Es war ja alles in Ordnung. »Also, dann, mach’s gut, Papa. Wenn der Kaufvertrag aufgesetzt ist, komme ich dich besuchen. Bis dahin gute Besserung! Wiedersehen! Und danke nochmals!«
    Sie hatte kaum aufgelegt, als es an der Tür klopfte. David betrat das Büro und kam mit undurchdringlicher Miene näher.
    »Was soll das, Monica? Wieso läufst du vor mir davon? Wir müssen endlich reden!«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung«, sagte sie. »Gut, dass du kommst. Ich wollte dich sowieso gerade anrufen. Es gibt nämlich tolle Neuigkeiten! Die Finanzierung für unser Haus in Chicago ist geregelt!« Beifall heischend lächelte sie ihn an und stand auf, um ihn zu umarmen, doch er machte sich los und schob sie zur Seite.
    »Ich will nicht länger um den heißen Brei herumreden, Monica. Ich komme nicht mit nach Chicago.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Ich habe es dir schon mehrmals gesagt, und es wird Zeit, dass du es endlich akzeptierst. Monica, ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich will nicht in diese Stadt, und ich will nicht in diese Firma. Und ich will nicht...«
    Er stockte, und seine Augen irrten kurz ab, bevor er sie wieder anschaute. Sie spürte mit einem Mal die Enge in ihrer Kehle und wusste, was er als Nächstes sagen würde. Das, was sie schon die ganze Zeit über geahnt hatte, aber nicht hatte glauben wollen. Er sprach es dennoch aus. »Unsere Wege trennen sich, Monica. Es ist vorbei.«
    Sie atmete ruckartig aus. Auch ohne ihn zu fragen, wusste sie, dass jemand anderes im Spiel war. Er war verliebt. Sie hatte es an seinen Augen gesehen, seinen Bewegungen, seiner ganzen Art. Jemand, der neu verliebt ist, besitzt ein gewisses Fluidum, es ist, als ob er seine ganze Umgebung zum Leuchten bringt. Genauso war es bei ihm gewesen, als er sie vom Flughafen abgeholt hatte, nur dass es nicht ihr gegolten hatte, sondern einer anderen. Sie horchte in sich hinein, doch entgegen ihren Erwartungen fand sie dort keinen Schmerz, sondern nur Resignation und eine gewisse Traurigkeit, gepaart mit leisem Überdruss. Konnte es sein, dass sie selbst sich bereits viel weiter von dieser Beziehung entfernt hatte, als sie wahrhaben wollte? Dass er nur einen logischen Schritt vorweggenommen hatte, den vielleicht sonst sie selbst hätte tun müssen?
    Wehmut stieg plötzlich in ihr auf, denn sie war so lange mit ihm zusammen gewesen, dass es nicht einfach sein würde. Ihr halbes Leben hatte sie ihn gekannt, diesen Freund aus ihren Kindertagen. Er hatte im Winter neben ihr im Stall gesessen, die Nase rot gefroren und den Atem wie eine weiße Wolke vor dem Gesicht, und er hatte ihr versprochen, dass er ihr immer helfen würde.
    »Weißt du noch, als wir zum ersten Mal davon gesponnen haben, zusammen nach Amerika auszuwandern?«, fragte sie.
    Er nickte zögernd. »Ja, da waren wir elf oder so.« Ein widerstrebendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Wir waren beim Angeln, und du hast mir erzählt, dass du eine Sechs in Mathe geschrieben hast. Deswegen wolltest du abhauen.«
    Er erinnerte sich! Monica fühlte sich mit einem Mal überwältigt von Hoffnung. »Du hast mich damals daran erinnert, dass ich kein Geld habe«, sagte sie eifrig. »Aber du hast mir versprochen, dass wir irgendwann zusammen nach Amerika gehen. Und jetzt ist es so

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