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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Hof?«
    »Nein.« David lachte. »Das war es ja. Sie waren beide Lehrer. Ich hatte das Gefühl, dass es bei uns nur Bücher gab. Das wirkliche Leben hat für mich hier stattgefunden. Auf dem Hof von Gustav.«
    Abermals drängte es Eva, ihn zu fragen, in welchem Verhältnis er zu Gustavs Tochter stand, doch sie verkniff es sich. Stattdessen wählte sie eine unverfänglichere Frage. »Sie leben in Stockholm, oder?«
    Er nickte. »Wo einen das Leben eben manchmal so hintreibt.« Er senkte den Kopf. Sein Gesicht hatte einen ernsten Ausdruck angenommen. Doch als er ein paar Augenblicke später aufschaute, lächelte er wieder. »Sie sind aber auch nicht von hier, oder?«
    »Sieht man mir das an?« Eva erwiderte sein Lächeln.
    »Ich lebe in Linköping.« Sie stand auf, um die Zuckerdose aus dem Regal zu holen. Im selben Moment machte David eine Bewegung in dieselbe Richtung, und wie schon vorhin vor dem Haus stießen sie dabei zusammen. Doch diesmal wichen sie nicht voneinander zurück. Eva blieb stehen und spürte dem Beben nach, das plötzlich ihren Körper erfasst hatte und bis in ihre Fingerspitzen reichte.
    »Entschuldigung«, sagte David leise, während er rasch die Zuckerdose nahm und auf den Tisch stellte. »Linköping, hm? Und was tun Sie dann hier, Eva Winklund?«
    »Was ich hier mache?« Sie schaute ihm direkt in die Augen. »Ich weiß es nicht so genau. Schafe hüten? Babysitten? Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung.«
    Sie wusste es wirklich nicht, jedenfalls nicht in diesem Moment. Eins aber wusste sie ganz genau: Ihr Herz schlug lauter als jeder Donner.
     
    *
     
    Monica hatte gedacht, dass ihre Laune sich nicht weiter verschlechtern könnte, doch anscheinend war das ein Irrtum. Ihre Stimmung näherte sich dem absoluten Gefrierpunkt, und vor lauter Frustration hätte sie schreien mögen. Sie stand am Fußende des Klinikbettes und schaute in das zornige Gesicht ihres Vaters. Schweigend erwartete sie seine nächste Tirade, die dann auch nicht lange auf sich warten ließ.
    »Die sollen mir Tabletten geben. Von mir aus lasse ich mir auch jeden Tag Spritzen verpassen. Aber mehr kommt nicht infrage! Ich habe einen Hof! Ich willige nicht in die Operation ein!«
    Monica legte die Hände hinter ihrem Rücken zusammen und ballte sie dort zu Fäusten. Ihre langen Nägel schnitten in ihre Handteller, und der Schmerz half ihr, die Beherrschung nicht zu verlieren.
    »Sei vernünftig, Papa! Wenn dir der Doktor sagt, dass die Operation nötig ist, dann ist sie nötig! Oder willst du, dass dein Bein lahm wird?«
    Prompt hob Gustav das Bein hoch und wackelte mit den Zehen. »Siehst du? Es bewegt sich hervorragend. Es ist nicht lahm.«
    »Noch nicht«, versetzte Monica mit scharfer Stimme. »Aber passieren kann es jeden Moment! Du hast kein Recht, so mit deiner Gesundheit zu spielen!«
    Er schwieg auf eine, wie sie fand, aufreizend verstockte Art. Um Geduld ringend, ging sie zu dem Stuhl neben seinem Bett und setzte sich zu ihm. »Vielleicht ist der Bandscheibenvorfall nur ein Signal, Papa. Dein Körper sagt dir, dass du ihn nicht mehr so schinden sollst. Du hast einen Anspruch darauf, dich auszuruhen.« Sie hielt kurz inne, um ihrer nächsten Bemerkung mehr Nachdruck zu verleihen. »Wenn du den Hof verkaufen würdest...«
    Sofort fiel er ihr brüsk ins Wort. »Nein. Ich hab dir gesagt, du sollst nie wieder davon anfangen. Ich verlasse meinen Hof nicht. Es sei denn in der Waagrechten, mit den Beinen voraus.«
    Sie zwang sich dazu, seine Hand zu nehmen. »Komm, sei doch nicht so stur! Dein Leben hört nicht auf, nur weil du woanders wohnst. Du musst ja nicht in die Stadt ziehen.« Eindringlich sah sie ihn an. »Obwohl Stockholm wirklich wunderbar ist! Es gibt dort für ältere Menschen viele...«
    »Nein, nein, nein!« Gustavs Widerspruch kam in solcher Lautstärke, dass Monica kaum dem Bedürfnis widerstehen konnte, sich die Ohren zuzuhalten.
    »Das ist mein letztes Wort«, sagte Gustav, diesmal deutlich leiser. »Fang nie wieder davon an, Monica.«
    Erbittert fragte sie sich, wieso sie sich das hier überhaupt antat. Er war nicht nur unbelehrbar, sondern auch verrückt. Ein normaler Mensch hätte von allein eingesehen, dass man als Krüppel keinen Bauernhof bewirtschaften konnte.
    »Ich bin jetzt müde«, sagte Gustav, mittlerweile kaum noch in der Lage, zu flüstern. Anscheinend hatte er sein Pulver für heute verschossen. Die Augen fielen ihm bereits zu, und sein Atem wurde schwerer.
    Monica spürte, wie Besorgnis in ihr

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