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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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sollt ihr sein! Der Spruch macht Sinn, auch heute noch. Lass dir das gesagt sein.«
    Frank zuckte mit den Schultern. »Ziemlich abgenudelter Satz. Da gefällt mir schon besser, was mir Lisa letztens an den Kühlschrank gepappt hat.«
    »Einen Satz aus ihrem Zitatenschatz? Sammelt die Frau Lehrerin jetzt auch Fußballsprüche?«
    »Keine Ahnung, jedenfalls hat sie ein Faible für Jens Lehmann.«
    Ecki grinste. »Als Mann oder Fußballer?«
    »Keine Ahnung, jedenfalls hat Lehmann wohl gesagt … ich hoffe ich kriege das noch zusammen …«, Frank kniff beim Überlegen die Augen zusammen. »Also, er hat gesagt: ›Im Fußball ist ein Freund in Relation zu setzen. Er ist ein Kumpel. Er ist kein Freund, dem ich alles erzähle‹.«
    »Und was ist jetzt so toll an dem Spruch?«

    »Na, immerhin hat der Mann Grips im Kopf. Sonst würde er nicht zwischen Kumpel und Freund unterscheiden. Und offenbar ist das Fußballgeschäft mehr ein Haifischbecken als ein Jungeninternat.«
    »Das haben schon andere festgestellt. Und lange vor Lehmann.«
    »Nämlich?«
    »Ewald Lienen.«
    »Das ist in der Tat schon lange her.« Frank seufzte vernehmlich.
    »Na, also, was gibt’s Neues in diesem unserem Geschäft?« Ecki hatte verstanden. Die montägliche Fußballkonferenz war beendet.
    * * *
    »Hast du den Umschlag gefunden? Wir sind sehr zufrieden mit dir. Hörst du, Alexander? Das ist der Beginn einer wunderbaren Geschäftsbeziehung. Wir werden alles dafür tun, dass dein Vertrag verlängert wird. Und die Chancen stehen gut. Sehr gut. Wir haben da so unsere Möglichkeiten. Du wirst uns noch viel Freude machen. Und du wirst auch noch viel Freude haben, an so manchem netten Scheck. Oder möchtest du lieber Bares? Überleg es dir und ruf mich an.«
    Es klickte in der Leitung. Alexander löschte die Nachricht auf seinem Anrufbeantworter. Seine Hände wurden feucht und kalt. Er klammerte sein Püppchen fest an sich. Er würde so gerne Pascal anrufen. Pascal hatte immer Rat gewusst. Aber Alexander durfte nicht.
    * * *
    »Es gibt keine neuen Bilder. Nein, das geht nicht.« Daniel C. Hünner sprach mit vorgebeugtem Oberkörper, leise, fast tonlos. Obwohl er seine Sekretärin längst in den Feierabend geschickt hatte, wollte er sichergehen.
    Der Hoffnungsträger der KFM horchte eine Weile in den Hörer, bevor er unwirsch weitersprach. »Sie können mir nicht drohen. Sie sitzen selbst viel zu tief drin in der Geschichte. Selbst wenn ich wollte, es geht nicht. Seit Sabrina tot ist, muss ich noch vorsichtiger sein.«
    Hünner konnte den Redefluss am anderen Ende der Leitung nicht stoppen. Er hätte vorsichtiger sein müssen, die »alte Schlampe« hätte nicht sterben müssen, jedenfalls nicht sofort. Mit seiner »dämlichen Aktion« habe er leichtfertig alle in Gefahr gebracht. Auf jeden Fall werde man ab jetzt auf ihn aufpassen und beim kleinsten Fehler fallen lassen. Er sei überhaupt nicht in der Position, Entscheidungen zu treffen, im Gegenteil, »der Oberbürgermeister Daniel C. Hünner ist tot, bevor er überhaupt zur Wahl angetreten ist.« Er solle also liefern, wie vereinbart. Sie hätten ein Abkommen, aber bisher habe sich nur »der Kreis« daran gehalten.
    Hünner fühlte sich wie ein Schuljunge, der vor seinem Direktor stand. Der Stimme am anderen Ende der Leitung hatte er nichts entgegenzusetzen. Er nickte nur stumm und legte schließlich auf. Seine Demut machte ihn wütend.
    Er musste handeln. Er musste dafür sorgen, dass der Fall Sabrina abgeschlossen wurde und er nicht noch mehr ins Visier der Fahnder geriet. Was tun, was tun? Schwerfällig stand er von seinem Schreibtisch auf.
    Das Leben da draußen, es kotzte ihn an. All diese erbärmlichen Wichtigtuer, all diese widerlichen Speichellecker, die nur ihren Profit und ihren Vorteil wollten. Für eine winzige Sekunde wollte er seinem Impuls nachgeben, den Vorsitzenden der KFM anrufen und ihm seinen Rücktritt von der Kandidatur mitteilen. Aber er wusste, dass er dazu keine Chance hatte.
    Hünner wurde oft von Bildern geplagt, die ihn besonders in stillen Stunden heimsuchten wie eine unheilbare Krankheit. Darin saß er in einem leeren weißen Raum, allein mit der Hoffnung, wie ein Neugeborenes das Leben neu beginnen zu können. Er wusste, dass er eine Seele hatte, aber er hatte vergessen, wo sie zu finden war. In Wahrheit war er seit langem auf der Suche nach ihr. An jedem Tag, den Gott geschaffen hatte. Und an jedem Tag musste er sich eingestehen, dass er sie nie würde greifen können.

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