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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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auf die Schreibtischplatte. Die gespielte Unschuld vom Lande.
    »Leenders hat unter den Fingernägeln der Toten Reste einer Flechtenart gefunden. Die gleichen Flechten waren auch im Haar der Toten.«
    »Flechten? Woher stammen sie? Was sagt Leenders dazu?«
    Schalke zog bedauernd die Mundwinkel herunter. »Nicht viel. Nur soviel, dass diese Flechtenart in dunklen und feuchten Räumen vorkommt. Zum Beispiel in Kellern oder auch in nassen Stollen. Manchmal auch in Höhlen. Tropfsteinhöhlen.«
    »Na, prima. Tropfsteinhöhlen! Stollen! Also doch Frankreich? Wo gibt es hier solche Höhlen?« Frank fuhr sich mit den Händen durch sein Haar.
    »Feuchte Keller gibt es auch bei uns.« Ecki bewertete Leenders Erkennmisse nicht ganz so düster.
    »Wir stehen also wieder am Anfang. Wir müssen diesen Fotografen finden. Und zwar schnell.«
    Ecki und Schalke nickten.
    Frank berichtete seinen Kollegen von Schrievers Rechercheergebnissen.
    Dembrowski nickte. »Hünner hat also eine Verbindung zum Fußball.«
    Frank sah seinen Kollegen an und schüttelte nachsichtig den Kopf. »Das geht mir jetzt ein bisschen schnell. Nur weil Hünner am Bau des Stadions kräftig mitverdient hat, muss er nicht zwangsläufig eine Verbindung zum Fußball haben. Und der Bau eines ›neuen‹ Bökelbergs bedeutet ebenso noch lange nicht, dass er am alten eine Kinderleiche vergraben hat. Nein, das ist zwar eine interessante Theorie, aber auch eine ziemlich abenteuerliche. Wir haben nicht den geringsten Anhaltspunkt, dass der Unternehmer und KFM-Kandidat Daniel C. Hünner unser Mann sein könnte. Warten wir ab, bis wir den Fotografen gefragt haben.«

XI.
    Das Stadion war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Wie in den vergangenen Wochen auch. Seit dem Umzug ins neue Stadion konnten die Fans von ihrem Club nicht genug bekommen. Der Verein meldete regelmäßig ein neues Rekordniveau steigender Mitgliederzahlen.
    Alexander Rauh fühlte sich seit Tagen nicht wohl. Er hatte die Nächte damit zugebracht, sich eine Strategie zurechtzulegen, um der Erpressung durch Hünner und dessen Komplizen doch noch zu entgehen. Er hatte wach gelegen und immer wieder mit seiner kleinen Puppe gesprochen, als könnte sie ihm einen Weg aus der Umklammerung weisen. Dann wieder hatte er das blonde Ding als Quelle allen Übels verdammt und das unheilvolle Spielzeug aus seinem Bett geschleudert. Bloß um es anschließend reuevoll wieder aufzuheben und liebevoll um Verzeihung zu bitten.
    Was war schlecht an der Liebe zu seinem Püppchen? Nur weil nach öffentlicher Meinung und Moral ein erwachsener Mann nicht mit Puppen spielt und schon gar nicht ein von seinen Gegnern gefürchteter beinharter Abwehrspieler, wollte er sich nicht von seiner geliebten Gefährtin trennen. Was wussten schon die anderen? Sein Püppchen hatte Seele. Dieses kleine stumme Wesen konnte ihn verstehen. Allein die Puppe kannte alle seine Geheimnisse. Sie war die Einzige, der er vertraute. Niemandem sonst, nur diesem elfenhaften Wesen.
    Was hatte er Hünner getan? Immer und immer wieder hatte er sich und seinem Püppchen diese Frage gestellt. Aber sie hatten beide keine Antwort gefunden. Warum diese Fotos? Hünner und seine dunklen Mächte hatten mit den Bildern sein Allerheiligstes geöffnet, seine Seele zerstört.
    Er hatte sich seither nicht mehr sicher gefühlt. Ständig hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Wo war diese verdammte Kamera versteckt? Er hatte jeden Winkel der Kabine abgesucht, hatte versucht, Öffnungen in den Wänden und in der Decke zu finden, aber er hatte am Ende nichts gefunden. Alexander Rauh hatte in den Augen seiner Mitspieler geforscht, ob sie Hünners Komplizen waren. Aber er hatte auch in den Augen nichts entdecken können. Und doch hatte er sich nicht sicher gefühlt.
    Menschen konnten sich verstellen. Menschen konnten ihre wahre Absicht verbergen, konnten Freundschaft und Kameradschaft heucheln. Allein zu dem Zweck, ihn beherrschen und zerstören zu wollen.
    Selbst in den Augen von Hefter und vom Trainer hatte er nach einem verräterischen Zwinkern gesucht.
    Alexander hatte an diesem Tag keine Kraft mehr. Schon nach wenigen Minuten war er nur noch mechanisch über den Platz gelaufen. Er hatte es nur dem Instinkt und der Reaktionsschnelligkeit ihres Torwarts zu verdanken, dass sie noch nicht hinten lagen. Auch die Zuschauer hatten seine Unsicherheiten bemerkt und begleiteten jede seiner Aktionen mit einem aufgeregten Raunen.
    Er nahm das Publikum, die ekstatischen Gesänge,

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