MK Boeckelberg
ersten Blick nicht viel erkennen. Die Behausung eines Singles, der auf niemanden Rücksicht nehmen musste. Die Wohnung eines Mannes, der augenscheinlich keinen Wert auf Sauberkeit und Ordnung gelegt hatte. Im Wohnzimmer quoll der Aschenbecher über. Es roch nach kaltem Rauch.
Bevor er den letzten Raum betrat, blieb Ecki stehen und tippte die Nummer der Leitstelle in sein Handy. Die Kollegen von der Spurensicherung würden viel Arbeit haben. Bisher hatte er nichts entdecken können, was einen Hinweis auf das Motiv für den Mord an Paul Hefter hätte liefern können. Keine Fotos, keine Briefe, keine Computerfestplatte, nichts.
Die Tür war abgeschlossen. Ecki fand den Schlüssel schließlich in einer Schublade der Küchenanrichte. Er betrachtete den unscheinbaren Schlüssel kurz und ging dann zur verschlossenen Tür zurück. Der Schlüssel drehte sich problemlos im Schloss. Gespannt öffnete Ecki die abgenutzte Tür einen Spalt. Drinnen war es dunkel. Die Jalousien waren herabgelassen. Mit der linken Hand führ Ecki über die Wand, bis er den Schalter fand. Dann drückte er die Tür ganz auf.
Im hellen Glanz der Deckenbeleuchtung drängte sich ihm die übervolle Schatzkammer Hefters entgegen. Vor ihm tat sich eine Mischung aus Partykeller und Mausoleum auf. In diesem Zimmer hatte Paul Hefter all das aufbewahrt, was auch nur im Geringsten mit Fußball zu tun hatte. Paul Hefter war ein leidenschaftlicher Sammler gewesen.
Die Wände waren dicht an dicht mit Postern, Schildern, Wandtellern, Zeitungsausschnitten, Wimpeln, mit Schals und Fahnen behängt. In Regalen standen Pokale, Bierkrüge mit dem Vereinslogo, Urkunden, ein silberfarbener Fußball, ein Leuchtturm in Vereinsfarben und sogar ein weißer Bauhelm aus dem Nordpark mit Logo. Daneben hing ein Spaten vom ersten Spatenstich für die neue Fußballarena. Ecki ging einen Schritt näher. Auf einigen Fotos war Hefter Seite an Seite mit berühmten Spielern der 70er Jahre zu sehen. In einer Ecke lehnte ein blaues Emaille-Schild mit dem Aufdruck Hennes-Weisweiler-Allee an der Wand. Und auf einem Sessel in der Ecke lagen Kissen mit aufgedruckten Fußbällen und dem Vereinsnamen.
Ecki war irritiert. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Wie konnte jemand sein Leben ganz einem einzigen Verein widmen? Mit spitzen Fingern hob er vorsichtig die Kissen an. Aber der Sessel darunter war leer. Mit seinem Kugelschreiber bewegte er vorsichtig die Bilderrahmen. Aber auch dahinter fand er nichts. Ein Götzentempel voller Fetische, aber mehr auch nicht. Die Kollegen von der Spurensicherung würden nichts finden.
Ecki legte das Kissen vorsichtig auf den Boden und setzte sich. Nun musste er sich wegen des »Ermittlungsfehlers« kein Kopfzerbrechen mehr machen. Ecki sah sich um. Hier war tatsächlich nichts zu finden. Schon gar nicht das mögliche Motiv, aus dem Hefter umgebracht worden war. Es sei denn, die Leidenschaft für einen Fußballverein war schon für sich genommen ein Mordmotiv. Es musste eine Verbindung zu den anderen Morden geben. Nur, welche?
»Wir haben was.« Sebastian Dembrowski wedelte mit einem Blatt Papier. »Ich habe die wichtigsten Stichworte notiert. Unglaublich. Das hätte ich nicht gedacht.«
Ecki sah von seinem Bildschirm auf. Den ganzen Morgen hatte er damit zugebracht, die Berichte der einzelnen Abteilungen zu lesen, dazu die eingegangenen und von der Mordkommission schon überprüften Meldungen und Hinweise noch einmal zu sichten. Ihn schmerzte der Rücken. »Was gibt’s? Mach nicht so einen Lärm. Setz dich«, brummte Ecki. Schalkes Euphorie kam jetzt gar nicht so gut.
»Du glaubst es nicht. Hefter hat eine Art Tagebuch geführt. Es steckte hinter einem großen Rahmen mit Fotos vom letzten Pokalsieg des Vereins, ’95 in Berlin. Es war dort mit Pflaster festgeklebt. Kein Wunder, dass du nichts gefunden hast. Ein dünnes, altes, schwarz eingebundenes Kontorbuch. Für Abrechnungen und Bilanzen. Paul Hefter macht Hünner für den Mord an Sabrina Genenger verantwortlich. Und jetzt kommt es: Er, Hünner, soll ihm die Leiche der Frau gebracht haben, damit Hefter sie ›untersuchen‹ konnte.« Dembrowski ließ sich auf Franks Stuhl fallen.
»Moment mal, was hast du da gerade gesagt? Hünner soll seine Freundin umgebracht und dann zu Hefter gebracht haben? Damit er sie untersuchen kann?« Ecki merkte, wie sich das Adrenalin in seinen Adern ausbreitete.
»Das hat mir Hübsch gerade telefonisch vorab erklärt, ja.« Dembrowski verstand überhaupt nicht, dass
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